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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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er sich an seine Mutter. Wie konnte er sie nur vergessen? Sie würde nicht umziehen wollen, und er musste sich um das Haus kümmern. Als ihn ein Anwalt einige Tage nach Willems Tod am Telefon verlangt hatte, war in ihm schon die Hoffnung gekeimt, dass er im Testament bedacht worden war. Aber dann stellte sich heraus, dass Willems beträchtliche Erbschaft seinem Bruder zufiel. Tad erhielt nur eine kleine Falkenstatue aus Kalkstein, die Willem daheim in seinem Bücherschrank aufbewahrt hatte. Das Ding hatte keine offensichtliche Bedeutung, und Tad ahnte, weshalb Willem sie ihm vermacht hatte. Das sollte die letzte Beleidigung sein, dieses unpersönliche kleine Stück Altertum.
    Er drehte die Schuhe in seinen Händen. Er würde sie der Heilsarmee spenden, entschied er und legte sie zur Seite. Und dann wandte er sich von der Spätnachmittagssonne ab, die durch das Fenster schien, und wieder seiner Arbeit zu.

31
    Sweeney fuhr am Dienstag nach Greenfield hinaus. Sie hatte diesen Teil von Nord-Massachusetts schon immer gemocht. Die kleinen Städtchen mit den malerischen Windmühlen an der Grenze zu Vermont, die Art, wie sich die Landschaft hier jenseits der Felder und Pinienwälder öffnete. Während der Fahrt dachte sie wehmütig an den schrulligen Charme ihres alten VW Rabbit, gleichzeitig aber wusste sie die Qualitäten ihres neuen Jetta zu schätzen. Sie erinnerte sich daran, dass sie, wenn sie mit dem Rabbit unterwegs gewesen war, die ganze Zeit über Angst hatte, er würde den Geist aufgeben. Da dies ihre erste Ausfahrt ohne ihn war, erlaubte sie sich diese sentimentale Anwandlung.
    Nachdem sie mit Susan Esterhaus gesprochen hatte, war sie sich nicht sicher, ob sie nun mehr über Karen Philips wusste als zuvor. Und obwohl Sweeney vermutete, dass es eine Verbindung geben musste zu dem offensichtlichen Verschwinden des Falkenkolliers, hatte sie keine Ahnung, wie sie in Erfahrung bringen sollte, was dahintersteckte.
    Tatsache war, dass sie mit Willem über ihren Verdacht gesprochen hatte, und jetzt war Willem tot. Sie wollte aber unbedingt weitere Nachforschungen über Karen anstellen, deshalb fuhr sie zu ihrem Geburtsort. Seit Sweeney von Jeannes Affäre mit Trevor Ferigni wusste, hielt sie sich nur ungern im Museum auf. Vielleicht lag es an Trevors verzweifeltem Gesichtsausdruck
oder an Jeannes Zusammenbruch nach dem Vorfall, jedenfalls begrüßte sie die Chance, von der Universität und der Hitze der Stadt fortzukommen.
    Das Stadtzentrum setzte sich aus einer Reihe kleiner Souvenirläden und Cafés zusammen. Sweeney vermutete, dass sie mehr den Touristen als den Einwohnern dienten, ebenso die Ladenketten und riesigen Supermärkte, die sie auf ihrem Weg in die Stadt gesehen hatte. Sie hielt am erstbesten Restaurant, einem authentisch altmodischen kleinen Diner mit einem Schild, das »Frühstück ganztätig« verkündete. Sweeney liebte Frühstück und entschied nach einem Blick auf die Uhr, dass es um drei noch nicht zu spät für Belgische Waffeln war. Als die Bedienung, ein Mädchen im Teenageralter, ihr Essen brachte, fragte Sweeney, ohne große Erwartungen zu hegen: »Ich suche die Familie Philips. Weißt du, wo ich sie finden könnte?«
    »Es gibt mehrere Philips in der Stadt. Meinen Sie Harold oder Charlie?« Die großen, grünen Augen des Mädchens schauten sie hilfsbereit an.
    »Ich weiß nicht genau«, entgegnete Sweeney. »Ich suche die Eltern von Karen Philips. Sie ist gestorben, als ich noch sehr jung war, vermutlich noch bevor du geboren wurdest. Aber ich hoffe, dass ich mit ihren Eltern sprechen kann.«
    Das Mädchen sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Oh, dann ist es Harold. Das geht aber leider nicht. Sie sind beide tot.« Sweeney verkniff sich die Frage, warum sie Harold als Möglichkeit genannt hatte, obwohl er schon tot war.
    »Oh. Trotzdem vielen Dank«, sagte sie.
    Sie aß ihre Waffeln und versuchte, nicht allzu betrübt zu sein. Sie hatte im Vorfeld keine Erkundigungen eingezogen, daher hätte sie eigentlich nicht enttäuscht sein dürfen. Sogleich nahm sie sich vor, nach dem Essen noch ein bisschen herumzufragen, vielleicht würde sie ja doch noch auf etwas stoßen.
    Sie stand gerade an der Theke, um ihr Frühstück zu bezahlen, als die junge Bedienung mit ausdrucksvollen Augen aus
der Küche kam und verschwörerisch sagte: »Wissen Sie, mir ist noch was eingefallen. Es gibt da eine Diana. Sie lebt draußen an der Country Road, in einem großen, gelben Bauernhaus, Sie können es gar nicht

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