Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Dafür gibt es hier Menschen, die füreinander da sind, die aufeinander aufpassen und manchmal sogar bereit sind, füreinander Opfer zu bringen. Das sind alles Menschen, die nicht ständig nur an ihr eigenes erbärmliches Ego denken!“
Nicolas stand wie versteinert da, völlig perplex über Serinas Ausbruch.
Ihre Attacke schien sie selbst überrascht zu haben. „Tut mir leid“, sagte sie schließlich zerknirscht. „Das war nicht besonders nett von mir. Ich kann bloß nicht verstehen, warum du bereit warst, für einen völlig belanglosen Talentwettbewerb so eine weite Reise zu unternehmen. Und das, nachdem du dich außer zur Beerdigung deiner Mutter seit zwanzig Jahren nicht mehr in Rocky Creek hast blicken lassen.“
Er schaute ihr tief in die Augen, wobei er sich nichts mehr wünschte, als ihr die Wahrheit zu sagen.
Ich bin gekommen, weil ich mich immer noch nach dir sehne, Serina. Weil ich es nicht abwarten kann, dich endlich wieder in meinen Armen zu halten. Ich bin gekommen, weil ich es nicht schaffe, mich von dir fernzuhalten, seit ich weiß, dass du Witwe bist.
Aber es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Gut möglich, dass es den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort dafür gar nicht gibt, dachte er frustriert. Nicht solange sie ihm so ablehnende Gefühle entgegenbrachte.
Doch das behielt er für sich und antwortete nur: „Ich bin hier, weil mir deine Tochter so einen anrührenden Brief geschrieben hat.“
Und wie auf Kommando kam Felicity auf sie zu gerannt.
Nicolas erkannte sie auf Anhieb. Es war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und Serina wieder vor ihm stände.
„Hurra, da sind Sie ja! Ich fasse es nicht, Sie sind wirklich gekommen!“ Felicity jauchzte, wie es nur eine Zwölfjährige konnte. Und sie bremste auch nicht vor ihm ab, sondern rannte ihn fast um. „Oh, danke, danke, danke!“, sprudelte sie heraus, wobei sie ihm für einen impulsiven Moment die Arme um die Taille schlang. Aber fast genauso schnell ließ sie ihn wieder los und warf ihm einen verlegenen Blick zu. „Ups, … sorry … äh … Entschuldigung. Manchmal geht einfach mein Temperament mit mir durch, stimmt doch, Mum, oder?“
5. KAPITEL
An diesem Punkt hätte Serina am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Das überstieg ihre Kräfte.
Obwohl sie sich schon seelisch darauf eingestellt hatte, dass es ein schwieriger Tag werden würde. Aber das, was sich da eben vor ihren Augen abgespielt hatte, überfiel sie völlig unvorbereitet.
Mit ansehen zu müssen, wie ihre Tochter ahnungslos ihren leiblichen Vater umarmte, war kaum auszuhalten. Dabei brachen sich die unterschiedlichsten Gefühle Bahn, die sie fast zu überwältigen drohten. Absurderweise war sie regelrecht eifersüchtig auf Felicity. Wie gern hätte sie Nicolas selbst so stürmisch umarmt! Gleichzeitig wurde sie von Schuldgefühlen geplagt. Niemals hätte sie Felicity als Gregs Tochter ausgeben dürfen. Nie! Sie hätte von Anfang an die Wahrheit sagen müssen. Aber sie hatte sich in einer Lüge verheddert, die sie bis in den Tod verfolgen würde.
Weil sie gesehen hatte, wie Nicolas’ Augen instinktiv aufgeleuchtet hatten, als seine Tochter für einen flüchtigen Moment fest ihre Arme um ihn gelegt hatte, die Zärtlichkeit, mit der er sie angelächelt hatte. Er lächelte immer noch.
Die Erkenntnis, dass Nicolas Felicity ein guter Vater hätte sein können, traf sie mit voller Wucht.
Doch es war zu spät. Es war in dem Moment zu spät gewesen, in dem sie ihre Heiratspläne weiterverfolgt hatte, ohne Greg etwas von ihrer Schwangerschaft zu sagen. Da hatte sie die Weichen gestellt. Für Felicity war Greg Harmon ihr Vater, nicht Nicolas. Felicity hatte Greg geliebt, und sie liebte Gregs Eltern, die für sie Nanna und Pop waren. Nein, sie war dazu verdammt, dieses Geheimnis bis an ihr Lebensende zu hüten.
Und sie musste stark bleiben, auch wenn ihr zum Heulen war.
Erstaunlich, was eine Mutter aushalten konnte, um zu verhindern, dass ihr Kind unglücklich wurde. Serina rang sich ein Lächeln ab und schaffte es sogar, in halbwegs normalem Ton zu sagen: „Gegen Begeisterung lässt sich nichts sagen. Obwohl ich glaube, dass du gut daran tust, nicht allzu vertraut mit Mr Dupre zu erscheinen. Sonst könnten die Leute auf dumme Gedanken kommen, falls du morgen unter den Gewinnern bist.“
Serina bereute ihre Worte sofort, doch zu spät.
„Soweit war ich auch schon“, gab Felicity zurück. „Und da habe ich mir überlegt, dass es
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