Leidenschaft und Pfefferkuchen
sie ab, und du hängst die hier auf, okay?“
Die großen braunen Augen des Kindes funkelten bei dem Gedanken an eine Verschwörung.
„Übrigens, Darcy“, verkündete er laut, „uns fehlt ein ganzer Karton mit Schmuck.“
Sie drehte sich zu ihm um und hielt sich bewusst mit dem Rücken zu dem Jungen, der sich verstohlen dem Baum näherte. „Hast du sie wieder mal verschusselt? Ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen. Wo hast du die Schachtel zuletzt gesehen?“
„Das weiß ich nicht. Vielleicht hast du sie ja verlegt.“
„Ich?“ Theatralisch presste sie sich eine Hand auf die Brust. „Ich bin niedergeschmettert, dass du so etwas von mir denkst. Am Boden zerstört. Gedemütigt. Total geknickt.“ Sie sank auf einen Stuhl und barg das Gesicht in den Händen.
Inzwischen hatte der Junge den Holzschmuck aufgehängt und wich vom Baum zurück.
„Gut gemacht.“ Mark berührte ihn an der Schulter. „Ich bin beeindruckt.“
Darcy drehte sich um und sprang auf. „Mein Baum! Jemand hat sich an ihm zu schaffen gemacht! Er ist zerstört … aber nein! Jetzt ist er vollendet! Jemand hat ihn noch besser gemacht.“ Sie wandte sich an den Jungen. „Warst du das?“
Er nickte und grinste breit.
Sie sank auf den Stuhl zurück und murmelte geknickt: „Überflügelt von einem Kind.“
Der Junge grinste noch breiter. Er winkte zum Abschied, wandte sich ab und ging über den Korridor davon.
Eine Krankenschwester kam ihm entgegen. „Jon-Anthony, komm sofort zurück in dein Zimmer, junger Mann! Du hast heute erst die Krücken bekommen und läufst schon Marathons. Ich habe die Frau Doktor gewarnt, dass du uns Probleme machen wirst, aber hat sie auf mich gehört? Nein!“
Darcy stand auf und musterte den Baum. Dabei sagte sie erstaunt zu Mark: „Du kannst ausgezeichnet mit Kindern umgehen.“
„Du aber auch.“
Sie blickten einander an. Ihm wurde ein wenig unheimlich zumute, so intim wirkte der Moment. Mit rauer Stimme erklärte er: „Maddie war als Kind ein richtiger Wildfang und hat sich andauernd etwas gebrochen. Es war immer furchtbar für sie, von einem Gipsverband oder Krücken gebremst zu werden. Ich habe mich darum bemüht, sie zu unterhalten.“
Sie spähte den Korridor hinunter. „Die Kinder, die Weihnachten hier verbringen müssen, tun mir leid.“
„Du hilfst ihnen.“
„Ich möchte gern glauben, dass ich genug tue, aber ich bin mir nicht sicher.“
Sie wirkte verloren. Ihm kam in den Sinn, dass sie zu der Art Frau gehörte, die Ehefrau und Mutter sein sollten. Das hätte sie vielleicht davon abgehalten, die ganze Welt retten zu wollen.
Während er die Lichter am Baum betrachtete, dachte er zurück an die Zeit, in der er selbst von Kindern geträumt hatte – gleich, nachdem er Sylvia kennengelernt hatte.Das lag nun ein Jahr zurück. Bei ihrem zweiten Date hatte er bereits beschlossen, ihr einen Heiratsantrag zu machen, und sich insgeheim Namen für ihre gemeinsamen Kinder ausgedacht. Damals war ich glücklicher als sonst je in meinem Leben.
Im Geist hörte er unvermittelt ihr Lachen und sah sie auf seine Rückkehr von der Arbeit warten: nackt in seinem Bett.
Fast drei Monate hatte er nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gebraucht, um nicht mehr jedes Mal aufs Neue zu erwarten, sie bei seiner Rückkehr zu Hause vorzufinden. Selbst nachdem seine Liebe zu ihr vergangen war, hatte sie noch lange seine Träume heimgesucht. Sogar jetzt verfolgte sie ihn noch und brachte ihm in Erinnerung, dass er misstrauisch sein musste.
„Mark?“
Er drehte sich zu Darcy um.
Lächelnd fragte sie: „Willst du nicht auf die Erde zurückkommen?“
„Entschuldige.“ Plötzlich fühlte er sich unwohl in seiner Haut. Er kannte das Gefühl, hasste es und wusste, dass er nichts dagegen tun konnte – außer abwarten, bis es vorbeiging. Seine Schusswunden begannen zu schmerzen; er wünschte, es wäre nicht so kalt draußen. Er musste endlich wieder joggen. „Ich sollte jetzt gehen.“ Er war froh, dass sie getrennt zum Krankenhaus gefahren waren, sodass er sich schnell verabschieden konnte. Wer hätte gedacht, dass ihn die Geister bis nach Whitehorn verfolgen würden?
„Fehlt dir was? Du siehst so … ich weiß nicht … so unglücklich aus.“
„Es geht mir gut. Ich muss nur nach Hause.“
Sie nickte. „Willst du immer noch, dass ich morgen zu deinem Basketballspiel komme?“
Das hatte er beinahe vergessen. „Natürlich. Pünktlich um halb neun.“
Sie stöhnte. „Der Sonntag ist der
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