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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Zug machen. Gewalt ist das Stiefkind der Verzweiflung.

    Wir mußten uns beide Reitkleidung leihen. Glenn Barnweathers Hosen waren mir zu kurz an den Beinen und zu weit an der Hüfte. Dana hatte ein geringfügig anderes Problem mit Joannes Reithosen. Die Hüfte stimmte und die Länge war in Ordnung, aber an den Schenkeln und am Hintern füllte Dana sie bis zum Platzen aus. Die Stallburschen sattelten die Pferde, während eine ziemlich wacklige Joanne therapeutische Rum Sours ausschenkte. Joanne teilte die Rösser zu. Dana bekam als Neuling eine ziemlich plumpe und sanftmütige Stute. Ich bekam einen bockigen Braunen mit rollenden Augen. Er spürte eine gewisse Unerfahrenheit und versuchte, an meinem Bein zu knabbern und mich gleichzeitig gegen einen Pfosten zu schubsen. Ich zerrte am Halfter und trat ihn, bis er fügsam wurde. Wie zu erwarten, erwiesen sich Joanne und Vance als die besten Reiter, als wir hufeklappernd und schnaubend einen langen, festgetretenen Pfad erklommen. Die Ellbogen angepreßt, mit korrekter Fersenhaltung, bewegten sie sich, als seien sie mit ihrem Tier verwachsen. Glenn auf einem großen Fuchshengst ritt fast genauso gut. Ulka und ich waren etwa auf dem gleichen Niveau. Sie sah atemberaubend aus in ihrem blaßblauen Jeanskleid und dem weißen Cowgirlhut auf dem Blondschopf, der unter dem Kinn festgeschnürt war. Ulka wirkte viel fröhlicher als am Abend zuvor. Vance jedoch sah erledigt aus. Er war etwas grünlich unter seiner Sonnenbräune. Seine Augen waren blutunterlaufen. Wie unter großer Anspannung hatte er kurz hintereinander drei Sours gekippt, bevor er aufgestiegen war.
    Joanne plapperte über die Ranch und was sie vielleicht damit machen wollten. Sie deutete auf die Stellen, wo alles sein würde. Mein verflixtes Pferd stolperte immer wieder mit Absicht, um mich ein bißchen aus dem Sattel zu heben und mich dann vollends abzuwerfen. Eine Weile ritt ich neben Ulka. Aus einem hellen Lederbeutel am Handgelenk zog sie Zigaretten, beugte sich mir entgegen und gab mir eine. Dann beugte sie sich wieder herüber und schaffte es nach einigen Fehlversuchen, mir Feuer zu geben. Wir lächelten uns idiotisch an. Ihre großen Brüste bewegten sich unter dem Jeansstoff auf und ab. Ihre klassische Nase glänzte. Sie blieb hinter mir zurück, als mein Pferd aus einem leichten Galopp in vollen Lauf fiel. Das gemächliche Galoppieren schien es nicht zu mögen. Entweder fiel es in einen rückgraterschütternden Trab zurück, oder es stürmte mit einem Mal los wie der Teufel. Jedenfalls war ich beschäftigt. Plötzlich ritten alle auf Glenns Vorschlag hin über Felsen auf eine entfernte Baumgruppe zu. Mein Pferd fing an, mich ein wenig ernster zu nehmen. Unsere Gruppe zog sich auseinander. Dana war auf der Höhe von Glenn. Sie kauerte, wahrscheinlich an den Sattelknopf geklammert, über dem Hals des Pferdes, und ihre helle Hose hüpfte auf und ab. Joanne ritt links von mir, eine halbe Länge voraus.
    In diesem Augenblick stieß Ulka Atlund M’Gruder einen furchtbaren, durchdringenden Schrei aus. Die Pferde reagierten panisch. Ich ging mit meinem nach oben und wieder herunter. Dann gab ich ihm die Sporen und fing gerade noch rechtzeitig Dana auf, die drohte, am Hals ihrer Stute herunterzurutschen. Ich schob sie wieder in den Sattel. Glenn war nach links ausgebrochen. Ich schaute auf und sah M’Gruders Pferd wild in die gleiche Richtung rasen. An den Hinterhufen zog es hinter sich eine grausige Flickenpuppe über die Felsen. Sie kam frei und blieb mit feucht glänzenden roten Flecken liegen. Ulka stieg ab, schrie erneut auf und rannte stolpernd über die Felsen. Neben der Gestalt brach sie zusammen. Ich sprang ab und band meinen widerspenstigen Hengst an einen niedrigen Busch. Unversehens ging Danas Stute zurück in Richtung Stall durch. Joanne machte kehrt und setzte Dana nach. Ich rannte zu der Leiche. Ein Blick genügte, um sie ein für allemal als solche zu identifizieren. Ich zog Ulka hoch und führte sie weg. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Er hat sich nur nach vorn gebeugt und ist heruntergerutscht«, sagte sie mit ihrer dünnen, leisen Stimme, die fast keinen Akzent hatte. »Er ist heruntergerutscht, aber sein Fuß hatte sich verfangen. Er hat sich nur vorgebeugt und ist heruntergerutscht. Oh mein Gott.« Die Hände vors Gesicht geschlagen, fiel sie auf die Knie.
    Die Leiche wurde in einem Jeep zurückgebracht und in eine Ambulanz in der Nähe des Barnweather-Hauses transportiert. Der notwendige

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