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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Autoren: Silke Heichel
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kein nerviger Ramon oder sonst wer aus seiner Clique. Abgesehen von seinen Eltern, die nach wie vor nichts von uns als Paar wussten, wähnten alle anderen ihn vielleicht bei mir, aber niemand klingelte in dieser Zeit. Vielleicht hatten sie Angst vor der bösen Hexe mit dem dicken Pickel auf der Nase, wie Leif mich neckte.

9. Kapitel
     
    „Leif, hör auf mit dem Unsinn! Wenn du das tust, gehe ich.“
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er war wahnsinnig! Ich verstand nicht, was in ihn gefahren war. Sicher, ja, ich kannte seine Risikofreude. Aber was wollte er damit erreichen? Warum tat er das? Wem musste er etwas beweisen? Hatte sich in den zwei Wochen, die er allein zuhause verbracht hatte, für die er seinen Eltern ein Versprechen gegeben hatte, so viel angestaut, das er sich nicht zu tun gewagt hatte, dass er jetzt so richtig auf die Kacke hauen musste?
    Okay, es war kein Hochhaus – wahrscheinlich reagierte ich einfach nur über – aber auch ein Haus mit vier Etagen reichte. Wenn man auf dem Dach stand und nicht nur mit dem Gedanken spielte, sondern ernsthaft vorhatte, auf das Nachbarhaus zu springen. Ich vermochte nicht einzuschätzen, wie viele Meter die beiden Häuser trennten, aber es waren mehr als zwei. Wenn er es wirklich durchzog, wenn er wirklich auf das Nachbarhaus zu springen versuchte und dabei abstürzte …
    Die Höhe reichte, um sich mindestens ernsthaft zu verletzen, wenn nicht sogar umzubringen. Natürlich gab es Glücksfälle. Menschen fielen von viel weiter oben und kamen mit dem Schrecken und nur blauen Flecken davon. Oder? Zumindest hatte ich oft davon gelesen. Aber wenn jemand mit Absicht sprang, weil er sein Schicksal herausfordern wollte, sah das anders aus. Dann konnte es nur schiefgehen.
    „Es wird schon gut gehen!“, versprach er. „Bleib locker! Die anderen haben’s auch geschafft.“ Er drückte meine Hand und einen Kuss auf meine Stirn. Meine Zweifel beseitigte das nicht. Auch nicht die Tatsache, dass er ein guter Sportler war.
    Dann entglitt er meiner Hand, drehte sich um. Er nahm Anlauf, rannte los und sprang. Ich schloss die Augen. Ich konnte es nicht mit ansehen. Wenn er jetzt fiel …
    „Whuuuhuhuh.“
    Jubelschreie ertönten von gegenüber. Ich öffnete die Augen. Er hatte es geschafft. Er lachte, wurde von Jürgen umarmt, klatschte mit Ansgar ab und trank einen kräftigen Schluck aus Ramons Bierflasche. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte gehen. In mir brodelte es. Ich kochte vor Wut. Warum musste er das tun? Ich hasste ihn dafür.
    „Komm’ rüber, Nina!“, rief Ramon.
    „Ganz bestimmt nicht.“
    Für die Clique war ich ein Spielverderber, ein Schisser. Alle hatten es getan. Ramon, Jürgen, Marek, Ansgar und sogar Cinzia, Ramons Freundin. Und sie lachten mich aus, weil ich es nicht tat. Ich fühlte mich mies. Ich fühlte mich ausgeschlossen. Aber ich wollte es nicht tun. Ich war eine Niete in Sport, aber das war nicht der einzige Grund. Selbst, wenn ich fünf Meter weit springen oder sämtliche Rekorde im Weitsprung hätte brechen können, ich hätte es nicht getan.
    Ich hatte Angst und ich stand dazu. Ich sah keinen Grund, mein Schicksal herauszufordern. Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und ging. Wäre ich bloß nicht mitgekommen! Hätte ich bloß Nein gesagt! Ich hielt die Idee direkt für bescheuert. Kam ja auch von Ramon. Der hatte immer so blöde Ideen. Und Leif musste stets mitziehen. Egal, worum es ging.
    „Nina!“, hörte ich Leifs Stimme. „Bleib hier!“
    „Nein, keine Lust.“
    „Ach, komm schon, Schisser!“, rief Ramon.
    Und dann riefen sie im Chor „Schisser, Schisser, Schisser“, bis Cinzias panisches Kreischen die Rufe zerriss: „LEIF!“
    Instinktiv drehte ich mich um. Er war erneut gesprungen, um zu mir zurückzukommen, und dabei abgerutscht. Nun hielt er sich an der Kante fest. Versuchte, wieder hochzukommen. Versuchte, nicht abzustürzen.
    Ich rannte zu ihm. Mein Herz raste vor Panik. Oh, dieser Idiot! Ich legte mich auf den Bauch vor ihn, ganz nah an den Rand. Streckte meine Hand nach ihm aus. Ich wusste selbst, dass ich ihn nicht halten konnte, vom Hochziehen ganz zu schweigen. Er war mir viel zu schwer und er wusste es auch. Er versuchte nicht mal, nach meiner Hand zu greifen. Aber irgendwas musste ich ja tun.
    „Halt dich fest!“, bat ich ihn.
    „Tu’ ich ja.“
    Voller Anspannung und Panik kämpfte er. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Immer wieder versuchte er, sich hochzuziehen. Sich mit den Füßen
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