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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Alex. »Geben Sie uns eine Minute, ja?«
    Sie erhob sich und ging wortlos ins Badezimmer.
    Chris mühte sich hoch, öffnete den Gürtel, ließ die Hose herunter und legte sich auf den Bauch.
    Kaiser untersuchte ihn so professionell wie ein Arzt. »Okay, Dr. Shepard«, sagte er schließlich. »Ich bin fertig.«
    »Nun?«, fragte Chris, während er sich langsam wieder anzog.
    »Haben Sie schon einmal Drogen genommen, Dr. Shepard?«
    »Noch nie.«
    Der Special Agent sah Chris tief in die Augen. »Trauen Sie Ihrer Frau einen Mord zu?«, fragte er. Chris setzte sich auf die Bettkante. Eine weitere Woge der Übelkeit stieg in ihm auf. »Zuerst hielt ich es nicht für möglich«, sagte er. »Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass sie mich betrügen könnte. Außerdem gibt es ein paar dunkle Stellen in ihrer Vergangenheit, von denen ich überhaupt nichts weiß. Und …«
    »Ja?«
    »Mein Sohn ist adoptiert. Er ist der leibliche Sohn meiner Frau. Ben kennt mich erst seit ein paar Jahren, aber wenn Sie ihm die Wahl ließen, bei wem er nach einer Scheidung leben wollte, würde er mich seiner Mutter vorziehen. Was verrät Ihnen das?«
    »Eine Menge, falls es stimmt.«
    Kaiser sah in Richtung Badezimmer. »Alex!«
    Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und blickte Kaiser fragend an. »Glauben Sie mir jetzt?«
    Er streckte den Arm aus und ergriff ihre Hand. »Ich glaube Ihnen, Alex, weil ich an Sie glaube. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen sonst jemand glauben würde.«
    »Können Sie irgendetwas tun, um uns zu helfen?«
    »Zumindest kann ich ein paar Fäden ziehen und eine lokale Observation von Andrew Rusk organisieren.«
    »Wird Webb Tyler sich nicht querstellen?«
    Kaiser schnaubte. »Tyler ist selbst bei seinen eigenen Mitarbeitern nicht sonderlich beliebt. Mir fallen auf Anhieb einige Leute ein, die uns sicher aushelfen, mir zuliebe. Ich kann zwar nichts unternehmen, was das FBI auf mich aufmerksam machen würde, aber ich kann Ihnen Nummernschilder und Hintergrundinformationen besorgen – solche Dinge. Es muss nur alles über das FBI - Büro in New Orleans laufen.«
    »Ich weiß das sehr zu schätzen, John, aber es sind nur Babyschritte. Diese Typen bringen seit Jahren Menschen um. Und obwohl sie wissen, dass ich mich für sie interessiere, sind sie kein bisschen langsamer geworden …«
    Kaisers Kiefermuskeln arbeiteten. »Das mag vielleicht kalt klingen, Alex, aber das ist gut so. Wenn sie jetzt die Köpfe einziehen und in Deckung gehen würden, hätten wir wahrscheinlich überhaupt keine Chance, sie jemals zu kriegen. Das Beste, was wir im Augenblick tun können, ist Andrew Rusk mit einem spitzen Stock zu piesacken. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Ich werde alles über dieses Arschloch herausfinden, was es zu wissen gibt. Ich werde jede Firma auseinandernehmen, mit der er je Geschäfte gemacht hat oder mit der er auch nur entfernt zu tun hatte. Seine sämtlichen Geschäftspartner werden ihn in kürzester Zeit hassen lernen.«
    In Alex’ Miene zeichnete sich neue Hoffnung ab.
    Kaiser ging zu Chris und sah auf ihn herab. »Ich möchte, dass Sie diese Chemotherapie machen, Doktor. Bei unseren Ermittlungen könnten Sie sowieso nicht helfen. Ihre einzige Aufgabe ist es, zu überleben.«
    Chris wollte antworten, doch in diesem Moment überkam ihn neuerlicher Brechreiz. Er beugte sich über den Eimer und begann zu würgen.
    Kaiser zog sich mit Alex ins Nachbarzimmer zurück. Chris hörte sie reden, doch er konnte nicht verstehen, was sie besprachen. Wie eine ferngesteuerte Marionette schlug er die Bettdecke zurück, kroch ins Bett und zog sich das Laken bis zum Kinn. Als Alex zurückkam, konnte er kaum noch verstehen, was sie sagte.
    »Chris! Soll ich Sie ins Krankenhaus bringen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein … Ich muss nur … ein wenig ausruhen. Kaiser …?«
    »Er ist wieder gefahren.«
    Sie starrte auf ihn hinunter, und ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen Sorge und unverhohlener Angst. Sie hat zu viel verloren, wurde ihm klar. Sie will nicht, dass ich einschlafe … sie will nicht allein sein …
    »Kümmert sich jemand um Ben?«, fragte sie unvermittelt.
    »Mrs. Johnson«, flüsterte er. »Ihre Nummer … ihre Nummer ist in meinem Handy.«
    »Ich rufe sie an. Sie werden jetzt schlafen. Ich passe auf Sie auf.«
    Sie nahm seine zitternde Hand und drückte sie. Chris erwiderte den Druck mit der wenigen Kraft, die ihm geblieben war. Dann umhüllte ihn Schwärze mit der Wucht eines tropischen Gewittersturms,

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