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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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fragen? Du musst es aber vertraulich behandeln.« Sie nickte. »Hast du im Museum je etwas über einen Arthur Maloof gehört?«
    Sweeney starrte ihn an. »Ja. Er hat dem Museum das Kollier gestiftet - zusammen mit einigen von Willems besten Stücken -, und eine Freundin von Ian hat mir verraten, dass sie gewisse Verdachtsmomente gegen ihn hegt.« Sie erzählte ihm von ihrer Unterhaltung mit Aggie Williams.
    »Seine Stiftungen werden derzeit untersucht. Ich vermute, die ägyptische Regierung und das FBI sind der Meinung, dass einige Stücke aus seiner Sammlung illegal außer Landes gebracht wurden.«
    »Ich verstehe das nicht«, dachte Sweeney laut. »Die Herkunft des Falkenkolliers wurde falsch deklariert. War es ein Irrtum, oder hat jemand mit Absicht falsche Angaben gemacht, damit es leichter gestohlen werden konnte? Aber warum hätte Maloof so etwas tun sollen? Wollte er die wahre Herkunft des Schmuckes verschleiern, weil sie Verdacht hätte erregen können?«
    Sie hatten den oberen Treppenabsatz erreicht. »›Leise kommt der Tod‹«, las Quinn die Schrift, die in schwarzen Lettern über dem Eingang prangte. »Das ist es also.«
    »Ja, das ist das Ergebnis der letzten drei Jahre meines Lebens.« In der Nacht der Eröffnung war es so voll gewesen, dass es Sweeney nicht möglich gewesen war, sich einen Gesamteindruck ihrer Ausstellung zu verschaffen. Erst jetzt, als sie sich umsah und die Wände in Ruhe auf sich wirken ließ, stellte sie zufrieden fest, dass sie perfekt gelungen war. Das Farbarrangement aus Schwarz und einem Cremeton, das sie für die Galerien ausgesucht hatte, schmeichelte den dunklen Schaukästen und den gerahmten Fotografien; die rechteckigen Schautafeln mit den verschnörkelten Titeln passten optimal in die Atmosphäre der Ausstellung.
    Quinn betrachtete die Sarkophage und Ölvasen sorgfältig,
widmete auch den Kanopenkrügen viel Zeit und las die beigefügten Erklärungen, wie die Ägypter ihre Toten für das Begräbnis vorbereitet hatten. Sie sah ihm dabei zu, wie er alles Raum für Raum in sich aufnahm.
    »Sind all diese Leute wirklich tot?« Sie standen vor den Post-mortem-Fotografien, und er ging schweigend von einem Foto zum nächsten, wobei er unter jedem die zugehörige Karte las.
    »Ja. Diese Technik war weit verbreitet. Die Menschen knipsten das Foto zur Erinnerung an den Verstorbenen.«
    »Das ist schrecklich«, meinte er. »So viele Kinder.«
    Sie stand neben ihm, ihre Schultern berührten sich fast. »Ich weiß. Die Arbeit an diesem Teil der Ausstellung ist mir sehr schwergefallen.«
    »Megan«, sagte er schlicht. Er brauchte es nicht weiter auszuführen. »Ich könnte das nicht ertragen.«
    Sweeney sah auf das Foto vor ihnen. Das Mädchen darauf konnte nicht älter als vier oder fünf sein. »Ich musste an Megan denken, als ich... Nun ja, wie bereits gesagt, hatte ich große Schwierigkeiten damit, die Fotos der Kinder auszusuchen.«
    »Ja?« Er sah sie an und trat einen Schritt näher, sodass sich ihre Schultern berührten. So standen sie einen Moment schweigend da und betrachteten die Fotografien. Im Schein des Glases konnte sie ihre Spiegelbilder ausmachen: die beiden Umrisse, ihr langes lockiges Haar, das an einen verschwommenen Heiligenschein um ihren Kopf erinnerte, und seinen kurzen Schopf, der seinen Schädel eckig und fremdartig wirken ließ. Mit einem Mal war sie sich ihrer Gegensätze bewusst, der männlichen und weiblichen Attribute, die sie voneinander unterschieden. Sie wollte ihm ihre Erkenntnis mitteilen, wollte ihm erklären, was sie gerade bewegte, aber sie war so überwältigt, dass sie stumm blieb.
    Der Raum war von einer besonderen Energie erfüllt. Sie konnte spüren, wie seine Körperwärme durch seine Schulter
in ihre Haut strömte. Dann bewegte er sich eine Winzigkeit, verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und die Energie verflüchtigte sich.
    Er ging durch den Raum und ließ sie vor dem Abguss eines Grabsteins aus den 1720er Jahren zurück. »Nun, Ian scheint mir ein netter Typ zu sein«, bemerkte er über die Schulter.
    »Das ist er.« Sie beugte sich nach unten, um ein leeres Stück Notizpapier vom Boden aufzuheben, zerknüllte es und schob es in ihre Hosentasche. »Netter, als ich es verdiene.«
    »Ach komm«, sagte er leichthin. »Du verdienst das Beste.« Ihr kam es plötzlich so vor, als hätten ihre Worte auf diese Aussage abgezielt, deshalb warf sie eilig ein:
    »Nein, ich meine nur, es ist nur so, dass... einerseits fühle ich

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