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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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und nicht einmal der größte Pathologe der Welt würde jemals feststellen, dass ein Verbrechen begangen wurde. Selbst wenn ich ihm erzählen würde, was ich getan habe, könnte er es mit sämtlichen wissenschaftlichen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, nicht beweisen.«
    Ein Schauer durchlief Chris.
    »Hey …«, sagte Connolly. »Sie glauben doch nicht etwa …«
    »Ich weiß es nicht, Pete. Sie haben zwei mögliche Szenarien erwähnt. Wie lautet das andere?«
    »Richtig, das andere. Das zweite Szenario ist in meinen Augen noch viel unheimlicher, denn es erfordert sehr viel weniger Expertise. Sie bräuchten dazu nichts weiter als einen Hämatologen oder einen Onkologen mit der Ethik eines Dr. Mengele.«
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Sie müssten nichts weiter tun, als eine bestimmte Form von Knochenmarkstransplantation zu manipulieren. Sie entnehmen dem Patienten gesundes Knochenmark, bestrahlen es im Labor oder vergiften es sonst irgendwie und verursachen die Bosheit Ihrer Wahl, und anschließend injizieren Sie das Knochenmark Ihrem Patienten wieder.«
    »Was wäre das Ergebnis?«
    »Eine Krebsfabrik, betrieben durch das eigene Knochenmark des Patienten. Im Grunde genommen ganz genau das, was Sie mir mit Ihrer Nachricht auf meiner Mailbox beschrieben haben. Ein Spektrum verschiedener Formen von Blutkrebs.«
    »Und niemand könnte jemals beweisen, dass der Krebs absichtlich herbeigeführt wurde.«
    »Solange der Täter kein Geständnis ablegt – niemals.«
    »Mein Gott.« Chris analysierte das geschilderte Szenario, so schnell er konnte. »Muss man dazu Knochenmarkszellen benutzen? Oder könnte man auch andere Zellen nehmen, die leichter zu gewinnen sind?«
    »Hmmm«, überlegte Connolly. »Ich nehme an, man könnte mehr oder weniger jede lebende Zelle nehmen, solange sie die DNS des Patienten enthält. Eine Haarwurzel oder ein Schabsel von der Schleimhaut beispielsweise. Aber Knochenmarkszellen wären ohne Zweifel am besten geeignet.«
    Chris hatte zu viele Informationen in zu kurzer Zeit erhalten, um sie noch effektiv verarbeiten zu können. »Pete, können Sie mir etwas über die hämatologischen und onkologischen Fakultäten an der Uniklinik erzählen? Wissen Sie etwas über Ihren Nachfolger?«
    »Nicht viel. Ich bin schon sechs Jahre weg und ziemlich überhastet fortgegangen, deswegen haben sie Alan Benson zum kommissarischen Direktor ernannt, bis sie einen neuen Mann gefunden haben.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Heute gibt es dort ein brandneues Hospital für kritische Fälle. Der neue Chef der Hämatologie heißt Pearson. Er kommt aus Stanford, wo er bahnbrechende Arbeiten geleistet hat. Sie haben ein beeindruckendes Programm für Knochenmarkstransplantationen, aber sie sind noch immer ein gutes Stück davon entfernt, ihre Auszeichnung als Nationales Krebszentrum zu erhalten. Sie wissen, dass ich immer davon geträumt habe.«
    »Kennen Sie jemanden an der Uniklinik, der auf diesem Gebiet forscht, über das wir gerade gesprochen haben?«
    »Welches Gebiet? Retroviren? Knochenmarkstransplantationen? Strahlung?«
    »Alle.«
    »Ich weiß nicht, welche Forschungen in Bezug auf Retroviren im Gange sind, aber ich bin auch nicht der beste Gesprächspartner auf diesem Gebiet. Ich würde Ajit Chandrekasar anrufen. Ein erstklassiger Virologe. Ich hatte großes Glück, dass er in meinem Team war. Dann gibt es da noch einen Burschen mit einer ganzen Reihe von Spezialgebieten … Ich habe ihn für schwierige histologische Arbeiten und für Kulturen gebraucht. Sein Name war Tarver. Eldon Tarver. Ich weiß allerdings nicht, ob er noch an der Uniklinik ist.«
    »Ich habe es notiert.«
    Chris hörte eine weibliche Stimme im Hintergrund. »Man ruft schon wieder nach mir«, sagte Connolly. »Konnte ich Ihnen wenigstens ein Stück weiterhelfen?«
    »Sie haben mir eine Heidenangst gemacht, Pete.«
    »Können Sie mir nicht verraten, wozu Sie das alles brauchen?«
    »Noch nicht. Aber wenn sich herausstellt, dass jemand, den ich kenne, recht hat, habe ich gleich eine ganze Reihe von Fällen, die Sie in den Fachzeitschriften publizieren können.«
    Connolly lachte. »Sie wissen, dass ich das mit Freuden tun würde. Es sorgt dafür, dass die Forschungsgelder ungestört fließen.«
    Chris verabschiedete sich und legte auf. Er blickte auf seine Notizen. Er war ein Narr gewesen, Alex Morses Theorien abzutun. Sie mochte keine medizinische Ausbildung haben, doch sie hatte ihre Hypothese durch Beobachtung und das Sammeln empirischer

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