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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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dem Boot, überprüfte Dana ihre Kopie des Terminplans von Lysa Dean und stellte fest, daß Lysa in etwa fünfzehn Minuten eine Stunde Pause hatte. Sie wartete zwanzig Minuten und rief sie über einen Privatanschluß an, der nicht über die Hotelvermittlung lief. Sie unterhielten sich etwa eine Viertelstunde. Dann rief Dana mich zu sich und legte die Hand auf die Muschel.
    »Sie möchte mit Ihnen sprechen. Ich habe sie über alles informiert.«
    »Süßer«, nuschelte sie schläfrig, als ich an den Apparat ging, »wie gefällt Ihnen das kleine Geschenk, das ich Ihnen geschickt habe?«
    »Wie bitte?«
    »Die höchst tüchtige traurige Gestalt, Dummerchen.«
    »Ach sie, gut, sehr gut.«
    »Sie wird darauf achten, daß Sie ehrlich bleiben und daß Sie sich anstrengen, mein Lieber. Ich vermisse sie jetzt schon. So ein paar Kleinigkeiten gehen jetzt schon schief. Halten Sie sie also nicht allzu lange in Beschlag.«
    »Ich habe um nichts dergleichen gebeten, wie Sie wissen.«
    »Ach, seien Sie nicht so steif! Und übrigens, McGee, geben Sie sich keinen falschen Hoffnungen hin. Sie ist nicht ohne, dunkel und herzlich. So ein gezügeltes Feuer im Blick oder so ähnlich. Ein paar von den größten Experten im Filmgeschäft haben es schon bei ihr versucht, mein Lieber, und sind mit glasigen Augen und Eiszapfen am Schniedel abgezogen. Das ist schon eine Art Insiderwitz.«
    »Ich lach mich krank.«
    »Sie sind wirklich ein Mistkerl, stimmt’s? Wieso mag ich Sie nur trotzdem? Ich habe gehört, die kleine Abbott ist aus dem Spiel?«
    »Ist sie Ihnen damals irgendwie merkwürdig vorgekommen?«
    »Nicht besonders. Sie hat sich ganz schön einen hinter die Binde gegossen, da erwartet man nicht viel Verstand. Und sie war ab und zu ziemlich ruppig. Hat sich in die kleinen Spiele von anderen Leuten reingedrängt. Die ganze Zeit hat sie von ihrem lieben Pappi geredet. Und zu ganz komischen Zeiten diesen Song geträllert. My Heart Belongs to und so weiter. Wenn Sie Carl sehen, Lieber, dann drücken Sie ihm die Hand, lächeln, sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir und treten Sie ihm kräftig in die Eier. Dafür würde ich noch einen kleinen Bonus drauflegen.«
    »Nur eins noch: Ist sein schwacher Akzent echt?«
    »Gott bewahre, nein! Der ist nur fürs Skigeschäft.«
    »Werden Sie gut beschützt?«
    »Bisher sieht es recht gut aus. Passen Sie selbst auf sich auf. Dana wird mich auf dem laufenden halten.«
    »Möchten Sie noch einmal mit ihr sprechen?«
    »Auf Wiederhören und alles Gute für Sie beide. Weidmannsheil.«
    Ich legte auf. »Sie haben vor, sie auf dem laufenden zu halten?«
    Sie hatte das Scheckheft aus der Schublade geholt, um die Einzahlung, die sie getätigt hatte, einzutragen. Mit einer leicht hochgezogenen dunklen Augenbraue schaute sie zu mir herüber. »In diesem Geschäft werden ständig Intrigen geschmiedet. Jeder belauert jeden. Und wenn man für jemanden arbeitet, muß man auf einer bestimmten Stufe stehen, wie in einer Hackordnung. Sie versucht nur, Sie einzuordnen, Travis, irgendwo zwischen Drehbuchautor und Coproduzent. Sie weiß nicht, daß das nicht funktionieren wird, aber es hat keinen Sinn ... darauf herumzureiten. Ich werde ihr sagen, was sie wissen muß, und genug, um sie bei Laune zu halten, nicht mehr und nicht weniger. Okay?«
    »Gespaltene Loyalität?«
    »Eigentlich nicht. Sie sind doch beide hinter dem Gleichen her, oder?«
    »Ist das eine Frage?«
    »Mr. Burley hat mir von einem Mädchen namens Marianne erzählt. Das hat einige meiner Zweifel an Ihnen beseitigt.«
    »Ich bin einigermaßen anständig, Dana, auf meine Weise. Bis dahin mache ich mit. Vielleicht habe ich meinen Preis. Es hat nur noch niemand den richtigen Betrag angeboten. Vielleicht nächstes Mal. Und jetzt wollen wir mal sehen, wie schnell Sie uns hier rausbringen, Fräulein Tüchtig.«

Sechs
    Sie schaffte es, für Mittwoch auf noch frühere Flüge umzubuchen. Nachmittags waren wir unter einem grauen Februarhimmel in wirbelndem Schnee in Albany gelandet und gleich weitergeflogen. Als es zu schneien aufhörte, war der Himmel dämmrig grau. Ich schaute hinunter auf die winterliche Kalligraphie des Staates New York. Weiße Felder, begrenzt von schwarzen Waldstücken, eine Radierung in schwarzweiß, wunderbar friedlich im Gegensatz zu dem qualmenden, stotternden, durchdringenden Gestank des Flugzeugs, das wie ein alter Pendelbus über den Himmel zog.
    Dana wirkte nachdenklich. Sie hatte ihren Sitz am Fenster zurückgeschoben und das

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