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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ist das her? Sieben Jahre?«
    »Mehr.«
    »Hatten Sie nicht im Mississippi-Delta Albert Schweitzer gespielt?«
    »Nur vorübergehend.«
    »Ich kenne Sie besser.«
    »Wie geht es Ihrer Frau, Pete?«
    »Anna geht es gut. Und meine Tochter fängt im nächsten Herbst an der medizinischen Fakultät der UVA an.«
    »Meine Güte, ist sie schon so alt?«
    »Nein, ich bin so alt. Aber zur Sache, Chris – was soll diese Frage von wegen Menschen absichtlich mit Krebs infizieren? Das ist eine ziemlich eigenartige Nachricht, die Sie mir hinterlassen haben, ich muss schon sagen. Haben Sie aufgehört mit Ihren Dokumentationen und machen jetzt stattdessen Horrorfilme? Oder ist bei Ihnen unten in Mississippi jemand ermordet worden?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Pete … ich kann nicht darüber reden.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause. »Also schön«, sagte Connolly schließlich. »Ich habe während meiner so genannten Mittagspause ein wenig darüber nachgedacht. Sind Sie bereit?«
    »Schießen Sie los.«
    »Es gibt eine Reihe karzinogener Chemikalien, die multiple Myelome hervorrufen können. Herbizide sind ganz besonders schädigend. Aber wir reden hier von einer zwanzig Jahre dauernden Inkubationszeit, bevor der Krebs zuschlägt. Toxine sind wesentlich schneller, aber praktisch alle sind durch Gaschromatographie mit einem angeschlossenen Massenspektrometer nachzuweisen. Die Jungs vom CSI würden Sie ganz schnell auffliegen lassen.«
    »Im Fernsehen vielleicht. Ich stelle fest, dass die Wirklichkeit ganz anders aussieht.«
    »Was soll das werden, Chris? Dieses Zeug kann man nicht so eben im Küchenspülstein zusammenmischen. Nicht einmal in einem durchschnittlichen Universitätslabor.«
    »Ich hoffe, dass Sie damit recht haben«, sagte Chris, indem er die Frage ignorierte.
    »Strahlung wäre eine andere offensichtliche Möglichkeit«, fuhr Connolly fort. »Es besteht kein Zweifel, dass sich dadurch Leukämie hervorrufen lässt.«
    »Aber könnte man es unbemerkt tun?«
    »Es wäre nicht einfach. Aber auch nicht unmöglich.«
    Chris spürte ein eigenartiges Trommeln in der Brust.
    »Röntgenstrahlen verursachen in der Regel alle möglichen Nebenwirkungen, sowohl lokal als auch systemisch, also kann man sie ausschließen. Strahlentherapie-Pellets würden Verbrennungen, Hauttumore und vielleicht im Anfangsstadium ständige Übelkeit verursachen. Obwohl es auch eine Reihe von Alphastrahlern gibt, deren Wirkung völlig unabhängig von der Dosis ist. Selbst die geringsten Mengen rufen Krebs hervor.«
    »Tatsächlich?« Chris packte einen Stift und kritzelte die Antwort auf ein Stück Papier.
    »Allerdings weiß nur ein echter Spezialist etwas über diese Dinge. Die interessanteste Option sind jedoch nicht Pellets.«
    »Sondern?«
    »Wir setzen gegen einige Tumore verstrahlte Flüssigkeiten mit sehr kurzen Halbwertszeiten ein. Mit kurz meine ich zwischen vierundzwanzig und achtundvierzig Stunden.«
    Chris spürte eine böse Vorahnung in sich aufsteigen.
    »Nehmen wir beispielsweise Schilddrüsenkrebs. Wir injizieren radioaktives Jod in den Blutkreislauf. Das Jod sammelt sich in der Schilddrüse, tötet die Krebszellen und wird anschließend völlig harmlos wieder ausgeschieden. Ein soziopathischer Onkologe könnte möglicherweise eine Methode entwickeln, auf diese Weise Krebs zu erzeugen, ohne dass auch nur die geringste Spur zurückbleibt.«
    Chris schrieb eilig mit; seine Zeit mit Connolly war begrenzt. »Sprechen Sie weiter, Pete.«
    »Ich weiß von einem Fall in Afrika, bei dem jemand radioaktives Thallium benutzt hat, um einen Mordanschlag zu unternehmen. Die Strahlung hat das Thallium in Mikropartikel zerlegt, die sich im gesamten Körper verteilt haben. Das Opfer wäre fast gestorben. Sie brachten den Mann in letzter Minute zu uns, und unsere besten Ärzte haben ihn eine ganze Woche lang behandelt. Der Mann hat letztendlich überlebt, doch überall sonst auf der Welt wäre er gestorben. Und ich bezweifle sehr, dass irgendjemand außer uns imstande gewesen wäre, die Todesursache festzustellen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas möglich ist! Ich habe meine onkologischen Lehrbücher gewälzt und nichts dergleichen gefunden.«
    »Nicht alles steht in den Büchern, Chris, das wissen Sie doch selbst. Aber hören Sie, wenn ich wirklich jemanden mit Krebs infizieren wollte, ohne mich auch nur dem geringsten Risiko auszusetzen, erwischt zu werden, würde ich zwei andere Methoden in Erwägung ziehen. Die

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