Leidenschaft in Rot
Individuell und einzigartig und in keiner Weise verwandt mit irgend jemandem, den ich von früher kannte. Dana mit dem liebenswerten schiefen Zahn.
Santa Rosita war eine verkleinerte Version der Lebensweisen von Santa Barbara. Drei Industriebranchen, Elektronik, Plastik und Touristen, und aus allen dreien wurde rausgeholt, was das Zeug hielt. Sie nahmen teil am großen Boom. Die unvergleichlich öden, nagelneuen Reihenhäuser drangen über die Hügel vor. Mit identischen Kombis, identischen Kindern, identischen Picknicks, identischem Blumen- und Fernsehgeschmack. Du siehst, Virginia, es gibt wirklich ein Santa Rosita, voller Plastikmenschen in Plastikhäusern in Vierteln, die durch das weitmaschige Netz ihrer Einkaufszentren zusammengehalten werden. Aber du darfst ihnen nicht vorwerfen, daß sie so langweilig und so unerträglich selbstzufrieden sind. Denn es ist keiner übrig, der ihnen sagt, wer sie wirklich sind und was sie eigentlich tun sollten.
Die dümmsten Nachrichtenagenturen, die die Welt je gesehen hat, füllen ihre kleinen monopolisierten Blätter mit schmierigem Eigenlob. Ihr Radiosender ist unsäglich. Ihr Fernsehen ist auf den kleinsten gemeinsamen Nenner von dreißig Millionen ihrer Sorte zugeschnitten. Und alles, was dreißig Millionen mögen, muß, abgesehen von ihren eher privaten Eigenschaften, schlecht sein. Ihre Schulen sind Zentren zur allgemeinen Anpassung und zur Abwehr alles Rebellischen. Ihre Kirchen sind wöchentliche Bekenntnisse des Gottvertrauens. Ihre Politiker sind außerordentlich liebenswürdig und sagen nie ein böses Wort. Die Waren, die sie kaufen, werden von Jahr zu Jahr schäbiger, aber dafür bunter. Diejenigen, die noch lesen, begnügen sich größtenteils mit dem grauenhaften Gestammel von Uris, Wouk, Rand und anderen, die den gleichen dummen Mist schreiben. Ihre Magazine, die sie lesen, werden von ausgeflippten Komitees zusammengestellt.
Du siehst, meine Liebe, daß keiner übrig ist, der ihnen auch nur eine einzige verstörende Frage stellt. Wie zum Beispiel: Woher kommst du, und wohin gehst du, und ist es das wert?
Es sind die Unbeirrten. Die Gernschläfer.
Und alljährlich füllen sie ergeben und gewissenhaft eine gewaltige Zahl von Formularen aus. Jeder bekommt eine Nummer, die er sein ganzes Leben lang behält.
Und werden sie einst mit einem Kuß erweckt werden? Ganz vage ist ihnen bei dem Gedanken an ihre Kinder nicht wohl. Mein Gott, wieso wissen diese Jungspunde diese beste aller Welten nicht zu schätzen? Was stimmt nicht mit diesem undankbaren Gesindel? Diesen ... diesen gottverdammten Versagern!
Virginia, Liebes, durch die rätselhafte Alchemie der Götter kommt in letzter Zeit eine überproportionale Anzahl von Kindern mit IQs daher, die sich in Höhen schwingen, die gar nicht mehr meßbar sind. Diese Kinder haben kalte Augen. Sie sind es, die eines Tages aufhören werden, mit Transistoren, Dioden und Mikroschaltkreisen zu spielen. Sie werden auf Barrentown starren und dann anfangen, unangenehme Fragen zu stellen. Oder sie bauen eine Maschine, die sie stellt.
In der Zwischenzeit, Virginia, wird Santa Rosita fortbestehen. Es ist, als habe ein teuflisches Genie eine riesige Strafkolonie unter der Sonne entworfen, die keine Wachtürme und keinen Stacheldraht braucht, weil über den Insassen Tag und Nacht eine riesige elektronische Botschaft erstrahlt, die ihnen sagt: Ihr seid im Paradies! Seid glücklich! Wenn ihr hier nicht glücklich sein könnt, dann nirgendwo! Geht zur Wahl! Konsumiert! Spendet! Und vergeßt nicht, eure Nummer anzugeben.
An jenem ersten Dienstag im Monat fuhren wir um vier Uhr nachmittags von Norden in die Stadt hinein. Ich buchte zwei Einzelzimmer in einer Motelkette - Baustil: hingerotzte Moderne. Sie wollte Miss Dean anrufen, und ich versuchte es mit der Nummer von Mendez. Nach kurzem, vorsichtigem Zögern beschloß ich, das Gespräch nicht über die Motelvermittlung laufen zu lassen. Vorsicht kann zur Lebensweise werden. Nie etwas hinterlassen, was zurückverfolgt werden könnte, wenn man die Wahl hat.
Es antwortete eine klare Mädchenstimme. »Gallagher, Rosen und Mendez. Guten Tag.«
»Äh ... könnte ich bitte mit Mr. Mendez sprechen.«
»Einen Augenblick, Sir.«
»Guten Tag. Hier spricht die Sekretärin von Mr. Mendez. Kann ich etwas für Sie tun?«
»Ich möchte bitte mit Mr. Mendez sprechen.«
»Er spricht auf einer anderen Leitung. Kann ich Sie zurückrufen, oder möchten Sie lieber warten?«
Ich wartete. Mit der
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