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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Stadt.«
    »Wer?«
    »Er. Der Killer. Der Mann, der Grace umgebracht hat.«
    »Hat er Sie angegriffen?«
    »Um ein Haar hätte er mich erledigt.«
    »Konnten Sie sein Gesicht erkennen?«
    »Er trug eine Art Maske. Bringen Sie Ben zu Mrs. Johnson, okay? In Ihrem Haus ist er nicht sicher. Können Sie das tun?«
    »Ja.«
    »Und vergessen Sie nicht, Ihre Waffe mitzunehmen.«
    »Mach ich. Wenn Sie befürchten, vorher das Bewusstsein zu verlieren, fahren Sie zur Notaufnahme des St. Catherine’s Hospital.«
    »Ich bin okay. Beeilen Sie sich nur, hören Sie?«
    Alex lag auf dem Rücken und blinzelte in eine chirurgische Lampe, die so grell erstrahlte wie eine blau-weiße Sonne. Chris hatte ihre Wunde bereits gesäubert. Jetzt nähte er sie überraschend zögerlich direkt unter dem Auge.
    »Die Platzwunde verläuft direkt durch Narbengewebe«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Ihr plastischer Chirurg über meine Arbeit sagen wird, aber ich nehme an, es ist Ihnen immer noch lieber, als ins Krankenhaus zu fahren.«
    »Genau. Warum haben Sie das Betadine verdünnt, als Sie die Wunde gesäubert haben?«
    »Das ist etwas Neues. In unverdünntem Zustand tötet es die weißen Blutkörperchen, die den Heilungsprozess beschleunigen. Die Ersthelfer, mikrobiologisch gesprochen.«
    Alex schwieg. Weniger als eine Minute später hatte Chris den letzten Stich verknotet.
    »Sie können aufstehen, sobald Sie sich danach fühlen«, sagte er. »Nur keine Eile.«
    Alex stemmte sich auf einen Ellbogen und überzeugte sich, dass ihr Innenohr wusste, wo oben und unten war, ehe sie sich in eine sitzende Position erhob. »Danke, dass Sie mir geholfen haben.«
    »Sie haben wirklich keine Ahnung, wer dieser Kerl war?«
    »Nein. Die Frage ist, war er hinter mir her oder hinter Ihnen?«
    »Ich würde sagen, das ist ziemlich offensichtlich«, sagte Chris.
    »Ganz im Gegenteil. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er nach Elgin gekommen ist, um Sie zu töten, wobei er völlig unerwartet mich vorgefunden hat.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Er ist Ihnen wahrscheinlich den ganzen Tag lang gefolgt. Bei Ihrem Schlafmangel hätten Sie nicht mal eine Herde Elefanten bemerkt.«
    Alex erhob sich. »Sie wollen es immer noch nicht wahrhaben.«
    »Einer von uns beiden will es nicht wahrhaben«, konterte Chris. »Was jetzt? Sie haben doch wohl nicht immer noch vor, nach Jackson zu fahren?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich würde Sie gerne um einen Gefallen bitten, wenn Sie nichts dagegen haben.« »Sicher.«
    »Kommen Sie mit mir zum Days Inn, damit ich meinen Computer holen kann? Es ist nicht weit, und ich brauche ihn dringend.«
    »Was ist mit dem Kerl, der Sie angegriffen hat?«
    »Ich glaube nicht, dass er dort ist. Das ist nur so ein Gefühl, aber ich habe Vertrauen in meine Instinkte.«
    Chris drehte sich um und legte seine Instrumentenschale in ein Spülbecken. »Wenn Sie mir versprechen, heute Nacht bei mir im Haus zu schlafen, fahre ich mit.«
    Als sie zögerte, fuhr er fort: »Es dürfte offensichtlich sein, dass dies nicht als unschickliches Angebot gemeint war.«
    »Ich weiß.« Sie nahm ihr Handy hervor und wählte die Nummer von Will Kilmer. Er antwortete nach zweimaligem Läuten. Nachdem sie die Situation erklärt hatte, befahl Will ihr mehr oder weniger deutlich, in Natchez zu bleiben. »Ich sitze hier im Krankenhaus in der Lounge«, sagte er müde. »Sie ist nicht bei Bewusstsein, Alex. Keine Veränderung ihres Zustands. Verdammt, es sieht Margaret so ähnlich, die Ärzte wieder mal zum Narren zu halten! Sie ist ein zäher alter Vogel, genau wie ich.«
    Alex beendete das Gespräch und sah Chris an. »Also gut, ich komme mit Ihnen. Fahren wir.«
     
    Die Parkplätze des Days Inn lagen still und hell erleuchtet da. Die meisten der geparkten Fahrzeuge waren Pick-ups oder größere Laster. Alex parkte ihren Corolla vier Türen von ihrem Zimmer entfernt und wartete, bis Chris mit seinem Pick-up in die Parklücke neben ihr gefahren war. Er stieg aus, den Achtunddreißiger in der Hand.
    »Ich weiß das wirklich zu schätzen«, flüsterte sie ihm zu.
    Er lachte leise. »Als ich noch ein Junge war, haben wir manchmal sonntags in diesem Motel zu Abend gegessen. Damals hieß es noch ›Belmont‹.«
    »Alles ändert sich, selbst in Kleinstädten.«
    »Ja, nur langsamer. Mir gefällt es so.«
    Sie kramte ihren Zimmerschlüssel hervor und reichte ihn Chris.
    »Zimmer fünfundzwanzig. Ich möchte, dass Sie die Tür aufsperren und den Knauf drehen, aber

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