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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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doch sehr weit hergeholt«, sagte er. »Angesichts dessen, was Sie mir bisher berichtet haben.«
    Chris konnte es dem Mann nicht verdenken. Auf der einen Seite spielte er einen Typen, wie Dr. Pearson ihn liebend gern gemieden hätte: Den geschwätzigen Landarzt, der mit einer Reihe wilder wissenschaftlicher Thesen in die große Stadt kam. Auf der anderen Seite konnte Chris einen Traum wahr machen: Eine Hand voll bestätigter Fälle, die Pearsons Namen in sämtlichen wichtigen medizinischen Fachzeitschriften auftauchen ließen.
    »Ich hatte gehofft«, schloss Chris, »Sie könnten mich mit Mitgliedern der Fakultät zusammenbringen, die sich auf diese Gebiete spezialisiert haben. Insbesondere karzinogene Gifte und onkogene Viren.«
    »Ich verstehe«, sagte Pearson.
    »Peter Connolly hat mir ein paar Namen genannt. Ihren natürlich. Aber er hat auch einen Virologen namens Ajit Chandrekasar erwähnt.«
    »Ajit ist nicht mehr bei uns.«
    »Und Eldon Tarver?«
    Pearson nickte. »Dr. Tarver ist noch bei uns. Er hat eine Reihe großartiger Arbeiten geleistet, seit Dr. Connolly uns verlassen hat. Er wäre sicherlich erfreut, mit Ihnen zu reden – vorausgesetzt, Sie melden sich rechtzeitig bei ihm an.«
    Chris ließ seine Enttäuschung durchscheinen.
    »Wir haben eine Reihe fantastischer Leute in unserem Stab«, fuhr Pearson fort. »Sowohl in der Onkologie als auch in der Hämatologie. Für Umwelttoxine beispielsweise müssten Sie weit fahren, um einen kompetenteren Spezialisten als unseren Dr. Parminder zu finden. Für Strahlenmedizin schlage ich Dr. Colbert vor. Onkogene Viren sind ein wenig schwieriger. Die meisten Virologen, die ich kenne, arbeiten an AIDS. Dr. Tarver ist möglicherweise tatsächlich der beste Ansprechpartner.«
    »Haben Sie auch jemanden, der auf Gentherapien spezialisiert ist?«, erkundigte sich Chris.
    »Ja, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich die Relevanz verstehe.«
    »Werden nicht Viren eingesetzt, um modifizierte Gene in die Zelle einzuschleusen?«
    »Das stimmt«, räumte Pearson ein. »Doch dazu werden in der Regel sehr einfache Viren benutzt. Adenoviren beispielsweise. Ganz bestimmt keine onkogenen Viren, und schon gar keine Retroviren, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Ich verstehe die Wirkweise von RNS-Viren. Reverse Transkriptase und das alles. Ich hatte angenommen, dass Forscher auf diesem Gebiet möglicherweise die Antworten auf sämtliche Fragen haben, die ich zu Viren stellen könnte.«
    »Nun, ich kann mit einiger Sicherheit behaupten, dass diese Annahme richtig ist, allerdings bezweifle ich, ob einer dieser Spezialisten ausgerechnet heute Zeit dazu findet.«
    Chris blickte ihn niedergeschlagen an. »Also Dr. Parminder für die Umwelttoxine … Colbert für Strahlenmedizin und Tarver für die Virusfragen?«
    Dr. Pearson rieb sich das Kinn. »Eldon entwickelt derzeit seine eigene Nukleinsäureverstärkungsmethode. Er weiß möglicherweise mehr über Retroviren als jeder andere Spezialist, dem ich je begegnet bin.«
    »Und Sie denken wirklich nicht, dass ich mit einem von ihnen heute reden könnte?«
    »Ich bezweifle es. Wenn überhaupt, dann höchstens später am Tag. Warum geben Sie mir nicht einfach Ihre Telefonnummer, und ich rufe Sie an, sobald ich mit ihnen gesprochen habe?«
    Chris gab Pearson die Nummer. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, Doktor, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu empfangen. Ich werde Peter Connolly berichten, wie hilfreich Sie gewesen sind.«
    »Für einen Kollegen ist immer Zeit«, sagte Pearson und bot ihm erneut die Hand. »Außerdem leistet Connolly fantastische Arbeit oben beim Sloan-Kettering. Natürlich haben sie dort auch sämtliche Ressourcen der Welt. Eine beinahe schon verwirrende Überfülle.«
    Chris nickte, lächelte die Sekretärin an und ging mit Alex zur Tür.
    Sobald die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, bog Alex nach rechts ab, in Richtung einer weiteren Reihe von Türen.
    »Was hast du vor?«, flüsterte Chris nervös.
    »Ich suche die Typen, von denen er gesprochen hat. Hier ist Parminder. Das war doch gar nicht so schwer.« Sie drehte am Türknauf. »Abgeschlossen.«
    Chris folgte Alex von Tür zu Tür, doch mit einem Mal verkrampften sich seine Eingeweide. Er krümmte sich zusammen und hatte alle Mühe, sich nicht in seine Hosen zu entleeren.
    »Was ist los, Chris?«, rief Alex erschrocken und kam zu ihm. »Was ist passiert?«
    »Ich muss auf eine Toilette.«
    Sie packte ihn beim Arm und führte ihn auf dem

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