Leidenschaft in den Highlands
MacBaines zumindest etwas entgegenzusetzen. Mit etwas Glück konnten sie die Angreifer so lange aufhalten, bis sein Bruder Rory mit der Verstärkung anrückte. Er stand auf dem Hof und beobachtete das bunte Treiben: die Männer und Frauen, die ihren alltäglichen Verrichtungen nachgingen. Vorräte wurden ins Lager gebracht, die Risse und Löcher in den Mauernmit Mörtel bearbeitet. Die Wachen, die am Eingang positioniert waren. Hier sah alles friedlich aus. Er hoffte inständig, dass es nicht zum Kampf kommen würde.
Größer als die Furcht vor einer vernichtenden Niederlage war jedoch die Sorge um Avery. Es war nicht rational, das wusste er selbst, doch er konnte es nicht ändern.
Just als er an sie dachte, trat sie neben ihn und blickte entschlossen zum Tor.
Himmel, sie sah so wunderschön aus. Ihr Haar leuchtete wie rotes Gold in der Sonne, ihre Haltung war voller Anmut, und kleine Funken blitzten aus ihren hellblauen Augen. Sie hatte sich eine Tasche über ihre Schulter gehängt. Darin befand sich der Vertrag, den sie mit Ewan ausgehandelt hatte. Ein Friedensvertrag. Hoffentlich würde er seinen Zweck erfüllen.
»Bist du bereit?«, fragte sie und schenkte ihm dieses hinreißende Lächeln. Bei diesem Anblick wurde er dessen gewahr, was für ein Glück er hatte. Er konnte immer noch nicht glauben, dass diese Frau ihn wirklich liebte.
Sie wusste selbst nicht, wie schön sie war, und das ließ sie womöglich noch mehr erstrahlen. Er zumindest hatte ihre Grazie erkannt, vom ersten Augenblick an. Ewan war nicht sicher, ob er bereit war, sie gehen zu lassen. Er hätte sie am liebsten keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen.
Zögerlich nickte er. Ein Stallbursche kam mit zwei von Ewans Pferden auf sie zu.
»Hilfst du mir beim Aufsteigen?«, fragte Avery und hielt sich an der Mähne fest. Ewan hob sie spielend aufden Rücken der Stute. Avery war leicht, aber durchtrainiert. Langsam wandte er sich seinem eigenen Pferd zu.
»Kommst du?«, fragte Avery und trieb ihre Fuchsstute an. Jemand zog das Burgtor hoch. Ewan schwang sich behände auf sein eigenes Tier und folgte ihr. Er würde jede Minute in ihrer Nähe genießen, als sei es die letzte.
Als sie nahe der Grenze von ihren Pferden stiegen, verspürte er ein Gefühl tiefen Verlustes. Jetzt blieben ihm nur noch wenige Augenblicke mit ihr. Sie sprang aus dem Sattel und ging einige Schritte durch das Tal.
Er folgte ihr. Und als er sie eingeholt hatte, legte er sacht eine Hand auf ihren Schopf, kraulte ihre Locken und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Gott wusste, wie sehr er diese Frau liebte. Er liebte ihren Körper, die festen, kleinen Brüste, ihren anmutigen Hals und die blauen Augen, die heller strahlten als der Sommerhimmel an einem sonnigen Tag. Und er liebte die Art, wie sie sprach, ihr Lachen, ihre klugen Gedanken. Nie hatte er eine Frau gekannt, deren Mut und Entschlossenheit ihn so beeindruckt hatten. Aye, sie hatte ein gutes Herz.
Obgleich sie sich als Feinde kennengelernt hatten, war es ihr gelungen, tief in sein Innerstes zu blicken und den wahren Ewan von seinen Ketten zu befreien.
Er spürte ihre Hände auf seinem Rücken, die beruhigend auf und ab strichen. Sie blickte zu ihm auf und lächelte ihn an. »Ich werde zurückkommen«, sagte sie heiser. »Vertraust du mir?«
»Aye.« Nie mehr würde er einen Zweifel an ihr hegen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Zärtlich umschlossenihre weichen sinnlichen Lippen seinen Mund. Ein wohliger Schauer jagte über seinen ganzen Körper, ließ ihn erst kalt und dann heiß erbeben.
Er schloss die Arme eng um sie und küsste ihren Mund, ihre Wangen, ihren Hals. »Ich warte auf dich«, hauchte er. »Morgen Nacht. Am Lochan Lor.«
Avery hatte keine Schwierigkeiten, die Grenze zu passieren. Voller Vorfreude ritt sie auf das Lager zu, das ihr Clan nahe des zerstörten Dorfes aufgebaut hatte. Als sie ankam, hatte sich die frohe Kunde bereits verbreitet. Jeder erkannte sie schon von weitem an ihren rotgoldenen Haaren.
Alle redeten durcheinander.
»Das muss ein Geist sein!«, rief einer der Chieftains aus.
»Nay, das kann nur unser Chief sein!«, sagte ein anderer mit Stolz in der Stimme.
Andere tuschelten miteinander, ein paar rannten weg, um den Rest des Clans zu informieren.
Brian stand einfach da und sah sie strahlend an. Als Avery vom Pferd stieg, schloss er sie ohne jegliches Zögern in die Arme.
Es fühlte sich gut an, wieder zu Hause zu sein. Wie sehr sie die Herzlichkeit ihres Clans
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