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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Schlafzimmer. Die Umrisse ihrer nackten Beine waren im Licht vom Fenster deutlich zu sehen.
    »Was haben Sie gemacht?«, fragte sie.
    »Ich konnte nicht länger so tun, als wäre nichts gewesen.« »Aber … Vielleicht haben Sie alles ruiniert.«
    »Wie denn das? Sie arbeiten seit fünf Wochen ohne Pause an diesem Fall, und Sie haben überhaupt nichts erreicht. Sie haben Kaiser gehört: Wir stacheln sie mit einem spitzen Stock auf. Ich habe Thora soeben aufgestachelt. Und ich könnte wetten, dass sie sich auf der Stelle mit Andrew Rusk in Verbindung setzt und ihm die Hölle heiß macht wie noch nie jemand vor ihr.«
    Alex hob die Hand wie ein kleines Mädchen und wischte sich den Schlaf aus den Augen. »Wie geht es Ihrem Magen?«, fragte sie.
    »Besser. Wie spät ist es?«
    »Halb zwölf abends.«
    Chris schluckte trocken. »Dann schätze ich, dass wir heute Nacht nicht mehr nach Natchez zurückfahren, oder?«
    »Es sei denn, Sie müssen unbedingt zu Ben.«
    »Hat Mrs. Johnson gesagt, dass es in Ordnung geht, wenn er bei ihr schläft?«
    »Sie hat gesagt, Ben geht es gut.«
    »Mist. Thora hat getan, als wäre der Junge in Panik gewesen. Und es gefiel ihr wohl auch nicht, dass eine Frau bei Mrs. Johnson angerufen hat. Sie wollte von mir wissen, wer zum Teufel Alex wäre.«
    Alex grinste. »Sie ist eifersüchtig?«
    »Bestimmt nicht.«
    Alex trat zu ihm, nahm seine Hand und führte ihn zum Bett zurück. »Ich versuche nicht, mich Ihnen an den Hals zu werfen«, sagte sie. »Ich will nur nicht allein im Bett liegen und schlafen. Ist das okay für Sie?«
    Er legte sich auf den Rücken; dann rutschte er zur Seite, um Platz für sie zu machen. Sie stieg ins Bett und legte den Kopf an seine Schulter. Ihr Körper fühlte sich warm an seiner Seite an.
    »Warum haben Sie Thora geheiratet?«, fragte sie leise. »War es wegen ihrer Schönheit?«
    Er dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. »Damals dachte ich, es wäre nicht deswegen. Aber heute … Ich denke, es hatte mehr damit zu tun, als ich mir damals eingestehen wollte.«
    Alex nickte, und ihre Wange rieb auf seinem Hemd.
    »Es war nicht nur das«, fuhr er fort. »Außerdem begreife ich immer noch nicht, warum sie das tun sollte. Ich meine, warum hat sie mich nicht einfach gefragt? Ich hätte mich nicht gesperrt, wenn sie die Scheidung verlangt hätte.«
    »Ich denke, es ist wegen Ben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie weiß, wie sehr Ben Sie liebt. Sie kann ihrem Sohn nicht sagen, dass sie sich von seinem wunderbaren neuen Vater trennen will, weil der sie plötzlich langweilt. Dass schon ihre Hochzeit mit Ihnen eine Lüge war. Der Tod würde all diese Probleme für sie lösen. Wenn Sie sterben, ist sie die noble Witwe, nicht die selbstsüchtige Ehefrau, die sich von ihrem Mann hat scheiden lassen. Und die noble Witwe ist eine Rolle, in der Thora sich bestens auskennt.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass ihr Bankkonto wieder um zwei Millionen dicker wird.«
    Er seufzte und schwieg.
    »Früher hielten die Menschen mich ebenfalls für wunderschön«, flüsterte Alex leise und betastete mit der freien Hand ihre vernarbte Wange. »Bevor das hier passiert ist.«
    »Sie sind immer noch sehr schön. Sie können es im Augenblick nur nicht sehen. Sie sind nur nicht der gleiche Mensch wie vorher. Es ist wie bei den Frauen, die eine Chemotherapie bekommen. Sie sind immer noch schön, sie sind nur kahl. Ich nenne es den Sinead-0’Connor-Look.«
    Alex lachte leise. »Sie können sicher ziemlich gut mit Kranken umgehen, habe ich recht?«
    »Nicht gut genug für Thora, wie es scheint.«
    »Nun, wir wissen jetzt, dass Thora ein verrücktes Miststück ist.«
    Chris schloss die Augen. »Ich habe bald selbst keine Haare mehr, wenn ich diese Chemo anfange.«
    »Kein Wenn und Aber, Kumpel.« Alex wackelte drohend mit dem Zeigefinger. »Sie machen diese Chemo, Chris. Keine Widerrede.« »Sind Sie jetzt meine Ärztin?«
    »Jemand muss es schließlich sein.«
    Er nahm ihren Arm und drehte sie zur Seite, sodass sie von ihm abgewandt lag; dann kuschelte er sich eng von hinten an sie.
    »Oh nein …«, sagte sie leise.
    »Was?«
    »Das ist das Allerbeste auf der ganzen Welt.«
    »Gut.« Nach ein paar Atemzügen kehrte der Schlaf wieder zurück.
    Alex schloss beide Hände um seinen Arm, wo er sie umschlungen hielt. »Werde nicht nervös, wenn ich anfange zu weinen«, sagte sie leise. »Weil ich nämlich glaube, dass ich gleich losheulen muss.«
    »Warum?«
    »Weil

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