Leidenschaft in Rot
Gästehaus. Er gab Dana eine andere Nummer.
Ein Mann nahm ab. Ein gepflegter Bariton, leicht von Alkohol angeheitert, bestätigte, daß es sich bei ihm tatsächlich um Mister M’Gruder persönlich handelte.
»Sie kennen mich nicht, Mr. M’Gruder.«
»Ihrer charmanten Stimme nach zu urteilen, habe ich da etwas verpaßt, meine Liebe. Wie heißen Sie?«
»Ich habe mir gerade einen neuen Namen zugelegt. Ich frage mich, ob er Ihnen gefallen würde. Patty Ives. Gefällt Ihnen der Name?«
Man konnte langsam bis fünf zählen, bevor er weitersprach. Seine Stimme klang sorgsam beherrscht. »Das hört sich an, als sollte mir das etwas sagen. Aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Ich bin Ihnen gegenüber vermutlich etwas im Vorteil. Ich weiß so viel mehr von Ihnen als Sie von mir.«
»Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich mag keine Ratespiele, wer immer Sie sein mögen. Wenn es Ihnen daher nichts ausmacht ...«
»Ich dachte, wir könnten uns zu einem vertraulichen Gespräch verabreden, falls Sie sich von Ihrer kleinen Braut freimachen möchten, Vance. Wir haben gemeinsame Freunde. Carl Abelle, Lysa Dean, Cass Edgars, Nancy Abbott, Martha Whippler. Sonny Catton ist natürlich tot. Der arme Sonny.«
Wieder hätte ich bis fünf zählen können. »Mir scheint, Sie sind eine sehr törichte junge Frau.«
»Töricht, aber nicht sehr habgierig. Und sehr, sehr vorsichtig, Vance.«
»Ich will es mal so sagen. Sie könnten etwas haben, von dem Sie glauben, es sei etwas wert. Aber angenommen, es ist mir nur lästig.«
»Ach, meinen Sie nicht, es ist viel mehr als das?«
»Sie wiederholen sich, meine Liebe. Ich bin sicher, man wird mir ein paar Indiskretionen von früher verzeihen. Das Leben mit meiner Ex war oft sehr unerfreulich. Mrs. M’Gruder weiß das. Ich habe mich geändert. Gestern nachmittag war die Polizei hier. Sie arbeiten mit der Polizei in Las Vegas zusammen, nehme ich an. Sie wollten sich vergewissern, daß ich Patty nicht umgebracht habe. Es tut mir nicht leid, daß sie tot ist. So ein Heuchler bin ich nicht. Sie war ein gräßliches Weib. Ich mußte sie loswerden, egal, was es mich gekostet hat. Das geht Sie natürlich alles nichts an. Aber ich möchte nicht, daß Sie denken, Sie hätten mich beunruhigt. Sie machen mich lediglich ... ärgerlich. Bitte rufen Sie mich nicht wieder an.« Klick.
Ich legte auf und setzte mich auf den breiten gelben Rand der kleinen dreieckigen Badewanne. Kurz darauf erschien Dana in der Tür zum Badezimmer. Sie hatte mein Sporthemd übergezogen, lehnte im Türrahmen. »Na?« sagte sie.
»Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht. Entweder wir liegen total daneben, oder er hat Nerven wie ein Oberkellner. Es deutet so viel auf ihn hin. Verdammt, er muß es gewesen sein. Wir fahren da raus.«
»Einfach so?«
»Man wird uns einladen, hoffe ich.«
Es gibt eine Theorie, derzufolge es nicht mehr als hunderttausend Menschen in den Vereinigten Staaten gibt und der Rest von 189900000 aus einer gesichtslosen Masse besteht. Die Theorie behauptet weiterhin, daß jeder einzelne aus diesen Hunderttausend sich mit jedem anderen in nicht mehr als drei Schritten miteinander in Verbindung bringen läßt. Beispiel: Ron kannte Carols Bruder von Princeton; Carols Mann arbeitete mit Vern bei der Ford Foundation; Verns Cousin lernte Lucy beim Filmfestival kennen. Wenn Ron und Lucy also als Fremde Zusammentreffen und spüren, daß sie beide Mitglieder der Hunderttausend sind, können sie eine freundliche, herzerquickende und befriedigende Runde Wer-kennt-wen spielen und unter kleinen Freudenschreien rauskriegen, um wie viele Ecken sie sich kennen.
Dank früherer Unternehmungen hatte ich mir die Probemitgliedschaft in der Gruppe der Hunderttausend erworben, und es erschien mir wahrscheinlich, daß Glenn und Joanne Barnweather feste Mitglieder waren. Also mußte ich nur andere Mitglieder anzapfen, die sie höchstwahrscheinlich kannten. Ich versuchte es bei Tulio in Oklahoma City und zog eine Niete. Ich erinnerte mich an Mary West in Tucson. Sie kannte sie, aber nicht sehr gut. Aber sie kannte Paul und Betty Diver in Flagstaff, die dick mit ihnen befreundet waren, und sie war sich sicher, daß sie Betty überreden könne, mitzuspielen. Wenn es irgendwelche Hürden gab, würde sie zurückrufen, Wenn nicht, würde ich von Joanne Barnweather direkt hören. Sie informierte mich über das, was ich über die Divers wissen mußte.
Wir mußten nur zwanzig Minuten warten, bis das
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