Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Kompositionen für vier Finger. Früher konnte ich mit einer Hand zehn Tasten umspannen. Tja … Pech. Nur gut, dass alles Schlechte zum Glück auch eine gute Seite hat. Da man als Konzertpianist viele persönliche Opfer bringen muss, habe ich es jetzt als Produzent vielleicht gar nicht so schlecht getroffen.“
„Gut möglich.“ Serina riss sich zusammen. „Vor ein paar Jahren habe ich ein Porträt über dich im Fernsehen gesehen“, fuhr sie so sachlich wie möglich fort. „Du hast ja offenbar noch einmal richtig Karriere gemacht.“
Er lachte leise auf. „Na, du hast ja auch nicht auf der faulen Haut gelegen. Erstaunlich, was du aus dieser alten Holzhandlung gemacht hast. Da ist es kein Wunder, dass du so eine beherzte Tochter hast. Das kann sie nur von dir geerbt haben.“
Serina wand sich innerlich und hoffte, dass er ihr das schlechte Gewissen nicht an der Nasenspitze ansah.
Ein Klingeln rettete sie vor weiteren Peinlichkeiten. Serina kramte ihr Handy aus ihrer Tasche und klappte es auf.
„Ja?“
„Hast du immer noch nichts von ihm gehört?“, fragte ihre Tochter ungeduldig. Erst in diesem Moment fiel Serina siedend heiß ein, dass sie versprochen hatte, sofort Bescheid zu sagen, wenn Nicolas sich gemeldet hatte.
„Doch, Felicity“, gab sie aufseufzend zurück. „Er ist da. Wir sind jetzt auf dem Weg zur Schule, okay? Bis gleich.“ Bevor Felicity noch etwas sagen konnte, legte Serina auf.
Nicolas lächelte sie an. „Kann es sein, dass deine Tochter manchmal etwas anstrengend ist?“
„Wieso?“, gab sie frustriert zurück, und er lachte.
„Nur so“, erwiderte er vergnügt, während er vom Parkplatz fuhr und links abbog. „Ist die Schule immer noch am selben Ort?“
„Ja.“
„Was? Sonst keine Überraschungen mehr?“
„Ein paar noch vielleicht.“
„Ich hoffe nur, du stellst dich schützend vor mich, wenn die rohen Eier in meine Richtung fliegen. Obwohl ich den dumpfen Verdacht habe, dass du dir genau das wünschst.“
„Na, im Büro sah es mir nicht danach aus, als ob dich jemand mit Eiern bewerfen wollte. Die Mädchen hast du jedenfalls in Windeseile um den kleinen Finger gewickelt.“
Er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem ihr Herz einen Sprung machte. „Das lernt man mit der Zeit.“
Serina war ihm außerordentlich dankbar, dass er sie gerade noch rechtzeitig daran erinnerte, was für eine unbeschwerte Art Leben er führte. Es war kaum anzunehmen, dass er sich zu irgendeinem Zeitpunkt vor Sehnsucht nach ihr verzehrt hatte.
„Schön zu hören“, erwiderte sie kühl.
Aber Nicolas ließ sich nicht täuschen. Obwohl sie sich frostig gab, knisterte es doch beträchtlich zwischen ihnen. Wenn er nicht in diesem Moment hätte abbiegen müssen, wäre er kurzerhand an den Straßenrand gefahren. Um sie zu küssen.
„Wie du siehst, ist die alte Schule immer noch da“, fuhr sie fort, während er die von Bäumen gesäumte Straße entlangfuhr. „Aber vor ein paar Jahren gingen die Anmeldungen rasant zurück, deshalb beschloss man, eine modernere Schule zu bauen, mit einer schönen großen Aula, in die fünfhundert Leute reinpassen. Dort findet morgen auch der Talentwettbewerb statt.“
„Bei der Hitze kann ich nur hoffen, dass die neue Schule eine Klimaanlage hat.“
„Selbstverständlich“, sagte sie stolz. „Dank Gus.“
„Gus?“, wiederholte er verblüfft. „Du meinst doch nicht etwa unseren guten alten Gus?“ Old Gus war ein harmloser Obdachloser gewesen, der bei schlechtem Wetter in den Umkleidekabinen am Sportplatz genächtigt hatte, wo die Kinder ihn mit Essen, Decken und Klamotten versorgt hatten.
„Genau den. Überraschenderweise hat sich nämlich vor ein paar Jahren herausgestellt, dass Gus ein heimlicher Millionär war. Bei seinem Tod hat er sein ganzes Geld den Eltern von Rocky Creek oder genauer gesagt dem hiesigen Bürgerverein vermacht. Wir haben das Geld intelligent angelegt und tasten es nicht an. Aber allein von den Zinsen konnten wir für die neue Schule schon eine Klimaanlage anschaffen, einen Computerraum einrichten, einen Sportplatz bauen und noch einiges mehr. Momentan sparen wir auf ein Schwimmbad.“
„Wir? Das klingt ja fast, als ob du da mitmischst.“
„So ist es. Ich bin die Schatzmeisterin.“
Nicolas versuchte nicht allzu bestürzt dreinzuschauen. Je mehr er über sie erfuhr, desto klarer wurde ihm, wie fest verwurzelt sie in Rocky Creek war.
Aber das wusstest du doch von Anfang an, Nick, alter Junge, oder nicht?
Deshalb hat
Weitere Kostenlose Bücher