Leidenschaft in den Highlands
den MacCallens und den MacBaines.«
Nun drohten dem Chieftain die Gesichtszüge zu entgleiten. »Seit wann das?«
»Es hat sich einiges geändert. Wir werden ihnen Frieden anbieten.«
»Die werden keinen Frieden wollen, solange sie die Pacht zahlen müssen. Willst du die ihnen etwa erlassen?«
»Ich diskutiere meine Entscheidungen nicht.«
Patrick schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Das alles wegen dieser Frau? Sie hat dir diese wirren Ideen in den Kopf gesetzt, nicht wahr?« Die Stimme des Chieftains überschlug sich fast.
Ewan sah nicht, warum er seine Beweggründe geheim halten sollte, und erklärte: »Ich habe ein ernsthaftes Interesse an ihr. Und sie ist eine MacBaine.«
»Das hat sich dieses Weib schlau überlegt.« Patrick lief kopfschüttelnd im Zimmer auf und ab, stieß ein schrilles Lachen aus. »Und wir tappen mitten hinein in ihre Falle.«
»Ruhig Blut, Junge. Du wirst deine erste Schlacht schon noch schlagen. Es wird sich bald eine andere Gelegenheit ergeben.«
»Chief, du verstehst nicht. Während sie dich abgelenkt hat, haben sich die MacBaines mit anderen Clans verbündet und rüsten sich gegen uns. Das war ihr Plan.«
Ewan lachte leise. Die Anschuldigung klang wahrlich abenteuerlich.
Aber was, wenn der Chieftain doch recht hatte? Ewan versuchte, nicht daran zu denken.
»Der Plan scheint ja funktioniert zu haben. Sie hat deinen Verstand völlig vernebelt.«
»He! Halt du dich da raus.« Dieser Frischling schien seine Grenzen noch nicht zu kennen.
»Fakt ist, dass die MacBaines angreifen werden und die MacAffys und die MacDouglas auf ihrer Seite stehen, während wir noch nicht einmal unsere Männerversammelt haben. Wir sind in keinster Weise auf einen Angriff vorbereitet, dafür hat sie gesorgt.«
»Das ist nicht wahr!«, schrie Ewan.
Patrick zuckte sichtlich zusammen, als Ewan mit der Faust auf den Tisch schlug.
»Ich sage nur, was ich weiß. Du magst glauben, dass ein Friedensvertrag deine Probleme löst. Aber ich sage dir: Er wird nur neue schaffen. Wenn wir den MacBaines die Pacht erlassen, fordern die MacAffys und die MacDouglas dasselbe. Wir machen uns zum Gespött des Hochlands. Andere Clans werden ihren Respekt vor uns verlieren. Und das könnte ich ihnen nicht einmal verübeln.«
»Ich muss nachdenken«, sagte Ewan und stützte beide Hände auf dem Tisch ab. Hatte sich Avery tatsächlich nur deshalb mit ihm eingelassen, um ihrem Clan zu helfen? Das konnte einfach nicht sein.
»Chief, denk nicht zu lange nach. Die Zeit läuft uns davon. Unsere Männer brauchen einen starken Anführer. Die Boten sind unterwegs, um auch Rory und die anderen Chieftains zu verständigen. Aber du musst die Befehle geben.«
Ewan wusste, dass Patrick recht hatte, doch er war im Moment nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Lass mich einen Moment allein.«
Patrick respektierte seinen Wunsch und ging.
Avery schwang in heller Vorfreude ihr Übungsschwert durch die Luft, lockerte Arme und Beine, um sich auf den bevorstehenden Trainingskampf vorzubereiten. Mehr noch als auf den Übungskampf freute sie sich auf Ewan. Seine zärtlichen Hände, seine muskulösen Schultern, die warme Brust, die feste Haut und die Narben, die sie zierten, gingen ihr nicht aus dem Kopf.
»Hallo, Avery«, erklang eine helle Stimme hinter ihr.
Avery drehte sich um und blickte in das kleine Gesicht Victorias.
»Hallo, Vicky, was machst du denn hier?«
Vicky holte hinter ihrem Rücken ein Holzschwert hervor und lächelte stolz. »Ich möchte auch eine Kämpferin werden, so wie du. Kannst du mir das beibringen?«
Sie schwang ungelenk die hölzerne Klinge, deren Spitze knirschend über den Boden schabte. Avery fiel es schwer, nicht laut loszulachen. Obgleich sich Vicky alle Mühe gab, stellte sie sich doch noch recht ungeschickt an. Einst war sie selbst genauso ungestüm gewesen. Vielleicht ein wenig begabter. Aber sie hatte dieselbe Energie an den Tag gelegt wie Vicky. Es würde ihr gewiss Freude machen, sie zu unterrichten.
»Wo hast du denn die Waffe her?«
»Aus dem Waffenlager natürlich.«
Avery fragte sich, ob man dem Mädchen einfach so eine Übungswaffe in die Hand gegeben hatte oder ob Vicky sich durch ein Schlupfloch in die Kammer geschlichen hatte. Schließlich war sie auch in den Stall nicht auf dem üblichen Weg gelangt.
»Wie geht das? Erklärst du es mir?«
Das feurige Strahlen in ihren dunkelblauen Augen zeugte von einer Begeisterung, die Avery ansteckte. Und diese Augen
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