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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Autoren: Silke Heichel
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hochzustemmen. Seine Finger klammerten und krallten sich am Rand des Daches fest. Seine Knöchel traten weiß hervor. Ich sah ihn schon abstürzen und unten liegen. Ich zog und zerrte an seinen Armen. Ich musste ihn oben halten, bis … Ja, bis wann?
    Jürgen und Marek kamen herübergesprungen. Ich rollte zur Seite, damit sie bäuchlings meinen Platz einnehmen konnten. Mit vereinten Kräften holten sie ihn zurück aufs Dach. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber sie schafften es.
    Leif ließ sich fallen, stützte die Arme auf die Knie und seinen Kopf darauf. Er atmete mehrmals tief durch. Kaum kniete ich neben ihm, griff er nach meiner Hand. Einerseits zog er mich in seine Arme, andererseits ließ er sich in meine fallen. Er zitterte. Immerhin, das Ganze hatte auch ihn schockiert. Gott, war ich froh, dass es ihm gut ging! Ich wollte ihn nur spüren und nicht darüber nachdenken, was alles hätte passieren können. Minutenlang sprach niemand ein Wort. Nicht auf unserem Dach, nicht auf dem anderen. Sobald Leifs Atemzüge regelmäßiger gingen und das Zittern nachließ, löste ich mich von ihm. Er sah mich an. Ehe er die ihm ins Gesicht geschriebene Frage formulieren und aussprechen konnte, gab ich ihm eine kräftige Ohrfeige. Ich stand auf, drehte mich um und ging. Zurück zu der Dachluke, durch die wir heraufgeklettert waren.
    „Nina, warte!“
    Mit Tränen in den Augen stieg ich hinab, rannte die Stufen im Treppenhaus runter. Ich hörte Leif hinter mir und weinte. Ich war völlig mit den Nerven runter. Ich hatte so eine Angst um ihn gehabt. Ich war so wütend. Alle hatten über mich gelacht und mich für ein Weichei gehalten und dann passierte das, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte. Ich spürte eine Hand an meinem Arm und drehte mich um.
    Leif hielt mich fest. „Bleib bitte stehen!“
    Durch einen Tränenschleier sah ich ihn an. „Du bist so ein Idiot!“
    „Es ist doch gut gegangen!“
    „Das war dein Glück.“
    „Hey …“ Er wollte mich in den Arm nehmen, ich wehrte ihn ab. „Nina … es tut mir leid.“
    „Ihr habt über mich gelacht. Und dann fällst du fast vom Dach. Ich hatte Recht. Es ist gefährlich.“
    „ Ich habe nicht über dich gelacht. Und dass es nicht ganz ungefährlich ist, wussten wir vorher. Deshalb haben wir’s ja gemacht.“
    „Es war eine schwachsinnige Idee!“
    Leif sagte nichts dazu.
    „Du hast es gerade so geschafft wieder aufs Dach zu kommen und unterstützt diese Aktion noch?“
    „Es war eine Mutprobe, es war Spaß.“
    „Spaß ist nicht, wenn man seine Gesundheit riskiert.“
    „Ach, komm, das tut man auch beim Trinken oder Rauchen und trotzdem macht’s jeder.“
    Ich stöhnte verärgert. „Du weißt genau, was ich meine!“
    Er wagte einen erneuten Versuch, mich zu berühren, griff nach meiner Hand. „Komm schon, sei nicht mehr sauer!“
    Es fiel mir schwer, verdammt schwer. Seine kräftige Hand, die zu unglaublichen Dingen fähig war – fast so unglaubliche Dinge wie seine Zunge – hielt zärtlich meine. Seine Augen, seine wunderschönen Augen, fixierten mich, klebten an mir, als wollten sie mich hypnotisieren. Ich war haarscharf davor, nachzugeben. Haarscharf.
    „Bin ich aber!“ Ich wehrte ihn erneut ab, drehte mich um und ging. Endgültig.
    Er machte keinen Versuch mehr, mir zu folgen und ich ärgerte mich darüber. Tränen stiegen in mir auf. Ich weinte fast den ganzen Weg bis nachhause. Weil er diesen Mist gemacht hatte. Weil er mir nicht folgte. Aber was, wenn er mir gefolgt wäre? Dann hätte ich ihm sowieso nicht zugehört. Und wahrscheinlich wusste er das und deshalb blieb er, wo er war.
    Zuhause angekommen lief ich unserer Nachbarin über den Weg, die mir ein Gespräch über ihre Rosen und Mehltau aufzwingen wollte. Es interessierte mich genauso wenig wie meine Tränen sie. Ich hatte keine Ahnung von so was und ich war nicht in der Stimmung, mit irgendjemandem zu reden. So höflich wie möglich erklärte ich ihr, dringend auf die Toilette zu müssen, und verzog mich ins Haus. Es war nicht gelogen, der Gang zum Klo folgte sofort. Danach schlüpfte ich aus meinen Schuhen und tapste ins Wohnzimmer, machte den Fernseher an. Ich zappte durch die Sender, blieb an den Musikkanälen hängen. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren und zappte weiter. Ich stolperte über mehrere Filme, die ich eigentlich mit Leif hatte schauen wollen, bloß einigen konnten wir uns nicht und dann kam diese dumme Dachaktion dazwischen. Tja, und jetzt liefen sie alle
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