Leidenschaft zum Dessert
unterdrücken.
Was war nur an diesem Mann, das sie ihre Pflichten vergessen ließ und sie zu einer Frau machte, die sie selbst nicht wiedererkannte? Sie riss den Blick von ihm los und konzentrierte sich, so gut sie konnte, auf die Papiere auf seinem Schreibtisch, dann auf den blauen Himmel und den makellos sauberen grauen Teppich. Aber immer wieder kehrte ihr Blick zu Kazim zurück.
Sara fiel auf, dass sein Haar ein wenig zu lang geworden war, wie schön seine sonnengebräunten, starken Hände waren und dass er seine Krawatte gelockert und den obersten Knopf seines Hemds geöffnet hatte. Kazim machte immer den Eindruck eines Mannes, der sich in seiner Kleidung eingeengt fühlte und sie sich am liebsten vom Leib gerissen hätte.
Oder war das wieder nur ihr Wunschdenken, weil sie ihm am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte? Der Gedanke half ihr nicht gerade in dieser sowieso schon angespannten Situation. Sara schloss die Augen, um nicht ständig der Versuchung ausgesetzt zu sein, aber leider hatte sie ihn jetzt vor ihrem inneren Auge, und das war mindestens genauso schlimm, weil sie sich nur allzu lebhaft daran erinnerte, wie er nackt und voll erregt aussah.
„Geht es Ihnen gut?“
„Ja“, versicherte sie atemlos. Sie nahm seine Frage nicht übel. Schließlich stand sie mit geschlossenen Augen in seinem Büro herum. Sie fühlte sich elend, und sie wusste nicht, ob es ihr je wieder gut gehen würde. „Wäre das alles?“ Sie zwang sich, Gelassenheit und Professionalität auszustrahlen, wandte sich aber schon der Tür zu, ohne seine Antwort abzuwarten.
„Ja, danke.“
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, Kazim zu berühren, ihn zu küssen, ihn zu …
Sara floh fast aus seinem Büro. In ihrer Eile knallte sie die Tür hinter sich zu. Im Vorzimmer atmete sie tief durch, setzte sich hastig in ihren Sessel und beugte sich nach vorn, weil ihr auf einmal ganz schwindlig war.
Es gab nur einen Weg, diese Situation zu überleben: Sie musste so tun, als wäre es nie geschehen. Es . Ein so harmloses Wort für die explosivste, bedeutungsvollste Nacht ihres Lebens, an der sich alle Nächte ihres Lebens von jetzt an messen mussten.
„Es wäre uns ein Vergnügen, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“ Sara schüttelte die Hand des letzten Sitzungsteilnehmers aus New York und führte die Unternehmer mit einem freundlichen Lächeln aus dem Konferenzzimmer. Nachdem die hohe Mahagonitür sich hinter ihnen geschlossen hatte, ging sie auf wackligen Beinen zu ihrem Stuhl zurück.
Die Sitzung hatte sechs Stunden gedauert, und der Vorstand einer Firma, sein Vizepräsident und Geschäftsstratege einschließlich zweier Verwaltungsangestellter hatten daran teilgenommen.
Sara hatte das Meeting ganz allein geleitet.
„Ich bin sicher, dass Sie allein damit fertig werden“, hatte Kazim gesagt, als er ihr verkündete, dass er an diesem Morgen andere Pläne hatte.
„Anderson Capital“, ein Unternehmen, das das technische Know-how ihrer Firma brauchte, konnte ihnen unter Umständen Millionen Dollar jährlich einbringen. Und Kazim hatte Sara einfach die Verhandlungen anvertraut, die sie gewinnen oder verlieren konnte.
Er wollte, dass sie versagte. Er wollte, dass sie ihre Niederlage gestand, ihre Kündigung einreichte und ging. Und er wollte es so sehr, dass es ihm nicht einmal etwas ausmachte, ein so wichtiges Geschäft zu riskieren.
Täglich wuchs der Berg ihrer Verantwortung. Die Bewährungsproben, die sie wieder und wieder bestehen musste, wurden immer komplexer und anspruchsvoller. In der letzten Zeit schlief Sara kaum mehr als drei Stunden, weil sie jede Minute brauchte, um sich auf die Unmengen von Meetings und Präsentationen vorzubereiten, die jetzt zu ihren Pflichten als Kazims Assistentin hinzukamen.
Ihr Handy klingelte schon wieder, und sie dachte an die Arbeit, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelte.
Sie holte tief Luft. „Hallo?“
„Bitte, kommen Sie in mein Büro.“ Es war Kazim. Er bestand immer noch darauf, sie zu siezen.
Plötzliche Wut schnürte ihr die Kehle zu. „Ich komme sofort.“ Wie konnte er es nur wagen, sie dermaßen zu beanspruchen? Sie unterbrach die Verbindung, sammelte ihre Papiere ein und machte sich auf den Weg.
Sie verließ den Aufzug auf ihrem Stockwerk, ließ die Papiere auf ihren Schreibtisch fallen – der inzwischen übrigens genauso überladen aussah wie Kazims – und klopfte an seine Tür.
„Herein.“
Sie straffte die
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