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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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scheinen nicht höher zu werden, aber die Phasen der Apathie werden tiefer und dauern etwas länger. Und wenn sie aus ihnen auftaucht, hab ich das Gefühl ... es ist etwas weniger von ihr da. Sie hat ein paar Lieder vergessen, die sie vor ein paar Monaten noch wußte. Sie wird ein bißchen ungeschickt und unreinlich beim Essen und in der Körperpflege. Den Strand liebt sie sehr. Sie haßt es, eingesperrt zu sein. Hier hat sie die Illusion von Freiheit. Eine große Anstalt könnte es vielleicht aufhalten, vielleicht sogar ein bißchen bessern, aber niemals so weit, daß man sie in die Welt entlassen könnte. Sie ist für niemanden eine Gefahr. Sie ist ein Opfer. Er hat sie zum Opfer gemacht.«
    »Was ist mit ihrer Mutter passiert?«
    »Die starb bei einem Hotelbrand, als Nancy sieben war. Sie war mit einem Liebhaber dort. Nancy hat einen kräftigen Körper. Ich fürchte, der wird auch noch lange funktionieren, nachdem der Verstand beim Teufel ist. Vielleicht noch vierzig Jahre oder länger. Es gibt noch einen Bruder. Älter und, allen Berichten nach zu urteilen, extrem spießig. War nett, dich mal wieder zu sehen. Nett, mit Ihnen zu plaudern, Miss Holtzer. Es ist eine seltsame Welt, wissen Sie. Wir können uns vor unseren Feinden schützen und sogar vor unseren Freunden, aber niemals vor unserer Familie. Die Kleine da wurde mit sieben ins Internat geschickt. Mit vierzehn hatte sie Liebhaber, alkoholisch bedingte Demenz in milder Form mit fünfzehn und die ersten Elektroschocks mit sechzehn. Ich geh jetzt Stühle streichen. Meine Therapie gegen Depression und Empörung. Sie können jederzeit wiederkommen, alle beide.«

    Zum Mittagessen machten wir in einem Fischrestaurant halt. Wir hatten eine Ecknische für uns. Ich erzählte ihr von dem Toten. Sonny Catton. Ich erzählte ihr von den acht Bildern, der Ohrfeige des Vaters, der Feindseligkeit gegenüber den M’Gruders, ihrer letzten rätselhaften Bemerkung.
    »So wie Sie aussehen, war es hart, Trav.«
    »Ich schätze, ja. Ich weiß nicht, wieso es mich so mitgenommen hat. Ich glaube, weil sie so frisch und sauber und strahlend aussieht. Ich glaube, ein Mann bekommt das Gefühl ... ein wunderschönes verwirrtes Mädchen, wenn man sie mitnehmen könnte, ihr Liebe geben, sie gut behandeln, würde es ihr wieder besser gehen. Aber man weiß, es geht nicht. Der letzte, der etwas hätte tun können, war vielleicht Catton, aber der war nicht der Typ dafür. Ich schätze, sie ist eine ganze Weile herumgereicht worden, ohne daß einer von denen ihr gutgetan hätte.«
    Ich erzählte ihr von Carl Abelle. Die Winkel ihres kräftigen Mundes verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Der Tafelritter der Skipiste. Ich habe ihn einmal kennengelernt. Da habe ich erst seit ein paar Wochen für sie gearbeitet. Das war eine ganze Weile, bevor sie zusammen zum Haus der Chipmans gefahren sind. Er sah richtig großartig aus. Dunkelblonde Locken, riesenbreite Schultern, braungebranntes Gesicht, schicker Sportmantel, Seidenschal und so ein leichter, vorgetäuschter deutscher Akzent. Die Haare ein bißchen zu weit über den Ohren. Sie wissen schon. Dort auch leicht gelockt. Riesige weiße Zähne und sehr kräftiger Händedruck. Fast schon ein zu klassischer Hollywoodmacker.«
    »Schlau genug für eine kleine Erpressung auf Lees Kosten? «
    »Ach, das bezweifle ich sehr. Die Idee dazu kann er auf keinen Fall gehabt haben. Jemand könnte ihn dazu überredet haben, mitzumachen. Ich glaube, unter Druck würde er ziemlich schnell zusammenbrechen. Nur ein verdammter Stümper hätte versucht, ihn dafür zu benutzen. Und der, der das alles angezettelt hat, war kein Stümper.«
    »Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Wer hatte dort Geld oder einen Ruf oder sonst etwas zu verlieren? Lee, die Tochter des Architekten und die M’Gruders. Cass, wie es scheint, Sonny, Whippy und die beiden Collegejungs und Carl waren ganz eindeutig zu kleine Fische, der Mühe nicht wert, verglichen mit den anderen.«
    »Einverstanden. Machen Sie weiter.«
    Sie zuckte die Achseln. »Da gibt es nichts weiter. Wir wissen, daß mit zwei von ihnen Kontakt aufgenommen wurde. Lee hat gezahlt. Mr. Abbott offensichtlich nicht. Wie es mit den M’Gruders steht, werden wir noch erfahren. Wir sollten nach San Francisco gehen, denke ich. Nach Abelle oder vorher?«
    »Danach.«
    »Morgen?« Ich nickte. Sie glitt aus der Nische. »Dann mache ich jetzt besser ein paar Anrufe.« Sie ging zur Kasse, um Kleingeld zu holen.

    Wieder zurück auf

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