Leidenschaft zum Dessert
nicht, was er sagen sollte. Sara jedenfalls fand keine Worte für das, was gerade mit ihr geschehen war.
Sie spürte, dass er sie nicht loslassen wollte. Offenbar wollte er das zarte Band, das sie zusammenhielt, nicht zerstören. Vielleicht fühlte er sich genau wie sie geborgen, zufrieden und wunderbar frei von allen Gedanken an den Alltag. Hier draußen in der freien Natur konnte man fast glauben, sie wären die einzigen Menschen auf der Erde.
Aber das Feuer war ausgegangen, und ihr wurde ganz anders bei dem Gedanken, dass alle möglichen Tiere ganz in ihrer Nähe durch die Dunkelheit schlichen – Kojoten, Luch se, Eidechsen, Klapperschlangen. Ein Rascheln im Sand ließ sie zusammenzucken. Sie mochten ja die einzigen Menschen hier oben sein, aber allein waren sie ganz bestimmt nicht.
„Wir gehen besser, bevor etwas kommt und uns beißt“, sagte sie.
Kazim knabberte an ihrem Ohrläppchen. „Du bist in großer Gefahr, von mir gebissen zu werden. Jedes Wesen, das dich sonst noch beißen will, kriegt es mit mir zu tun.“
Sara schmiegte sich an ihn. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Kazim es furchtlos mit einem wilden Tier aufnahm. Er strahlte so viel Kraft und Selbstvertrauen aus, dass selbst ein angriffslustiger Skorpion vor ihm zurückweichen würde.
„Aber du hast recht, meine Schöne. Wir müssen gehen.“
Sie tauschten noch einen letzten zärtlichen Kuss, bevor sie sich widerwillig trennten und ihre auf dem Boden verstreuten Kleider aufhoben.
Als sie in den Wagen stiegen, wusste Sara, dass sie die Zauberwelt verließen, in die sie für eine kurze Weile eindringen durften. Das Klicken des Gurtes kam ihr vor wie ein Symbol für ihre Rückkehr in eine Welt der Regeln und der Einschränkungen.
Kazim ließ sein Hemd offen über die Hose hängen, und Sara juckte es in den Fingern, ihm beim Fahren mit der Hand über die muskulöse Brust zu streichen. Aber sie riss sich zusammen. Der Moment für sorglose Berührungen und verspielte Intimitäten war vorbei. Ihr Magen zog sich zusammen, und Angst trat an die Stelle der gelassenen Ausgeglichenheit, die sie eben noch empfunden hatte.
Auch Kazim war ernst geworden. Er sah starr geradeaus, während er fuhr, und Sara konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Sie suchte nach einem harmlosen Gesprächsthema, um die Stimmung aufzulockern, aber ihr fiel nichts Passendes zu dieser seltsamen Situation ein.
Was konnte sie schon sagen? Danke, das hat Spaß gemacht.
Die Wüste in der Nacht ist ein wundervoller Anblick, nicht wahr? Wir gehen besser früh schlafen, denn morgen früh haben wir ein wichtiges Meeting.
Ja, es war besser, wenn sie den Mund hielt. Sara erstarrte in ihrem Sitz, als ihr die Situation in aller Deutlichkeit klar wurde.
Sie hatte mit ihrem Boss geschlafen.
Nein, das stimmte nicht. Sie hatte nicht mit ihm geschlafen, sie hatte ihm den Rücken zerkratzt, in ihrer Ekstase gestöhnt, sich an ihn geklammert und auf dem Gipfel ihrer Lust seinen Namen herausgeschrien.
So wie Kazim das Steuer gepackt hielt, die Zähne zusammenbiss und die Lippen zusammenpresste, war Sara klar, dass er ihre stürmische erotische Begegnung nicht als den Anfang einer Beziehung betrachtete, die Zukunft hatte.
Und wäre das auch möglich? Welcher Mann würde schon eine Frau haben wollen, die schon beim ersten Date mit ihm in die Federn hüpfte? Und dabei war es nicht einmal ein Date gewesen, und Federn hatte es auch keine gegeben. Er hatte ihr ein Essen im Drive-in spendiert, und sie hatte sich ihm an den Hals geworfen.
Sara war keine Jungfrau. Sie hatte auf der Highschool einen Freund gehabt und auf dem College einen anderen. Aber sie hatte in ihrem ganzen Leben mit keinem Mann geschlafen, mit dem sie nicht fest liiert gewesen war.
Und dann war sie Kazim begegnet. Er hatte eine Wirkung auf sie, die wirklich beängstigend war und Sara auf geheimnisvolle Weise jeder Vernunft beraubte.
Neonlichter erschienen als die ersten Vorboten der Stadt. Es dämmerte bereits, als sie die Stadt erreichten. Der purpurrote Himmel würde jeden Augenblick von blendendem Sonnenlicht überflutet werden.
„Hier links abbiegen.“
Wenige Minuten später hatten sie das Haus erreicht, in dem Sara wohnte.
„Möchtest du noch einen Kaffee haben?“ Sie brachte die Worte nur mühsam heraus, wollte aber nicht unhöflich sein. Sie wünschte sich außerdem sehnlich, Kazim würde ihre Einladung annehmen. Sie wollte mit ihm reden und das kühle Schweigen brechen, das sich über sie gelegt
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