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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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fragen. Er wird entscheiden«, sagte Liam.
    »Ich bin der Chief der MacBaines«, erwiderte sie. Zornesröte stieg ihr ins Gesicht. Offenbar hatten die Männer sehr schnell vergessen, was sie selbst nach langer Diskussion bestimmt hatten.
    »Niemand von uns würde diesem Bastard folgen, Hochzeit hin oder her. Das geht zu weit. Amus mag ein Hitzkopf sein, aber er ist uns immer noch lieber als dieser Hundesohn. Siehst du nicht, welche Aufstände das provozieren wird? Ist es das, was du dir für unsere Zukunft wünschst?«
    »Ich verstehe deine Sorge, Liam. Ich weiß, dass Ewan MacCallen innerhalb des Clans nicht den besten Ruf hat. Aber der Vertrag sagt ganz klar: Ewan bleibt der Chief seines Clans, und ich führe die MacBaines an. Es bleibt alles wie gehabt.«
    Liam nahm den Vertrag noch einmal zur Hand und runzelte nachdenklich die Stirn. »Also handelt es sich eher um ein Bündnis der beiden Clans als um eine Zusammenlegung.«
    »Es ist mehr als ein Bündnis. Keiner von uns wird beide Clans anführen. Doch gemeinsam werden wir die Clans vereinen. Bis unser Erstgeborener das Mannesaltererreicht, werden die Zeiten friedlicher sein. Er wird dann die Führung beider Sippen übernehmen.«
    Avery hörte, wie einige Männer miteinander tuschelten, hörte Schnauben, krachende Humpen und lautes Fluchen. Sie wünschte, ihr Vater wäre da gewesen. Niemals hätten sie eine seiner Entscheidungen in Frage gestellt. Sein Wort war für sie Gesetz gewesen. Sie würden lernen müssen, auch hinter ihr so geschlossen zu stehen. Aber das waren nicht die Zeit und der Ort, darüber zu debattieren.
    »Bedenkt, wie diese Vereinigung unsere Position verbessern würde. Wer sollte uns noch etwas anhaben wollen? Wir wären der stärkste Clan im gesamten Nordwesten der Highlands.«
    »Aye. Die Idee ist gar nicht so schlecht«, klang es von hinten. »Ich finde, so machen wir es!«
    »Der Vertrag scheint fair, und niemand muss Verluste hinnehmen.« Nur wenige schienen noch abgeneigt.
    Just als Liam den Vertrag auf den Tisch zurücklegen wollte, streifte plötzlich jemand ihre Schulter, beugte sich über sie und griff nach dem Vertrag. Avery drehte sich um und blickte in das bartlose, glatte Gesicht von Amus. Seine grünen Augen funkelten wie zwei Smaragde.
    »Man hat mir zugetragen, dass du wieder hier bist«, sagte er gewollt beiläufig, doch sein zuckendes Lid verriet, wie nervös er war.
    Sein Mund blieb offen stehen, als er den Vertrag las. »Frieden?«, japste er. Er sah aus wie ein junger gestrandeter Karpfen, der verzweifelt versuchte, wieder ins Wasser zurückzugelangen.
    »Ich bin sicher, die MacAffys und die MacDouglas werden begeistert sein, dass sie den langen Weg umsonst zurücklegen durften. Eine hervorragende erste Entscheidung nach der Rückkehr ins alte Amt. Ich gratuliere.«
    Er ließ das Schreiben achtlos fallen. Es segelte auf den Tisch zurück wie ein Herbstblatt im Wind.
    »Ich dulde keine Diskussionen über meine Entscheidung«, sagte Avery nüchtern. Sie würde sich von Amus nicht niedermachen lassen, schon gar nicht vor den Augen der anderen. Sie war der Chief.
    »Diskussionen? Ich bitte dich. Wir sind alle voller Tatendrang. Die Männer dürstet es nach einem Kampf.« Er warf einen zweiten Blick auf den Vertrag. »Aber du bist der Chief.«
    »So ist es.«
    »Dann verrate mir doch, wann und wo diese historische Vertragsunterzeichnung stattfinden soll, nun, da wir uns alle wohl oder übel deinem Willen beugen müssen.«
    »Ich kämpfe nicht für mich, sondern für meinen Clan. Gute Entscheidungen sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.«
    »Solange du weißt, was du tust … Also, wann und wo entscheidet ihr über unser aller Schicksal?«
    Etwas an seinem Ton gefiel ihr nicht. Amus erinnerte sie an eine Schlange, die nur darauf wartete, ihr Gegenüber mit einem Biss zu vergiften. Durch ihre Rückkehr hatte er seinen Posten verloren. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sich so aufzuspielen.
    »An der Grenze. In sieben Tagen.«
    Sie erhob sich, faltete den Vertrag, unbeeindruckt von Amus’ gehässiger Miene, zusammen, steckte ihn in die Tasche zurück und ging zum Ausgang des Zeltes. Aye, so würde es geschehen!

    Am frühen Morgen kehrte Avery nach Green Castle zurück. Sie war die ganze Nacht durchgeritten, während die Männer an der Grenze zurückgeblieben waren. Sie hatte das Kommando in Brians Hände gelegt, weil sie Amus nicht mehr vertraute. Dieser war ebenfalls aufgebrochen, doch wohin seine Reise

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