Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
hatte. Er hat mir Geld gegeben, und ich hab mich wieder mit Sonny versöhnt. Ich war lange bei ihm. Monate, glaube ich. Die ganze Zeit. Überall, wo er gefahren ist. Ich erinnere mich an den Tag, wo er gestorben ist, und das nächste, was ich weiß, ist die Klinik in Mexico City. Irgend jemand hat mich da eingeliefert, aber wer? Zu Fuß da runtergewandert kann ich ja wohl kaum sein, oder? Später hab ich rausgekriegt, daß jemand mich mitten in der Nacht auf dem Parkplatz von der Klinik abgeladen hat. Ich hatte Lungenentzündung und zwei gebrochene Finger. Ich habe halluziniert und hatte Tripper. Als ich sagen konnte, wer ich bin, haben sie ... ihm telegrafiert. Kaum daß ich transportfähig war, hat er Leute geschickt, die mich zurückgebracht und nach ... Shady Rest? Refuge Mountain? gesteckt haben. Irgend so ein blöder Name. Wie soll ich mich da dran erinnern? Ich kann mich kaum erinnern, wie ich hierher gekommen bin!«
    »Wie ist eigentlich Ihr Vater an die Bilder gekommen?«
    »Was weiß ich? Er dachte, ich wüßte über alles Bescheid. Er dachte, es seien Freunde von mir gewesen, und wir hätten uns das ausgedacht, um ihm Geld aus der Tasche zu ziehen.«
    »Das hier ist ein sehr schöner Ort, Nancy.«
    »Glaub schon. Ich denke, hier gefällt’s mir. Manchmal werd ich ganz, ganz nervös. Und danach werd ich traurig. Dann bin ich ganz lange traurig. Dann summe ich den ganzen Tag traurige Lieder vor mich hin, ohne daß auch nur ein Ton rauskommt.«
    »Hat irgend jemand auf der Party irgend etwas von Fotos von Lysa Dean gesagt?«
    Sie wandte sich mir mit einem ärgerlichen Blick zu. »Wissen Sie, Sie können einen ganz schön nerven mit Ihren Fotos. Nein. Keiner hat irgendwas gesagt. Ich hab keine Kamera gesehen. Lassen Sie uns damit aufhören, ja?«
    Ich steckte die Bilder weg. »Wieso sind Sie sauer auf die M’Gruders?« »Darüber will ich nicht reden.«
    »Dann tun wir’s auch nicht.«
    »Wissen Sie was, Sie sind furchtbar nett, Trav.« Sie lächelte mich an, ganz strahlend und voller Unschuld. Sie legte ihre Hand auf meine.
    »Danke. Sie sind ein nettes Mädchen.«
    »Ich bin ’ne Nutte, mein Schatz. Ich bin ’ne Säuferin und ’ne Nutte. Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    »Natürlich.«
    »Wieso gehen wir nicht kurz rüber in die Büsche, Süßer?« Sie zog rasch und kräftig an meiner Hand und preßte sie an sich. Ich riß sie ihr weg. »Da werd ich nicht so nervös«, sagte sie. »Bitte Süßer. Bitte, bitte bitte.«
    Ich stand schnell auf, und sie sprang auf und versuchte, sich an mich zu drücken. Ich wehrte sie mit den Händen an den Schultern ab. Sie drehte abrupt den Kopf zur Seite und leckte mir über die Hand.
    Ich schüttelte sie. »Nancy! Nancy! Schluß jetzt!«
    Sie erschauerte und ließ mit einem traurigen Lächeln von mir ab. »Für einen Mann spielt das doch keine Rolle. Wieso sollte Sie das kümmern?«
    »Ich muß jetzt los. Es war schön, Sie zu besuchen.«
    »Danke«, sagte sie höflich. »Kommen Sie mal wieder vorbei.« Sie reckte die Schultern wie ein Kind, das etwas aufsagen will. »Wenn Sie zurückgehen, sagen Sie meinem ... V-V ... sagen Sie ihm, ich sei ein braves Mädchen. Sagen Sie ihm, daß ... ich gute Noten bekomme.«
    »Natürlich.«
    »Wiedersehen.«
    Ich ging die dreißig Meter bis zu dem Pfad zurück. Als ich mich umdrehte und zurückschaute, schüttelte sie die Faust und rief: »Fragen Sie diese Patty M’Gruder, warum sie mich eingesperrt hat! Fragen Sie das die dreckige Schlampe!«
    Auf halbem Weg zu den Gebäuden blieb ich auf dem Pfad stehen und lehnte mich an einen Baum. Ich hatte ein komisches Gefühl in den Knien. Ich zündete mir eine Zigarette an, nahm einen Zug und warf sie weg. Stan Burley war in dem kleinen Büro und unterhielt sich mit Dana. Er stand auf und holte mir einen Eistee. »Wie ist’s gelaufen?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Ihr Gedächtnis war ziemlich gut. Es hat mir fast das Herz gebrochen, wenn sie versucht hat, ihn Vater zu nennen. Was ist los mit dem Dreckskerl? Er hat sie zum Teufel geschickt. Er hat einen ziemlich lieben Menschen zum Teufel geschickt, glaube ich.«
    »Hat sie dir helfen können?«
    »Ich weiß nicht. Ich muß es nachprüfen. Stan, sie hat sich mir direkt an den Hals geworfen.«
    Er hob seine zerfurchten Affenbrauen. »Bißchen zu früh dafür. Ich werd sie genau im Auge behalten. Danke.«
    »Wie lautet die Prognose?«
    Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich weiß nicht. Die Hochphasen

Weitere Kostenlose Bücher