Leidenschaft in den Highlands
werde ihnen den Friedensvertrag überbringen.«
»Das ist viel zu gefährlich.« Sein Griff um ihre Schultern wurde stärker, als wollte er sie jeden Moment schütteln, um sie zur Vernunft zu bringen.
»Ich bin eine von ihnen. Sie werden mir kein Haar krümmen.«
»Aber sie werden nicht auf dich hören.«
»Doch.« Avery atmete tief durch, denn es gab noch etwas zu offenbaren, das sie Ewan bisher vorenthalten hatte. Aber da er ihr künftiger Mann war, hatte er ein Recht darauf, es zu erfahren. »Glaube mir, sie haben keine andere Wahl.« Er sah sie verwirrt an.
»Ich bin ihr Chief.«
»Du bist …« Ewan hielt erstaunt inne. »Eine Frau als Chief?«
»Hegst du Zweifel an meinen Fähigkeiten?« Ihr fiel ihre zweite Begegnung ein. Damals hatte er sich über sie lustig gemacht, weil sie sich als Stellvertreterin ihres Vaters vorgestellt hatte. Ob er genauso verbohrt war wie ihr Vetter Amus?
Zu ihrer Überraschung schüttelte er jedoch den Kopf. »Dass ich darauf nicht schon früher gekommen bin.Der alte MacBaine hat zwar keinen Sohn, aber eine Tochter, die wie ein Mann kämpft und ihren Verstand zu gebrauchen weiß. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck, setzt sich für ihre Leute ein und versucht, sie zu schützen. Das sind Eigenschaften, die man guten Anführern zuschreibt. Eigenschaften, die ich respektiere und die mich an dir beeindrucken.«
Sie lächelte dankbar. »Du siehst, es wird keine Probleme geben.«
»Aye. Doch vorher musst du lebendig ankommen.«
»Was sollte mir schon passieren?«, fragte sie verblüfft.
»Dieses Räuberpack könnte noch immer sein Unwesen in der Gegend treiben.«
»Die Räuber sind tot.«
»MacDover vielleicht, aber nicht alle von ihnen. Ich werde dich nicht allein gehen lassen.«
»Bitte, Ewan, wenn meine Leute dich sehen, werden sie dich in ihrer Wut verwunden oder sogar töten.«
»Ich dachte, du wärst ihr Chief.«
»Aye.«
»Befehle ihnen, nicht anzugreifen. Sie werden auf dich hören.«
»Aye.«
»Na bitte, was spricht dann dagegen, dass ich dich begleite?«
»Ich denke nicht, dass die MacAffys und die MacDouglas meinen Befehl befolgen werden. Ich kann nicht zulassen, dass du dich wegen mir in Gefahr begibst.«
»Wenn du dir solche Sorgen um mich machst, nehme ich meine Männer zum Schutz mit.«
»Sobald du mit Geleitschutz anrückst, halten sie es für einen Angriff. Und du musst zugeben, dass man ihnen das nicht verdenken kann. Meine Leute sind voller Zorn, weil ihr Dorf zerstört wurde. Sie werden jeden angreifen, der das Wappen oder den Tartan der MacCallens trägt.«
»Fein. Dann bleiben wir beide hier, und ich sende einen Boten.«
»Der Letzte kam nicht zurück.«
Ewan lief nervös auf und ab. »Das gefällt mir nicht, Avery. Ich sitze hier in meiner sicheren Burg, während du dich ins Feindesland begibst. Allein die Vorstellung, dass dir etwas zustößt, macht mich wahnsinnig.«
Ein Lächeln huschte über Averys Gesicht. In diesem Fall war seine Sorge unbegründet, sosehr diese sie auch rührte. »Sie sind nicht meine Feinde, Ewan. Sie sind meine Familie.«
Auf seiner Miene zeigte sich weiterhin nichts als Sorge. Also fuhr sie fort.
»Meine Freilassung werden sie als Zeichen deines guten Willens deuten. Also werden sie sich für unser Anliegen öffnen und bereit für Verhandlungen sein.«
Ewan blieb stehen und starrte einen Moment lang die Decke an. Nachdenklich kraulte er sich am Kinn.
»Das alles gefällt mir nicht, das weißt du, Avery. Ich möchte dich beschützen.«
»Deswegen liebe ich dich, Ewan. Aber dieses eine Mal gibt es dafür keinen Grund. Meine Familie würde michniemals angreifen. Und sollte ich auf Räuber treffen, weiß ich nun dank dir, wie ich sie spielend entwaffnen kann.«
»Vorausgesetzt, sie benutzen eine Klingenwaffe.«
»Du bist unverbesserlich.« Sie lachte. »Vielleicht werde ich unterwegs vom Blitz getroffen?«
»Hör bloß auf mit solchen Geschichten!«
Sie nahm ihn in die Arme. »Vertrau mir einfach. Ich weiß, was ich tue.«
»Also gut, dann sei es so«, sagte er schließlich, obwohl ihm anzumerken war, dass ihm diese Sache nicht behagte. »Doch erlaube mir zumindest, dich ein Stück deines Weges zu begleiten. Und triff mich an unserem See, damit ich weiß, dass es dir gutgeht. Bitte. Ich kann hier nicht tatenlos auf dich warten.«
»Ich werde dort sein, sobald die Sonne untergeht.«
Ewan MacCallens Männer blieben in der Nähe von Stonewall Castle positioniert. Wenn Averys Plan scheiterte, hatte er den
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