Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
als nach gesellschaftlicher Position oder Geschäftsinteressen. Ich hatte Dana aus den Augen verloren und machte einen gemächlichen Nachtspaziergang, um sie zu suchen. Als ich einen in gespenstisches Blau getauchten Garten mit hohen Kakteen durchquerte, hörte ich rechts von mir das unterdrückte Krächzen einer boshaften weiblichen Stimme. »Du Schwein! Du Schwein! Du Schwein!« Es klang eher verächtlich als empört. Ich versuchte, rasch außer Hörweite zu kommen. Es interessierte mich nicht, wie Ehemänner in diesem Wüstenparadies zerfetzt wurden. Ich nahm an, das lief hier genauso ab wie überall.
    Beim Klang der männlichen Stimme blieb ich jedoch stehen. »Ich will doch nur wissen, wo du ...« Der Rest des Satzes ging unter. Er hatte die Stimme erhoben, um sie zum Schweigen zu bringen, und war wieder leise geworden, als sie verstummte. Aber es handelte sich eindeutig um Vance M’Gruder.
    »Du bist ja so schlau! Du bist ja soooooo schlau! Ach Gott, was habe ich für ein Genie geheiratet!«
    »Psst. Ullie. Hör auf, so zu brüllen.«
    »Vielleicht war es ja einer von meinen mexikanischen Freunden. Wie wäre das? Hm? Wie wäre das? Und was würdest du dagegen machen?« Die liebliche Stimme von Ulka Atlund M’Gruder, der Zweimonatsbraut. Und wo war das schläfrige, distanzierte Lächeln? Die gelassene Duldsamkeit? Das hier war die höhnische Bosheit einer Frau, einer kastrierenden Frau. Er beruhigte sie erneut, und sie entfernten sich außer Hörweite. Ich drehte eine Runde und stellte fest, daß ich mich auf dem Pfad befunden hatte, der wahrscheinlich zum Gästehaus führte.
    Ich gestehe, daß ich eine gewisse, leicht gemeine Befriedigung verspürte. Es war, als wäre der Fuchs ein einziges Mal hoch genug gesprungen und hätte entdeckt, daß die Trauben tatsächlich sauer waren. Da war dieses braungebrannte, stramme Muskelpaket, das durch die Ehe mit dieser wundervollen Kindsbraut den Kalender überlisten wollte, und jetzt boten all seine Erfahrung und all sein Geld und seine gesellschaftliche Stellung keinen Schutz vor diesem Killerinstinkt, mit dem sie sich auf seine verletzlichste Stelle stürzte, seine alternde Männlichkeit. Auf der Suche nach dem Paradies hatte er sich eine süße Katastrophe eingehandelt.
    Die Party ging zu Ende. Das Gelächter klang betrunken. Eine Gruppe sang › The Yellow Rose of Texas ‹.
    Ich stand mit Dana zusammen, um gute Nacht zu sagen, als Joanne Barnweather auf uns zuschwankte. »Ihr kommt alle morgen früh mit zum Reiten. Hab wunnerschöne Pferde. Einfach wunnerschön. Diana, Süße, wie gesagt, ich hab ’n Outfit, das dir paßt. Keine Angst. Nur ihr beide und wir und die M’Gruders. Weißte was, Diana? Ulka mag dich. Sie findet dich nett. Was sagt man dazu. Findet die tatsächlich jemanden nett. Um Himmels willen, wir kennen Vance jetzt schon eine Ewigkeit, und wir lieben den süßen, alten Gauner. Und es ist ja toll, daß er diese englische Lesbierin da losgeworden ist, glaubt mir. Aber ehrlich, aus dieser Ulka werd ich nicht schlau. Mein Gott! Ein Zombie, das ist sie. Ich sollt ja nich so reden, aber ich bin ein winziges bißchen angetütelt, meine Süßen. Also, ihr seid morgen früh um neun Uhr hier, okay?«

    »Ich habe Angst vor Pferden«, sagte Dana auf dem Heimweg.
    »Wie lief es bei dir?«
    »Hast du’s nicht gehört? Sie mag mich. Obwohl ich das nie geahnt hätte. Trav, die Kleine hat wirklich sehr eingeschränkte Reaktionen. Ich hatte einmal eine Freundin, die war ähnlich. Am Ende hieß es, es sei eine Unterfunktion der Schilddrüse. Irgendwie ließ sie sich treiben, schlief vierzehn Stunden am Tag und konnte sich nicht auf Gespräche konzentrieren. Glaub mir, Lieber, ich hab mir Mühe gegeben. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben. Ich war etwa vierzig Minuten allein mit ihr. Ich hab versucht, Reizwörter fallenzulassen, um irgendeine Reaktion hervorzurufen. Schließlich hab ich durch die ganze Fragerei herausgekriegt, daß ihr Mann am letzten Mittwochabend Poker gespielt hat. Er liebt eine gute Runde Poker, sagt sie. Sie sagt, er sei erst am Donnerstag kurz vor Mittag zurückgekommen. Ich mußte sie praktisch schütteln, um nur so viel aus ihr herauszubekommen.«
    Ich verriet Dana nicht, daß mir unbehaglich zumute war. Ich hatte das Gefühl, daß uns das Spiel aus der Hand genommen wurde. Ich hatte einen Zug gemacht. Und entweder war M’Gruder tatsächlich völlig unschuldig, oder er machte den nächsten. Ich beschloß, so zu handeln, als würde er einen

Weitere Kostenlose Bücher