Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
die Röte ins Gesicht schoss. „Wir sollten gehen. Ich habe nur eine Stunde, und jetzt, da Julian krank ist, gibt es mehr als genug für mich zu tun.“
Seite an Seite spazierten sie durch den Hyde Park. Jedes Mal, wenn sein Arm zufällig den ihren streifte, beschleunigte sich unwillkürlich ihr Puls. Ihre Finger wollten immer wieder seine Hand ergreifen, und um der Versuchung zu widerstehen, verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Frierst du?“, fragte Damon.
„Nein.“
„Hier, nimm meine Jacke.“ Er legte sie ihr um die Schultern. „Der Wind ist frisch. Ich habe gehört, in den Blue Mountains soll es heute noch Schnee geben.“
Charlotte musste an die Klinik denken. Mittlerweile hätte Stacey längst dort angekommen sein müssen. Die halbe Nacht hatte Charlotte wach gelegen und sich ausgemalt, wie ihre Schwester Damons Geld verprasste. Sie wollte sie nicht aufgeben, doch allmählich wurde ihr klar, dass Stacey denselben Weg einschlug wie ihr Vater damals und dass sie längst viel zu weit von ihr entfernt war.
„Besser?“, wollte Damon wissen.
Vor Schuldgefühl vermochte Charlotte ihm kaum in die Augen zu blicken. „Ja, danke …“ Sie kuschelte sich in die Jacke, atmete seinen Duft ein und spürte seine Körperwärme, die immer noch darin lag.
Das Restaurant war überfüllt, aber der Restaurantchef führte sie an einen ruhigen kleinen Tisch.
Charlotte studierte die Karte und hoffte, dass sie darüber Appetit bekäme. Doch jedes Mal, wenn sie auf die Preise blickte, erinnerte sie sich daran, wie leer geräumt ihr Konto war.
„Du siehst bekümmert aus“, stellte Damon fest. „Stimmt etwas nicht?“
„Es ist alles in Ordnung.“
Er lächelte aufgrund ihrer hastigen Antwort. „Ist es nicht. Ich sehe es dir doch an. Ich sagte, wir essen einfach nur zusammen. Keine Verpflichtungen. Du kannst sogar die Hälfte zahlen, wenn du willst.“
„Nein … Ich meine, das ist nicht das Problem.“
Er lehnte sich leicht vor. „Was ist dann das Problem?“
„Mir fällt das Ganze nur sehr schwer.“
„Das mit uns?“
Sie warf ihm einen raschen Blick zu. „Ja, … wir haben uns fast vier Jahre nicht gesehen. Ich weiß nicht, worüber ich mit dir sprechen soll …“
„Erzähl mir von deinem Leben“, schlug er vor, als der Kellner ein Körbchen mit warmen Brötchen auf den Tisch stellte.
„Von meinem Leben?“
„Du hast doch eins, oder?“
Charlotte senkte den Blick. „Ich wette, verglichen mit deinem ist es ziemlich langweilig.“
„Was ist mit Beziehungen? Hast du einen festen Freund?“
„Dann hätte ich wohl kaum zugestimmt, mich mit dir zu treffen“, wies sie ihn zurecht.
„Du hältst mich für einen arroganten Snob, nicht wahr?“
Welchen Sinn hätte es, ihm die Wahrheit vorzuenthalten? „Ja.“
„Ich war so überrascht, dass alles wieder da war, als wir uns wiedertrafen.“
„Was war wieder da?“
Er lächelte wehmütig. „Außer dir hat noch keine Frau solche Gefühle in mir wecken können.“
„Das sagst du doch nur, um deinen Willen zu bekommen.“
Damon griff nach ihrer Hand und umschloss sie mit seiner. „Ich meine es ernst, Charlotte. Ich begehre dich, wie ich dich immer begehrt habe, und du willst mich auch. Ich kann es in deinen Augen sehen, jedes Mal, wenn du mich ansiehst. Da ist ein Hunger, eine Sehnsucht, die niemand außer mir wirklich befriedigen kann.“
Bestimmt entzog sie ihm ihre Hand. „Du hast mir das Herz gebrochen, Damon. Ich falle nicht noch einmal darauf herein.“
Ernüchtert runzelte er die Stirn. „Komm schon, Charlotte. Du weißt genau, dass ich keine andere Wahl hatte, als dich für die Schuldige zu halten. Alle Indizien sprachen gegen dich.“
Bitterkeit lag in ihrem Blick, als sie aufsah. „Du hattest die Wahl, mir zu glauben oder nicht.“
Mit einem Seufzer lehnte er sich im Stuhl zurück. „Darüber habe ich vier Jahre lang nachgedacht, aber ich komme immer wieder an denselben Punkt. Wenn du es nicht warst, wer dann?“
„Ich weiß es nicht. Aber irgendjemandem hat nicht gefallen, dass du und ich ein Paar waren. Vielleicht irgendeine Kindheitsliebe, die Frau, die dich heiraten wollte?“
„Iona Patonis?“
„Ja, sie kam ein paarmal mit Eleni in die Galerie. Sie war nicht gerade sehr freundlich zu mir. Und Gelegenheit hat sie genug gehabt.“
„Iona würde so etwas Abscheuliches nie tun. Sie ist eine der warmherzigsten Frauen, die ich kenne. Monatelang hat sie meine Schwester gepflegt, und sie war meiner Mutter
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