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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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mich noch nicht dazu bereit, eine wirklich ernsthafte Partnerschaft einzugehen, verstehst du? Aber das ist albern. Es ist jetzt schon fast drei Jahre her, dass Colm gestorben ist, und ich sollte endlich nach vorne sehen. Ich vermute, das tue ich auch.«
    »Du lebst mit jemandem zusammen.«
    Sie lachte. »Das stimmt. Ich weiß nur nicht, was ich von der Sache mit London halten soll.«
    »Kann er nicht hierbleiben?«
    »Nein. Er hat eine Tochter in Paris, und seit er hier ist, sieht er sie viel zu selten. Das Büro läuft jetzt so weit ganz gut, also ist seine Aufgabe erfüllt. Und ich sollte auch darüber nachdenken, was ich als Nächstes tun will. Das Haus, in dem ich wohne, wird verkauft, und ich habe es ihm noch nicht einmal erzählt. Ich weiß nicht, warum. Eigentlich wäre es mir am liebsten, wenn alles beim Alten bliebe. Verstehst du mich?«
    Er sah sie an, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
    »Ich weiß nicht«, meinte er. »Ich weiß nicht, ob ich das tue. Ich habe mir in der letzten Zeit nicht gewünscht, dass alles beim Alten bleiben soll. Ich möchte mich weiterentwickeln.
Ich will über Mauras Tod hinwegkommen. Aber scheinbar schaffe ich es nicht.«
    »Hast du schon mal daran gedacht, wieder zu... du weißt schon. Mit jemandem auszugehen, wieder zu heiraten? Mit jemandem ins Bett zu gehen?« Sie hatte erreichen wollen, dass es scherzhaft klang, aber plötzlich lag eine Spannung in der Luft.
    Im Licht der Galerie sah sein Gesicht eckig aus, und die Farbe seines Haares verschmolz mit seinem Teint, sodass er einer Steinstatue glich. Er drehte sich um und sagte schnell: »Ja«, ehe er im nächsten Raum verschwand und Sweeney stehen ließ. Dann vernahm sie seine Stimme erneut. »Ich muss jetzt los. Ich habe mein Notizbuch im Keller vergessen.«
    »Ja. Okay. Ich begleite dich nach unten.« Sie holte ihn im Korridor ein, aber sie sahen sich nicht an, während sie die Stufen nach unten gingen.
    Der Keller war düster, nur die ägyptischen Exponate wurden angestrahlt und leuchteten gruselig entlang der Wände. Die steinernen Pfeiler tauchten die Zwischenräume in unheimliche Dunkelheit. Die in der Mitte des Innenhofs gepflanzten Bäume wirkten fast wie ein richtiger Wald, ihre Blätter warfen auf dem bleichen Marmor Schatten, die an die Umrisse von Tieren denken ließen.
    »Vorsicht«, sagte Quinn und fasste sie am Arm, als sie an der letzten Stufe stolperte.
    »Danke.« Sie fühlte die heiße Haut seines Unterarms an ihrer Hand. Plötzlich blieb er stehen. Und im selben Augenblick, als sie sich ihm zuwandte, um herauszufinden, warum, wurden ihr zwei Dinge klar: Zum einen sehnte sie sich danach, Quinn zu küssen, zum anderen spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Es war eine Art Déjà-vu: Der Raum und der Ausdruck in Quinns Gesicht, der den Schock widerspiegelte, den sie bei Jeanne erlebt hatte, brachten sie dazu, ebenfalls in seine Blickrichtung zu sehen.

    Dort lag jemand auf dem Boden, fast exakt in der Mitte des Raumes. Sie standen für einen Moment einfach da und starrten auf die Leiche, als ob sie es nicht fassen könnten, dass er dort lag. Dann flüsterte Quinn: »Es ist Willem Keane«, und lief zu ihm hin. Sweeney drehte sich um und beobachtete, wie er sich neben den Toten hinkniete. Sie durchquerte ebenfalls die Galerie und hockte sich neben ihn hin, um die Details besser erkennen zu können. Es kam ihr vor, als hätte sie diese Situation schon einmal erlebt: Olgas Leiche und das viele Blut, nur dass es dieses Mal Willems Leiche war und das Blut sich auf seinem Mund befand, auf den Wangen, auf dem Boden. Sie musste an Macbeth denken. Wer hätte das gedacht? So viel Blut. Und sie dachte, alle von uns, alle von uns haben so viel Blut. Und dann, wir sind alle dem Tod so nahe.

27
    Quinn und Ellie standen vor einem der steinernen Pfeiler im Keller und beobachteten, wie Willem Keanes Leichnam, der sich mittlerweile in einem Plastiksack mit Reißverschluss befand, auf eine fahrbare Trage gehoben und in Richtung Aufzug geschoben wurde. Ellie war zehn Minuten nach seinem Anruf eingetroffen, und er musste zugeben, dass sie sich wirklich nützlich gemacht hatte, indem sie half, das Gebäude abzusperren und eine Liste all derer zu erstellen, die sich am Nachmittag dort aufgehalten hatten. Schließlich hatte sie noch die Videobänder vorbereitet, und jetzt sah er ihr dabei zu, wie sie sich um Sweeney kümmerte, ihr ein Glas Wasser besorgte und sich versicherte, dass es ihr gut ging. Sie hatte

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