Leider schon vergeben!
Alek meinte es gut, aber schließlich war sie erwachsen. Prag mit Tomas zusammen zu erkunden, könnte durchaus unterhaltsam werden – außerdem war sie im Urlaub.
Tomas grinste. «Manche von uns haben es einfach drauf, Alek, und manche nicht. Sogar Chess hat dich heute Abend abgeschrieben.»
Alek stellte das Tablett ab. «Wo ist sie denn hin? Ist alles in Ordnung?»
«Sie ist ins Bett gegangen», antwortete Fern. «Sie schien ein bisschen gestresst.»
Alek sagte nichts, sondern kippte nur einen ordentlichen Schuss Tia Maria in Ferns Tasse und dann in seine eigene. Es würde also einer jener Abende werden, wo sie sich so betranken, dass es ihnen am Ende nicht einmal mehr auffallen würde, wenn die Tassen plötzlich Cancan tanzten.
«Chess sieht sehr müde aus. Deine nette Freundin arbeitet zu viel, Alek.» Eliska beugte sich vor, um eine Espressotasse entgegenzunehmen. Fern konnte nicht umhin, ihre Erscheinung zu bewundern. Von der makellosen Maniküre über den zeitlosen Hosenanzug von Chanel bis hin zu den Christian Louboutins strahlte alles an ihr Eleganz aus. Vielleicht sollte Fern noch eine Runde Shoppen einplanen, während sie hier war. Oder kamen manche Frauen einfach schon so makellos gestylt auf die Welt?
Alek zog besorgt die Brauen zusammen. «Du kennst doch Chess, Eliska. Sie liebt die reglementierte Welt der Banken, selbst wenn die sie fast umbringt. Wenn ihr mich kurz entschuldigt, dann sehe ich mal schnell nach ihr.»
Nachdem Alek das Zimmer verlassen hatte, plätscherte die Unterhaltung so vor sich hin. Fern ließ sich in das Ledersofa sinken und lauschte Tomas, der von der Karlsbrücke und der Pracht des Veitsdoms schwärmte. Sie nickte und nippte an ihrem Kaffee, dessen Wärme und Alkohol sich angenehm in ihrem Bauch ausbreiteten. Gerade als sie feststellte, wie entspannt sie war, hörte sie plötzlich die lauten Stimmen. Eliska warf ihr einen Blick zu und hob fragend die Schultern. Einige Augenblicke später waren Aleks schwere Schritte auf der Treppe zu hören. Als er das Wohnzimmer betrat, waren seine Wangen gerötet, und seine Augen glänzten.
Eine eiskalte Hand packte Ferns Herz. Noch nie zuvor hatte sie auch nur die Andeutung einer Missstimmung zwischen Alek und Francesca erlebt. Was war da nur los?
«Chess muss morgen früh raus», erklärte er kurz angebunden, bevor er sich seinen Kaffee nahm und sich setzte. «Wie’s aussieht, werden wohl wieder nur wir Künstlertypen bis zum Morgengrauen durchhalten.»
«Jetzt hab ich dich endlich mal für mich», meinte Eliska an Fern gewandt, denn Alek verwickelte Tomas in eine Unterhaltung über Politik. «Ich wollte dich nämlich fragen, ob ich dich vielleicht für meine Zeitschrift interviewen darf?»
Fern verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. «Wirklich? Meinst du das ernst? Warum solltest du das tun wollen?» Der Unterschied zwischen der eleganten Tschechin und Fern in ihrem orange-pinkfarbenen Maxikleid Marke Miss Selfridge hätte nicht offensichtlicher sein können, und Fern war ziemlich sicher, dass Eliskas Leserinnen sich nicht für abgeknabberte Fingernägel und glitzernde Haarspangen vom Drogeriemarkt interessierten.
Doch Eliska meinte es durchaus ernst. «Unsere Leser würden nur zu gerne etwas über dein Leben in London erfahren. Vielleicht könnten wir es mit einem Ausflug in eines der Prager Theater verbinden. Ich weiß, dass Alek vor kurzem erst mit einem Projekt in der Laterna Magika fertig geworden ist. Es wäre doch toll für dich, seine Arbeit dort zu sehen.»
Fern wurde ganz aufgeregt. «Das würde ich sehr gerne! Vielen Dank!»
Eliska schüttelte ihren blonden Schopf. «Nein, Fern, ich hab zu danken. Ich glaube, das könnte lustig werden.»
«He!», unterbrach Alek Eliska streng. «Tomas hat mir gerade erzählt, dass er Fern auch schon für einen Sightseeing-Tag in Anspruch nimmt. Sie soll hier doch Ferien machen!»
«Ich finde es sehr schön, so begehrt zu sein.» Fern grinste. «Ich hätte schon viel früher nach Prag kommen sollen.»
«Ja», sagte Alek leise und blickte Fern an. «Das stimmt.»
Als sich der letzte Gast von ihr verabschiedet hatte und in die samtige Dunkelheit verschwunden war, war Fern nach dem guten Essen ganz schläfrig. Ihre Augenlider waren bleischwer. Sie freute sich bereits, die Treppe zum hübschen Gästezimmer hinaufzusteigen und sich unter die dicke Bettdecke zu kuscheln. Doch wie es schien, hatte Alek anderes im Sinn, denn er schenkte ihnen beiden einen Brandy ein.
«O Gott,
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