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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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älter sein.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte der Neuankömmling.
    Alex lächelte, umarmte John Kaiser zur Begrüßung und zog ihn ins Zimmer. Chris trat zurück und beobachtete, wie der Special Agent eine Ledertasche auf das Sofa stellte. Dann drehte Kaiser sich um und streckte Chris die Hand entgegen.
    »Dr. Shepard?«
    »Ja.« Chris schüttelte ihm die Hand.
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Ich denke, wir haben eine Menge zu besprechen.«
    Alex verschränkte die Arme und blickte zu Kaiser auf. »Es ist noch schlimmer, als ich dachte, John. Chris steckt bereits in großen Schwierigkeiten. Er wurde gestern Nacht angegriffen.«
    Kaiser musterte Chris sekundenlang. Er nahm die Ausdünstung von Alkohol wahr, den Ausdruck von Müdigkeit in Shepards Gesicht, die Verzweiflung. Alex wusste, dass er eine Menge Fragen haben würde, doch im Augenblick sah Chris aus, als wollte er nur noch in eines der Betten steigen und schlafen. Kaiser sah Alex an.
    »Wenn jemand mir vielleicht erzählen könnte, was los ist, bevor Dr. Shepard bewusstlos wird?«

39
    John Kaiser stand am Fenster, das zum College hinaus zeigte. Alex saß neben Chris auf dem Bett und hielt einen Mülleimer für ihn, falls er sich übergeben musste. Er hatte mit Erbrechen angefangen, während Alex Kaiser über die jüngste Entwicklung informierte, und es kam immer noch in Wellen.
    »Es sind wahrscheinlich die Tabletten«, sagte er und hielt sich dabei den verkrampften Leib mit beiden Händen. »Mein Körper ist nicht daran gewöhnt, und ich nehme drei verschiedene Sorten auf einmal.«
    Kaiser wandte den Blick nicht vom Fenster ab, als er zu Alex sprach. »Sie hatten also den Eindruck, dass SAC Webb Tyler Ihnen aktiven Widerstand geleistet hat?«
    Tyler war der Leitende Spezialagent im FBI-Büro Jackson. Er war es gewesen, an den Alex sich zuerst mit ihrer Mordtheorie gewandt hatte. »Das könnte man so sagen. Fünf Minuten, nachdem ich in sein Büro spaziert war, wollte er mich nur noch loswerden, so schnell wie möglich.«
    Kaiser neigte den Kopf zur Seite, als würde er irgendetwas unten auf der Straße sechs Stockwerke tiefer betrachten. »Da bin ich sicher.«
    »Ich nehme an, Tyler war es auch, der sich bei Mark Dodson über mich beschwert hat, gleich am ersten Tag.«
    »Auch das ist richtig.«
    »Was halten Sie davon, John? Können Sie irgendetwas unternehmen?«
    Kaiser wandte sich vom Fenster ab. »Sie brauchen objektive Beweise, dass es sich um Mord gehandelt hat. Irgendwelche Beweise, gleich welcher Art«, sagte er.
    »Gibt es eine Möglichkeit, Autopsien bei den Opfern vorzunehmen?«
    »Nicht, ohne eine Morduntersuchung einzuleiten. Die lokalen Behörden glauben nicht daran, dass Verbrechen begangen wurden. Wie können sie das FBI um Mitarbeit bei einem Fall bitten, der gar nicht existiert?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich hatte mir überlegt, dass Chris vielleicht mit einer bisher unbekannten, aggressiven Substanz geimpft wurde, die bei Menschen Krebs hervorruft. Warum sollten sie das nicht als biologische Waffe einstufen? Und falls sie es tun – warum kann das FBI den Fall dann nicht im Rahmen der Anti-Terror-Gesetze untersuchen? Als würde es nach Massenvernichtungswaffen suchen?«
    Kaiser schürzte die Lippen. »Das ist keine schlechte Idee, Alex. Aber es ist zu früh. Wir haben keine Beweise, wieder einmal, dass eine solche Droge überhaupt existiert.«
    »Wir haben die Injektionsspur an Chris’ After.«
    »Das könnte alles Mögliche sein. Man müsste zuerst die Substanz in seinem Blut isolieren.«
    »Können wir das nicht versuchen?«
    »Wir wissen doch gar nicht, wonach wir suchen müssen«, krächzte Chris. »Ein radioaktives Material? Ein Retrovirus? Ein Toxin? Ist es überhaupt nachweisbar?«
    Kaiser nickte niedergeschlagen. »Und was bedeutet das für uns?«
    »Mist!«, begehrte Alex auf. »Ich hab’s satt, nichts tun zu können!«
    »Peter Connolly fängt sofort mit den Tests an, wenn ich nach New York zum Sloan-Kettering fliege«, sagte Chris. »Vielleicht gelingt es ihm ja, irgendetwas zu isolieren?«
    »Ich möchte die Stelle sehen«, sagte Kaiser unvermittelt.
    »Was?«, fragte Alex.
    »Die Einstichstelle.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ich habe schon eine Menge schlimmere Dinge gesehen, glauben Sie mir.«
    Alex sah Chris an, dem der kalte Schweiß über die Schläfen lief. »Was soll’s«, sagte er dann. »Meinetwegen können Sie sich meinen Hintern angucken, wenn Sie unbedingt wollen.«
    Kaiser sah zu

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