Leises Gift
gehen Sie nicht rein. Bleiben Sie neben der Tür stehen. Ich gehe selbst rein, auf die harte Tour. Falls etwas Unvorhergesehenes passiert, irgendwas Verrücktes, benutzen Sie Ihre Waffe zu Ihrem eigenen Schutz und nicht, um mir zu helfen. Verschwinden Sie, und alarmieren Sie die Polizei.«
Chris starrte sie ungläubig an. »Sie machen Witze.«
Sie sah ihn todernst an. »Nein, keineswegs. Keine Südstaatler-Heldentaten, klar?«
»Sie wissen nicht, was Ihnen entgeht.«
Er schob sich an der Wand des Gebäudes entlang zur Tür, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte den Griff. Als Alex hörte, wie der Mechanismus entriegelte, sprang sie mit erhobener, von einer Seite zur anderen schwingender Waffe durch die Tür.
»Alles sauber«, rief sie nach draußen und bewegte sich auf das Badezimmer zu. Auf halbem Weg blieb sie wie erstarrt stehen. Graces Katze lag auf dem Fußboden, das kleine Maul weit aufgerissen im Todeskampf. Alex sah nirgendwo Blut, doch sie wusste, dass Meggie tot war. Sie wollte sich zu dem Tier niederknien, als sie ein leises, scharrendes Geräusch hinter der Badezimmertür vernahm.
»Was ist los?«, rief Chris hinter ihr.
Alex deutete mit ihrer Glock zur Badezimmertür und winkte Chris, in Deckung zu gehen. Er gehorchte und kniete sich hinters Bett. »FBI! Lassen Sie Ihre Waffe fallen, und kommen Sie mit erhobenen Händen raus!«, rief Alex.
Keine Reaktion.
»Ich bin Special Agent Alex Morse, FBI! Kommen Sie heraus, oder ich schieße!«
Nach fünf Sekunden des Wartens, die Nerven zum Zerreißen angespannt, vernahm sie erneut das leise scharrende Geräusch. Vor ihrem geistigen Auge entstand das Bild eines Duschvorhangs, der an einer Badewanne entlangschabte.
»Vielleicht ist das Wasser angedreht«, sagte Chris.
Alex stieß einen leisen Fluch aus, sprang vor und trat die Badezimmertür auf, bereit, in jeden ein Loch zu schießen, der sich dort versteckt hielt.
Doch es war niemand da.
Das scharrende Geräusch erklang erneut. Sie sah nach unten und machte einen zu Tode erschrockenen Satz zurück. Eine leuchtend bunte Schlange wand sich in der Nähe der Kommode am Boden. Sie biss unablässig in die leere Luft, während ihr Leib sich wild zuckend wand, als wäre sie von einem Wagen überrollt worden.
»Chris!«, zischte Alex.
Er riss sie zurück und schob sich vor sie.
»Was für eine Schlange ist das?«, fragte sie.
»Eine Korallenschlange. Die tödlichste Schlange in den Vereinigten Staaten.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut. Sehen Sie die roten Bänder, die an die gelben angrenzen? Es ist definitiv eine Korallenschlange, keine Königsnatter.«
Alex erschauerte. »Hat sie Meggie getötet?«
»Muss wohl. Das Angst einflößende daran ist, niemand würde sich die Mühe machen, Ihre Katze zu erledigen. Die Schlange wurde in dieses Zimmer gebracht, um Sie zu töten.«
Selbst in ihrem gegenwärtigen Zustand besaß die Schlange eine beinahe hypnotische Schönheit. »Was ist mit ihr?«
»Ich würde sagen, Meggie hat ihr Bestes gegeben. Katzen sind gute Schlangenjäger.«
»Aber die Schlange hat sie trotzdem erwischt?«
»Korallenschlangen sind nicht wie Klapperschlangen oder Mokassin-Schlangen. Sie injizieren ihrem Opfer ein Neurotoxin, wie Kobras. Sie haben kurze Giftzähne, aber ein einziger Biss bei einem kleinen Tier wie einer Katze reicht, um es zu töten.«
Chris packte ein Kissen vom Bett und legte es in die Tür, damit sie nicht zufallen konnte. Dann ging er zu seinem Track und kam mit einem großen weißen Eimer voller Basebälle zurück.
»Was haben Sie damit vor?«, fragte Alex. »Die Schlange steinigen?«
Er hob den Eimer mit beiden Händen, beugte sich über das Kissen und hämmerte ihn mit aller Kraft mit dem Boden voran auf die Schlange. Er rammte das verwundete Reptil förmlich in den Boden. Dann hob er den Eimer und ließ ihn erneut herunterkrachen. Beim dritten Mal klebte die Schlange unten am Boden, zerquetscht wie ein Insekt auf einer Windschutzscheibe.
»Ist sie tot?«, fragte Alex.
»Tot ist ein subjektiver Zustand bei einer Schlange. Das Nervensystem funktioniert selbst nach dem Tod noch eine Zeit lang weiter. Eine ganze Menge unvorsichtige Leute sind am Biss einer toten Klapperschlange gestorben.«
»Und wie steht es mit der hier?«
Chris untersuchte die halb geplatzte Schlange am Boden des Eimers. »Tot wie nur irgendwas.«
Er trug den Eimer nach draußen und warf ihn auf die Pritsche seines Pick-ups. Alex hörte Basebälle herumrollen. Während sie
Weitere Kostenlose Bücher