Leidenschaft zum Dessert
Teamgeist. So hätte sie in einigen Jahren auch werden können – wenn sie nicht mit ihrem Boss geschlafen hätte.
Wenn es doch eine Tablette gegen ein gebrochenes Herz gäbe!
Kazim war seit vier Tagen fort. Sara sprach zwei Mal mit ihm am Telefon, und ihr Gespräch blieb ausschließlich geschäftlich. Er wollte, dass sie ihm per E-Mail einige Dokumente schickte, und informierte sie über die Daten seines Rückflugs. Und Sara gab ihm die Einzelheiten eines Treffens, bei dem sie ihn vertreten hatte.
Was zwischen ihnen passiert war, wurde nicht mal andeu tungsweise erwähnt. Sara war sicher, dass sie entlassen werden würde, sobald Kazim zurückkam. Schließlich hatte sie versprochen, dass er sie sofort feuern könnte, wenn sie sich nicht an die Abmachung hielt – wenn also ihre Arbeit nicht zufriedenstellend war und wenn sie den Boss nicht in Frieden lassen konnte. Mit diesem Versprechen hatte sie sich jede Möglichkeit eines Protests verschlossen.
Sie wollte ihren Lebenslauf aufpolieren, aber dann wurde ihr klar, dass sie diesen Job gar nicht mit aufführen konnte, da sie erst seit einem Monat hier arbeitete. Es würde zu offensichtlich sein, dass man sie entlassen hatte.
Dann fragte sie sich, ob sie ihn bitten konnte, sie noch ein paar Monate länger zu behalten, bis sie etwas anderes gefunden hatte. Sie überlegte, ob es möglich wäre, einfach frech darauf zu bestehen, ihren Job zu behalten, wie sie es am ersten Tag getan hatte.
„Guten Tag, Sara.“ Kazim ging schnellen Schrittes an ihr vorbei und war in seinem Büro, bevor sie wusste, wie ihr geschah. Sie hatte nicht einmal genügend Zeit gehabt, um seinen Gruß höflich zu erwidern.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie sich zwang aufzustehen. Sie nahm einen großen Stapel Papiere auf und eine lange Liste von Nachrichten, die für Kazim eingegangen waren. Auf lange Sicht konnte sie es sowieso nicht verhindern, sich ihm zu stellen, also war es besser, es gleich hinter sich zu bringen. Sie zögerte kurz und klopfte dann mit zitternder Hand an.
„Herein.“
Kazim saß in seinem Ledersessel und sah überrascht auf, obwohl er gewusst haben musste, dass sie es war. Er sprang sofort auf und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
„Sara.“
Sie schluckte mühsam. „Ja.“
Er sah sie jetzt direkt an, und sie erstarrte. „Ich möchte mich entschuldigen für die Ereignisse von letzter Woche.“
Sie hielt den Atem an und schwieg.
„Ich schätze Sie sehr als Mitarbeiterin, und ich halte es für das Beste, wenn wir jene Ereignisse nicht mehr erwähnen.“
Die unterschiedlichsten Gefühle durchströmten sie, aber vor allem konnte sie nur denken, dass er sie nicht entlassen wollte. Er wollte nur ihre gemeinsame Nacht vergessen.
Die Erleichterung darüber, dass sie ihren Job offenbar doch behalten konnte, wurde von einem Gefühl der Demütigung und tiefer Enttäuschung verdrängt. Er war sogar wieder dazu übergegangen, sie zu siezen. Hatte sie wirklich erwartet, sie könnte eine Art intimer Beziehung mit Kazim aufrechterhalten? Und das, obwohl er tagelang wie vom Erdboden verschluckt gewesen war und ans andere Ende der Welt geflohen war, um ihr aus dem Weg zu gehen?
„Ja“, flüsterte sie und wunderte sich, dass sie die Kraft aufbrachte, ihm zu antworten. „Danke.“
Sie hätte schwören können, dass er zusammenzuckte. War er entrüstet, weil sie keinen Stolz zeigte und kündigte? Ein reicher Mann wie er konnte wahrscheinlich nicht verstehen, dass man einen Job manchmal mehr brauchte als seinen Stolz.
Er nickte knapp, und sie las, ohne sich ihren Kummer anmerken zu lassen, die Nachrichten vor, die man für ihn hinterlassen hatte.
Er hörte höflich zu und antwortete entsprechend, aber während sie redete, sah er sie kein einziges Mal an. Seine ganze Haltung verriet Anspannung. Sein Unbehagen in ihrer Gegenwart war nur allzu offensichtlich.
Und er hatte auch allen Grund, irritiert zu sein. Denn Saras Gedanken schweiften ab, während sie noch sprach. Sie erinnerte sich an die Berührung seiner Hände, an seinen Duft, als sie das Gesicht an seinen Hals schmiegte. Und sie erinnerte sich an das wundervolle Gefühl, in seinen starken Armen zu liegen.
Er las ein Dokument und folgte dabei den Zeilen mit dem Finger, mit demselben Finger, mit dem er über ihr Kinn gestrichen war, ihren Hals, ihre Brüste, ihren Bauch und … Sie blinzelte, schluckte mühsam und versuchte, die beunruhigenden Gefühle, die sie zu erfassen drohten, zu
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