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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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fragte sich, ob er schon einmal vergessen hatte, dass er sich am Schauplatz eines Mordes befand, und seine Kollegen mit einem breiten Grinsen begrüßt hatte.
    »Geht es dir gut?«, fragte Ian sie in diesem Moment, legte ihr einen Arm um die Schulter und musterte sie.
    »Ja, danke.« Ihr fiel auf, dass sie Quinn noch nie bei der Arbeit erlebt hatte. Er war in seinem Element; er ging darin auf, Fragen zu stellen, Befehle zu erteilen und Willem die Leitung zu entziehen. Sweeney realisierte, dass eine solche Situation wohl immer eine starke Autorität erforderte, die niemand der Anwesenden für sich beanspruchen wollte. Die anderen standen herum, flüsterten und tauschten vermutlich so lange Verdächtigungen und Vermutungen aus, bis ihr Wahrheitsgehalt zu steigen schien. Sweeney hatte niemandem von dem fehlenden Verschluss erzählt, aber trotzdem hatte sich das Gerücht verbreitet, es habe einen versuchten Diebstahl gegeben.
    Sie beobachtete, wie Quinn sich zu einem der Wächter hinunterbeugte, während er mit ihm sprach. Er trug ein kurzärmliges Hemd, und die gestikulierenden Bewegungen seiner Arme waren vom Muskelspiel der Bizepse begleitet. Sie bemerkte eine lange Narbe an einem seiner Oberarme, die ihr bislang
nicht aufgefallen war. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sie im letzten Herbst auf dem kalten Betonboden gelegen hatte, Quinn in ihren Armen, und wie sein Blut in ihre Hände geflossen war, während sie auf die Polizei gewartet hatte. Sie versuchte, die Erinnerung durch ein leichtes Kopfschütteln zu verbannen, und als sie wieder aufsah, stellte sie fest, dass er sie entdeckt hatte. Schnell blickte sie zur Seite. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, als hätte sie ihn angestarrt.
    »Willst du dich setzen?«, fragte Ian. »Du wirkst ein bisschen wackelig.«
    Aber dann stand plötzlich Quinn vor ihnen. »Ich hätte mir denken können, dass du hier sein würdest«, sagte er mit einem so dezenten Grinsen, dass es nur Sweeney bemerkte.
    Sie versuchte, ihre Freude über das Wiedersehen zu verbergen, und in diesem Moment bemerkte sie einen weiteren Ausdruck in seinem Gesicht - ein kurzes Zucken der Augenbrauen, ein leichtes Kopfnicken, vermutlich eine Art Entschuldigung für sein grobes Benehmen bei ihrem letzten Besuch.
    »Hast du die Leiche wirklich gefunden?« Seine Stirn glänzte, und sie nahm seinen Geruch wahr, den Schweiß, sein würziges Deodorant, sein Waschpulver. Der Duft war ihr vertraut, und ihr wurde klar, dass sie Quinn allein daran erkannt hätte. Oder zumindest hätte sie an ihn denken müssen, wenn sie jemandem begegnet wäre, der dasselbe Deodorant, dieselbe Seife oder was auch immer verwendete.
    »Nein. Aber ich war die zweite Person vor Ort.« Sie erinnerte sich wieder an Ian, der nach wie vor neben ihr stand, und drehte sich in seine Richtung. »Das ist Ian Ball. Tim Quinn, Detective Tim Quinn.«
    »Arbeiten Sie auch am Museum?«
    Ian sah zu Sweeney und wieder zurück zu Quinn, ehe er sagte: »Nein. Ich habe Sweeney zur Eröffnung begleitet.« Sie schüttelten sich die Hände, und Quinn betrachtete Ians Gesicht eingehend.

    Eine unangenehme Stille entstand, und schließlich sagte Quinn: »Haben Sie das Opfer heute Abend noch gesehen? Wir arbeiten gerade an der Abfolge der Ereignisse.«
    »Sie hat unsere Mäntel an der Garderobe in Empfang genommen«, sagte Sweeney. »Wir sind ihr dort begegnet, als wir um vier hier ankamen.« Sie sah auf die Uhr, mittlerweile war es halb neun. Etwa um sieben war sie im Keller auf Jeanne getroffen. »Ich habe sie im Laufe des Abends noch ein paar Mal gesehen, wie sie sich mit Leuten unterhalten hat, ihnen den Weg gezeigt hat und so weiter.« Als sie Olga das letzte Mal sah, war sie in ein Gespräch mit Fred vertieft. Wann war das gewesen? »Ich habe sie hier oben in der Galerie gesehen, das war etwa um sechs, würde ich sagen. Und danach nicht mehr, bis … na ja, bis Jeanne ihre Leiche entdeckt hat.« Sie dachte nach. »Aber als ich mich hingekniet habe, um festzustellen, ob sie noch lebte, strömte jede Menge Blut aus ihren Wunden, und zwar ziemlich schnell. Sie kann also noch nicht lange tot gewesen sein, oder? Wann gerinnt Blut?«
    »Sehr schnell«, sagte Quinn. »Vielen Dank. Das ist in der Tat ein wichtiger Anhaltspunkt. Ich mache mich dann an die Arbeit. Sie werden noch eine Zeitlang hierbleiben müssen. Wir müssen alle Anwesenden befragen.« Er wandte sich an Sweeney. »Hast du sie gekannt? Der Typ da drüben, angeblich der Museumsdirektor,

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