Leidenschaft und Pfefferkuchen
hin- und hergerissen gewesen, wenn es um ihn ging.
Er blickte zur Tür. „Hi“, murmelte er verlegen. „Tut mir leid, dass ich dich belästige.“
„Kein Problem. Wir sind schließlich Nachbarn. Es macht mir nichts aus, dir zu helfen.“ Sie trat näher an das Bett und deutete auf die Schwellung in seinem Gesicht. „Hast du dir den Kopf gestoßen?“
„Als ich zu Boden gegangen bin. Ich war allerdings nicht bewusstlos und habe keine Gehirnerschütterung. Es ist längst nicht so schlimm, wie es aussieht.“
Darcy verspürte plötzlich den Drang, es schlimmer zu machen. Nur so aus Rache. Aber sie war kein bisschen gewalttätig veranlagt und wusste gar nicht, wie sie es hätte anstellen sollen.
Er wedelte mit einem Blatt Papier. „Ich habe meine Anweisungen erhalten. Vierundzwanzig Stunden Bettruhe. Den Fuß hoch lagern. Eis auflegen. Also kann ich jetzt gehen.“
„In Ordnung. Ich hole das Auto zum Ausgang.“
Er drückte den Klingelknopf, um eine Krankenschwester zu rufen. „Wir treffen uns dort.“
Mark in ihr kleines Auto zu bugsieren, war gar nicht so einfach. Einmal stieß sein verletzter Knöchel gegen die Tür, und Darcy verspürte beinahe Mitleid mit ihm.
Während der Fahrt zu ihrem Doppelhaus führte sie eine stille, aber hitzige Debatte mit sich selbst. In deren Verlauf sagte sie Mark im Geist, was sie von ihm hielt. Dabei äußerte sie sich kurz undbündig und blieb ganz cool. Leider bestand die Gefahr, dass sie ihren Gefühlen auf ganz andere Art Luft machte, sobald sie sich alles laut von der Seele redete.
Als sie das Haus erreichten, öffnete Mark die Autotür, blieb aber sitzen und sagte: „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mich abzuholen.“
Sie nickte.
„Ich weiß, dass du mit deiner Weihnachtsbäckerei sehr beschäftigt bist.“
Sie nickte erneut.
Er funkelte sie an. „Willst du nicht mit mir reden?“
Sie drehte sich zu ihm um. „Was soll ich denn sagen? Ich bin dich abholen gekommen, weil wir angeblich Freunde sind und Freunde so etwas füreinander tun. Obwohl für manche Leute Freundschaft zu beinhalten scheint, dass sie sich einfach komisch verhalten und dann vom Erdboden verschwinden können.“
Er lächelte zaghaft. „Würdest du dich besser fühlen, wenn ich tatsächlich vom Erdboden verschwunden wäre?“
Sie reagierte nicht auf das belustigte Funkeln in seinen Augen. „Warst du denn auf einem anderen Planeten? Irgendwelche Weltraumflüge in der letzten Woche?“
Das Lächeln verging ihm. „Nein.“
„Dachte ich’s mir.“ Sie stieg aus und ging zur Beifahrerseite.
Er drehte sich im Sitzen zur Tür um und zog sich am Rahmen hoch, bis er auf den Beinen stand, ohne den verletzten Knöchel zu belasten.
Darcy griff an ihm vorbei auf den Rücksitz, um die Krücken herauszuholen, die ihm das Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte. Dabei stieß sie mit dem Arm an seine Seite. Hitze floss zwischen ihnen. Das machte sie nervös und ungehalten. Sie hasste es, dass er ihr so unter die Haut ging, obwohl er gar nichts dafür tat, als im Schnee zu stehen und mitleiderregend auszusehen.
„Ich brauche deinen Schlüssel, damit ich dir die Tür aufmachen kann.“
Er holte ihn aus seiner Jogginghose und reichte ihn ihr. Sie achtete sorgfältig darauf, dass sie sich nicht wieder berührten.
Sein Gang zur Haustür dauerte lange, wurde behindert durch gut zwanzig Zentimeter Neuschnee auf dem Gehweg. Für Mitte der Woche waren weitere Schneefälle vorausgesagt.
Darcy zwang sich, die Schönheit der weißen Welt um sich her zu bewundern und sich daran zu erfreuen, wie der Schnee an den Bäumen hing und das Haus schmückte, als wäre es Zuckerguss. Das war weit besser, als sich schlecht zu fühlen wegen Mark, weil er so schleppend und mühsam vorankam.
Schließlich erreichten sie das Wohnzimmer. Sie half ihm, sich auf das Sofa zu setzen. Abgesehen von einem Fernseher auf einem Tischchen war es das einzige Möbelstück im Raum. „Wo bewahrst du denn deine Wolldecken auf?“, erkundigte sie sich.
„Ich habe keine. Bloß die Daunendecke auf dem Bett.“
„Typisch“, murmelte sie. Auf dem Weg zum Flur lehnte sie die Krücken neben der Tür an die Wand.
Seine Wohnung war das Spiegelbild von ihrer. Zumindest vom Grundriss her. Die Inneneinrichtung hätte nicht unterschiedlicher sein können. Die Wände waren offensichtlich seit Jahren nicht gestrichen worden. Kein einziges Bild war zu sehen. Das Schlafzimmer enthielt ein riesiges Bett, einen Nachttisch und eine
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