Leises Gift
fertig bist.«
»Okay. Wohin gehe ich, wenn ich fertig bin?«
»Das erkläre ich dir alles, wenn ich zurück bin.«
»Okay.«
Eldon lächelte und kehrte in den Primatenbereich zurück. Er musste ein paar Dinge nachlesen – Sprengsätze waren nicht sein Fachgebiet. Nichtsdestotrotz vertraute er auf seine Fähigkeiten. Was für ein Schauspiel das werden würde! Eine Explosion, gefolgt von einem Feuer, das heiß genug war, um Stahl zu schmelzen. Und wenn die Feuerwehr eintraf, würde sie etwas vorfinden, was sie noch nie zuvor gesehen hatte: Ein Dutzend panischer Primaten, halb verrückt vor Angst wegen der Flammen. Eldon schätzte, dass die Feuerwehr wegen der Affen das Doppelte der Zeit benötigen würde, um den Brand unter Kontrolle zu bringen – genau das, was er damit bezweckte.
Also würde er die Tiere betäuben, wie er es seinem Bruder versprochen hatte. Doch er würde ihnen kein Kaliumchlorid injizieren. Und als letzte Maßnahme würde er die Käfige aufschließen und die Türen nur vermittels einiger dünner Drähte zubinden – genug, um den Affen zu suggerieren, dass die Türen immer noch abgesperrt waren. Bis zu dem Moment, in dem eine Feuersbrunst biblischen Ausmaßes durch die alte Bäckerei fegte.
Es würde interessant sein zu beobachten, welche Spezies ihre Käfigtür als Erste aufbrach, sobald die Panik ausbrach … aber das herauszufinden war es nicht wert zu sterben.
Er blickte zu dem verschlossenen Wandschrank rechts von den Schimpansenkäfigen. Darin standen vier mit Acetylen gefüllte Stahlflaschen. Drei andere Wandschränke in der alten Bäckerei enthielten identische Flaschen. Bis die Feuerwehr auf den Alarmruf aus der Gegend reagierte, würde das ganze Gebäude in hellen Flammen stehen. Die Luft wäre erfüllt vom Gestank nach brennenden Beagles, und halb wahnsinnige Affen würden sich auf alles und jeden stürzen, der sich den Resten dessen näherte, das bis wenige Minuten zuvor ihr Zuhause gewesen war.
Eldon lachte leise vor sich hin, sodass Judah ihn nicht hören konnte. Es würde ein Spektakel werden, das seinesgleichen suchte. Wie Hieronymus Bosch auf Droge.
41
Chris hielt die Lifttüren auf, während eine Krankenschwester eine Patientin im Rollstuhl nach draußen schob; dann folgte er Alex hinaus auf den fünften Stock der Universitätsklinik.
»Hast du Dr. Pearson im Verlauf des Aufenthalts deiner Mutter kennen gelernt?«, fragte Chris.
Alex schüttelte den Kopf. »Walter Clarke ist der für Mom zuständige Arzt.«
»Du machst Witze. Clarke war ein Jahr über mir an der medizinischen Fakultät. Ich dachte, er wäre immer noch in Baylor.«
Alex zuckte die Schultern.
Sie gingen an den Krankenzimmern vorbei hinunter in den akademischen Bereich. Ganz am Ende des Ganges befand sich eine Tür mit einem Messingschild, auf dem MATTHEW PEARSON, MD, CHEFARZT HÄMATOLOGIE zu lesen stand.
Chris sah Alex an. »Kein Wort über das FBI, Mord oder irgendetwas in der Art, klar?«, sagte er.
»Weil?«
»Weil wir hier in einem Krankenhaus sind. Wenn es auch nur entfernt so riecht, als könnte es zu einem Rechtsstreit kommen oder das Krankenhaus zur Rechenschaft gezogen werden, finden wir uns auf der Straße wieder. Das ist meine Welt, okay? Tu einfach, was ich dir sage.«
Alex verdrehte die Augen. »Ich kann damit leben.«
Er klopfte an der Tür und betrat das Büro. Eine rothaarige Frau mit einer toupierten Hochfrisur im Retro-Look blickte von einem Stapel Papiere auf. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Das hoffe ich doch sehr«, antwortete Chris in seinem vornehmsten SüdstaatlerAkzent. »Ich bin Dr. Chris Shepard aus Natchez. Ich bin zu Besuch bei einer Freundin …«, er nickte in Alex’ Richtung, »… und ich hatte gehofft, mit Dr. Pearson über eine Häufung von Krebsfällen bei meinen Patienten reden zu können.«
Die Sekretärin lächelte, doch es wirkte gezwungen. »Haben Sie einen Termin, Dr. …?«
»Shepard. Ich fürchte nein. Allerdings habe ich mit Dr. Peter Connolly vom Sloan-Kettering telefoniert, und er hat Dr. Pearson in hohen Tönen gelobt. Peter schien der Meinung zu sein, dass ich sicherlich eine gute Chance hätte, ihn kurzfristig zu sprechen.«
Bei der Nennung von Connollys Namen hellte die Miene der Sekretärin sich augenblicklich auf. »Sie kennen Dr. Connolly?«
»Ich habe bei Peter Connolly studiert, hier an dieser Fakultät.«
»Oh. Ich verstehe.« Sie erhob sich, kam um den Schreibtisch herum und reichte Chris die Hand. »Ich bin Joan. Dr.
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