Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
die Luft weg. Er musste träumen!
Er fuhr herum, und tatsächlich – da war sie: seine Serina.
„Felicity schickt mich“, sagte sie schlicht, während sie quer durch die Eingangshalle auf ihn zukam. „Der ist von ihr.“ Sie deutete mit dem Kopf auf den Brief.
„Ich verstehe nicht …“ Und er verstand wirklich nicht. Dennoch begann eine wundervolle Hoffnung in ihm zu keimen.
Serina schaute über seine Schulter auf Chad, der versuchte, so gelangweilt wie möglich zu wirken.
„Komm mit hier rüber“, sagte sie leise und zog Nicolas in eine entfernte Ecke der Lobby, wo ein kleiner Rollkoffer mit einer riesigen Handtasche obenauf wartete.
Als sie sich zusammen hinsetzten, hämmerte sein Herz.
„Jetzt rede schon endlich, um Himmels willen!“
„Ich habe Felicity die ganze Wahrheit erzählt, Nicolas. Sie weiß, dass du ihr Vater bist.“
Nicolas wollte seinen Ohren kaum trauen. „Und?“, fragte er erstickt.
Mit ihrem Lächeln hätte sie selbst einen Eisberg zum Schmelzen bringen können. „Sie hasst mich nicht.“
„Und was ist … was … ist mit mir?“ Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Nicolas so gestammelt.
„Oh, Nicolas, wie sollte sie dich hassen? Du konntest doch überhaupt nichts dafür. Es war ganz allein meine Schuld.“
„Das stimmt so nicht, Liebste“, widersprach er und nahm ihre Hände.
„Oh doch, es stimmt. Bitte, Nicolas, lass mir meine Sünden. Ich hätte es dir damals sofort erzählen müssen. Aber ich bin den leichtesten Weg gegangen und habe teuer dafür bezahlt.“
„Dann war Felicity also nicht völlig niedergeschmettert, dass Greg nicht ihr leiblicher Vater war?“
„Im ersten Moment schon. Doch dann habe ich sie daran erinnert, dass Greg in jeder Hinsicht ihr Vater war, nur nicht ihr biologischer. Ein wundervoller Vater.“
„Und das war er ja wohl wirklich“, pflichtete Nicolas ihr bei.
„Ja. Jetzt hoffe ich bloß, dass du nicht allzu enttäuscht bist, weil weder Felicity noch ich irgendwem zukünftig die Wahrheit sagen wollen, besonders Gregs Eltern nicht. Sie wären am Boden zerstört.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen.“
„Sie sind schon ziemlich alt, weißt du. Und irgendwann wird es nicht mehr wichtig sein, ob jemand die Wahrheit kennt oder nicht.“
„Von mir aus braucht niemand etwas zu wissen. Entscheidend ist nur, dass meine Tochter weiß, wer ihr Vater ist.“
„Sie möchte, dass ich dabei bin, wenn du ihren Brief liest.“
„Nun, dem steht nichts im Wege.“ Immer noch mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch riss er den rosa Umschlag auf. Der Brief war auch diesmal wieder auf dem Computer geschrieben.
Lieber Nicolas,
tut mir leid, aber Dad kann ich Dich nicht nennen, es würde sich einfach nicht richtig anfühlen für mich. Weil ich nämlich schon einen Dad habe. Trotzdem finde ich es voll cool, dass Du mein leiblicher Vater bist. Kein Wunder, dass ich ein bisschen so Klavierspielen kann wie Du. Auf jeden Fall bin ich wirklich sehr froh, dass Mum mir die Wahrheit gesagt hat, weil ich sonst eines Tages vielleicht zufällig darüber gestolpert wäre, und das wäre echt schlimm gewesen. Mum war sehr traurig, nachdem Du weg warst. Ich meine wirklich richtig traurig. Sie liebt Dich immer noch, und sie sagt, dass Du sie auch liebst. Ich hoffe sehr, dass das auch stimmt. Aber wenn es nicht stimmen sollte, rede ich mein ganzes Leben lang kein einziges Wort mehr mit Dir. Und das wäre eine echte Tragödie, weil ich Dich nämlich ganz doll lieb habe. Deshalb möchte ich Dich bitten, meine Mum noch mal zu fragen, ob sie Dich nicht heiraten will. Außerdem bitte ich Dich, dass du zurück nach Australien kommst, um hier mit uns zu leben.
Tschüss erst mal.
Deine heimliche Tochter
Felicity Harmon.
PS. Bitte schick mir sofort eine E-Mail, wenn Mum Ja gesagt hat.
(Was sie ganz bestimmt macht.)
PPS. Ich wünsche mir eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder.
(Möglichst bald)
PPS. Aber Konzertpianistin will ich trotzdem immer noch nicht werden.
Nicolas musste lachen.
„Was ist?“, wollte Serina wissen. „Was schreibt sie?“
Er hielt ihr den Brief einfach hin.
Serina stöhnte. „Oh, Liebster. Wenn sie bloß nicht so schrecklich dickköpfig wäre.“
„Ich finde sie einfach großartig“, sagte Nicolas.
„Sie bestand darauf, dass ich persönlich komme. Sie sagte, es wäre feige, wenn ich nur eine E-Mail schreibe oder anrufe.“
„Du bist die mutigste Frau, die mir jemals begegnet ist. Deshalb frage ich dich jetzt
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