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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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hatte, denen zufolge einer der beiden Männer, die den bewaffneten Raubüberfall ausgeführt hatten, Denny Keefes Cousin war. Dann war also Denny der Informant beim Einbruch von 1979 gewesen.
    War er auch der Insider beim versuchten Diebstahl des Kanopenkruges?
    Wenn dem so war, dann würde das bedeuten, dass Karens Tod und ihre Nachforschungen über das Kollier nicht mit den Raubüberfällen in Zusammenhang standen. Aber warum sollte eine hochintelligente junge Frau mit einer vielversprechenden Karriere und einer Leidenschaft für Kunst ihr Leben beenden wollen? Vielleicht war die Erklärung so simpel wie ein Anfall von Depression. Sweeney wusste mittlerweile, dass ihr Vater sich wegen einer Krankheit das Leben genommen hatte, die er nie beim Namen genannt, die ihn aber sein ganzes Leben lang geplagt hatte. Wenn er ein bisschen später geboren worden wäre, hätte er vielleicht behandelt werden können und würde jetzt noch leben. Aber wer wusste das schon?
    In Sweeneys Leben gab es viele Momente, vielleicht mehr als bei anderen Menschen, in denen alles vollkommen hoffnungslos aussah. Nach Colms Tod war sie so von Trauer überwältigt worden, dass sie am liebsten gar nichts mehr gespürt hätte. Sie wollte nicht existieren, nur um diesen unerträglichen Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen. Dennoch war sie nie an jenem Punkt angelangt, an dem sie sich aufgegeben hätte.
    Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es die Arbeit an dem Falkenkollier gewesen war, die Karen zum Verhängnis wurde. Für Sweeney war es offensichtlich, dass das Schmuckstück in Wahrheit aus der Grabstätte einer der Prinzessinen von Dashur stammte und Karen das herausgefunden hatte.
    Aber hatte das zu ihrem Tod geführt? Sweeneys Gefühl sagte ihr, dass es etwas mit dem Kollier zu tun hatte. Es gab ein Geheimnis, das so tief verborgen war wie das Grab, aus dem es stammte. Sie wünschte sich, besser über ägyptische Antiquitäten
Bescheid zu wissen. Wenn Willem noch am Leben wäre, hätte sie ihn um Rat fragen können, aber leider war er tot.
    Aber Tad war noch da, fiel ihr ein. Jeder vergaß, dass Tad ebenfalls Ägyptologe war. Und zwar ein sehr begabter. Sie könnte sich bei ihm erkundigen. Es war fast fünf. Er war sicher noch im Museum. Wenn sie mit ihm gesprochen hätte, würde sie nach Hause fahren und rechtzeitig zu ihrem Gespräch mit Ian da sein. Nicht dass sie sich darauf gefreut hätte.
    Als sie ihre Sachen zusammenpackte, stellte sie fest, dass auf ihrer Mailbox eine Nachricht wartete, und hörte sie ab. Quinns Stimme teilte ihr mit, er wolle sie etwas fragen. Sie rief zurück, erreichte ihn aber nicht und sprach ihm deshalb aufs Band: »Hier ist Sweeney. Ich fahre jetzt zum Museum, um Tad etwas zu fragen, aber du kannst es später noch mal versuchen.«
    Als sie ihr Apartment verließ, sah sie Ians Trenchcoat hinter der Tür hängen. Er wirkte so deplatziert an dieser Stelle, so einsam. Sie ließ den weichen Stoff durch ihre Finger gleiten, das Gewicht des edlen Burberry-Gewebes, und prägte sich ein, wie er sich anfühlte. Dann trat sie durch die Tür.

35
    »Was liest du da?«, fragte Ellie und trat hinter Quinn an den Schreibtisch.
    » Die Ballade vom alten Seemann .« Er hatte sie schon halb durch und sah auf die Uhr, um zu entscheiden, ob er noch einen Versuch mit Denny Keefe starten sollte. Er war früh gekommen, damit er die gesamte Lesearbeit für seinen Abendkurs erledigen konnte, ehe der Tag begann. Außerdem musste er sich noch mit Ellie unterhalten. Sie hatte bei der Befragung des Jungen die Kontrolle verloren, und nun galt es herauszufinden, weshalb. Er musste in Erfahrung bringen, ob es noch mal passieren könnte.
    »Wasser, Wasser überall, und nirgends ein Tropfen zu trinken!«, entgegnete sie theatralisch.
    »Du hast es gelesen?«
    »Ja, natürlich. Ich lese gerne.« Sie stand vor ihm und sah ihn an, als ob sie etwas sagen wollte.
    »Geht’s dir gut?«, fragte er schließlich.
    »Ja, es geht schon.« Ihre Mundwinkel sackten nach unten, in ihren Augen lagen Reue und Schmerz. Am liebsten hätte er sie angeschrien, dass sie ihre Gefühle besser unter Kontrolle halten solle, damit nicht alles sofort in ihrem Gesicht zu lesen sei. Sie würde niemals eine echte Polizistin werden, wenn sie nicht einmal dazu in der Lage war. »Ich möchte mit dir über das sprechen, was in der Wohnung des Jungen passiert ist.«

    Quinn sah nach oben auf die Uhr. Es war fast neun. »Lass uns die Unterredung später

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