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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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plötzlich den offen stehenden Schrank, in dem der Kanopenkrug aufbewahrt wurde, und das zersplitterte Holz. Und sie sah drei Deckel aus Alabaster in den Trümmern liegen, den Pavian, den Schakal und den Falken.
    Nur drei, wunderte sie sich noch, als sie sich zu Jeanne umdrehte. Drei Deckel, wo sich zuvor vier befunden hatten.

14
    Der Anblick der toten Olga hatte Sweeney sehr mitgenommen. So sehr, dass sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen war, Quinn könne am Schauplatz des Verbrechens auftauchen. Denny hatte schließlich die Polizei verständigt.
    Nachdem man Willem endlich aufgetrieben hatte, war Denny dazu aufgefordert worden, sämtliche Türen nach draußen abzusperren. (Lacey zeigte auf einmal kriminalistischen Spürsinn, indem sie die Vermutung äußerte, der Mörder könne sich noch im Gebäude befinden - oder zumindest ein Zeuge, der wichtige Angaben zur Tat machen könne.) Man organisierte an der Bar ein Glas Whisky für Jeanne, und schließlich hatte sie sich so weit beruhigt, um erzählen zu können, wie sie auf Olgas Leiche gestoßen war. Nachdem sie David Milken nirgendwo gefunden hatte, war sie in den Keller gegangen, um den Kritiker dort zu suchen. In der Nähe des Kanopenkruges bemerkte sie etwas, das ihr Interesse weckte.
    Mit erstickter Stimme berichtete sie, wie sie Olga auf dem Boden hatte liegen sehen. Als sie sich nicht bewegte, hatte Jeanne sich hingekniet und über sie gebeugt. Das viele Blut hatte sie erst bemerkt, als sie schon von oben bis unten damit besudelt war. »Ich habe die ganze Zeit versucht, ihren Puls zu fühlen«, erzählte sie, »aber ich wusste nicht einmal genau, wie ich das anstellen sollte. Stattdessen habe ich regelrecht in ihrem Blut gebadet.«

    Sweeney hatte die Besucher gebeten, sich bis zum Eintreffen der Polizei im Erdgeschoss zu versammeln. Jetzt lehnte sie sich an Ian, der sie tröstend umarmte, und ertappte sich dabei, wie sie in Jeannes Gesicht nach einem Hinweis suchte, der sie beim Lügen ertappte. Natürlich wirkte sie beim Erzählen ziemlich mitgenommen, aber konnte das nicht vielleicht auch daraus resultieren, dass sie mit Olga einen Streit gehabt hatte? Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, das sie spontan bei Jeannes Anblick überkommen hatte, dieser nagende Gedanke: Jeanne hat Olga umgebracht . Quinn hatte ihr einmal erzählt, dass er lange gebraucht hatte, um zu lernen, dass die Dinge entgegen der gängigen Vorstellung meistens genau so lagen, wie sie auf den ersten Blick erschienen. »Wenn ich ein Haus betrete, und da liegt ein totes Mädchen auf dem Boden und daneben steht ein Typ mit Blut an den Händen, dann sollte er eine verdammt gute Erklärung dafür haben, warum er sich dort befindet«, hatte er damals gesagt. »Ich kann dir garantieren, dass in neunundneunzig Komma neun Prozent der Fälle niemand anderer als dieser Typ der Täter ist. Aber unser Rechtssystem hat leider eine andere Auffassung. Es ist auf das zehntel Prozent ausgerichtet, wo der Tathergang nicht so abgelaufen ist.«
    Aber weshalb sollte Jeanne Olga umgebracht haben?
    Quinn war nicht der erste Beamte am Tatort. Zunächst traf etwa ein Dutzend uniformierter Polizisten ein. Sie durchkämmten die Galerien, sperrten alle Türen ab und stellten sicher, dass niemand das Gebäude verließ. Sweeney hörte, wie Willem einem der Beamten alle Ereignisse der Reihe nach schilderte und erst ganz am Schluss Jeanne erwähnte. »Sie hat die Leiche gefunden«, erklärte er. »Sie ist ein bisschen daneben, aber ich denke, sie schafft es trotzdem, Ihre Fragen zu beantworten.« Er wirkte ruhig und kontrolliert wie immer. Sweeney war nicht verwundert darüber, dass ein Mord in seinem Museum ihm nicht besonders zusetzte, aber sie hätte ihn aufgebrachter
erwartet angesichts der Tatsache, dass jemand versucht hatte, sein neuestes Exponat zu stehlen.
    Und dann traf Quinn ein. Er kam in Begleitung einer jungen Frau, die Sweeney noch nicht kannte, aber sie erinnerte sich an seine Worte, er müsse einen neuen Partner einarbeiten. Der neue Partner - wenn sie damit gemeint war - wirkte eindeutig zu jung für eine Ermittlerin. Sie war klein, aber athletisch gebaut, trug Jeans und ein schlichtes T-Shirt. Ihr dunkelblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sweeney beobachtete, wie sie sich bei den bereits anwesenden Polizisten informierte, ehe sie Quinn winkend bedeutete, ebenfalls mit ihnen zu sprechen. Er schüttelte allen die Hand, freundlich, aber mit angebrachter Trauermiene. Sweeney

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