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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nachdenklich. »Meine Antennen zucken. Gut möglich, dass wir perverses Material in Tarvers Haus finden – falls wir je reinkommen. Webb Tyler macht mich allmählich wütend. Er ist ein verdammter Bürokrat, bis in die Knochen! Falls er überhaupt Knochen hat.«
    »Er hat jedenfalls ganz sicher kein Rückgrat«, murmelte Alex.
    Will packte ihr Knie und deutete durch die Windschutzscheibe nach vorn. Sechzig Meter voraus fuhr ein roter Lieferwagen durch das Tor auf den Parkplatz der alten Bäckerei. Das Tor musste unversperrt gewesen sein, denn der Fahrer schob es ohne auszusteigen einfach mit der Stoßstange auf, ehe er langsam weiter zur Seite des Gebäudes fuhr.
    »Chris braucht mich«, sagte Alex und kniff die Augen zusammen in dem Versuch, das Nummernschild zu erkennen. Es war zu weit entfernt, und der Winkel war ungünstig.
    »Noch eine Sache«, sagte Kaiser. »Noel Traver ist ein sehr geheimnisvoller Mann. Auf dem Papier hat er bis vor zehn Jahren nicht existiert, soweit ich feststellen konnte. Er besitzt einen Führerschein, aber keinen Wagen, und sein Wohnsitz hat die gleiche Adresse wie die Hundezucht.«
    »Ich muss wirklich los, John. Sonst noch etwas?«
    »Ja, eine Sache. Ich habe in Wirklichkeit angerufen, um sicher zu sein, dass Sie nichts Dummes anstellen, Alex, beispielsweise in Tarvers Haus einzubrechen, oder in diese Hundezucht.«
    »Wie nett«, sagte Alex. »Versuchen Sie weiter, diesen Beschluss zu erwirken, John.« Sie beendete das Gespräch, bevor er etwas erwidern konnte.
    »Hast du das gehört?«, fragte Will. »Der Fahrer hat gerade gehupt.«
    Der rote Lieferwagen war zu einem großen Aluminiumtor in der Seitenwand der alten Bäckerei gefahren. Als Alex hinschaute, glitt das Tor unvermittelt nach oben, bis die entstehende Durchfahrt groß genug war für den wartenden Wagen.
    »Ich will verdammt sein!«, sagte Will. »Ich schätze, es war die ganze Zeit jemand da.«
    »Vielleicht benutzt er eine Fernbedienung. Konntest du einen Blick auf den Fahrer weifen?«
    »Nein. Die Fenster sind getönt.«
    Das Aluminiumtor blieb offen, doch der Wagen fuhr nicht hinein.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Alex.
    Will schob die Unterlippe vor. »Du bist der Boss.«
    »Ich will wissen, was in diesem Wagen ist.«
    Will lachte leise. »Ich auch. Wir können es herausfinden – aber ich bin nicht sicher, ob es legal wäre.«
    »Das interessiert mich einen Dreck.« Alex streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    Will packte ihr Handgelenk. »Warte, nicht so schnell. Wir wollen dich doch nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen als die, in denen du ohnehin schon steckst.«
    Sie riss sich los. »Die Bastarde haben mich bereits gefeuert. Was könnten sie sonst noch tun?«
    Will senkte den Kopf und blickte sie mit sieben Jahrzehnten angesammelter Weisheit an. »Nun, Honey, es gibt gefeuert, und es gibt richtig rausgeworfen. Du hast gerade mit einem Spezialagenten des FBI telefoniert. Wärst du richtig rausgeworfen worden, hätte er erst gar nicht mit dir geredet.«
    Alex zwang sich zur Ruhe. Sie lehnte sich im Sitz zurück, während die Wut in ihren Eingeweiden schäumte. Unmittelbar nach Graces Tod hatte sie geglaubt, ihren Gegnern gegenüber stark im Nachteil zu sein, wenngleich nicht völlig machtlos. Sie mochte sich verantwortungslos verhalten haben, doch zumindest hatte sie etwas unternommen. Jetzt musste sie sich zurückhalten, weil die Möglichkeit bestand, dass die Behörde, die eigentlich von Anfang an hätte ermitteln müssen, endlich den Hintern hochbekam und aktiv wurde. Alex nahm ihren Computer vom Wagenboden und weckte das Gerät aus dem Ruhezustand. Diesmal zeigte die Werkzeugleiste eine Datenverbindung mit einer Stärke von drei Strichen. Sie hatte die Namen Eldon Tarver und Noel D. Traver in den vergangenen paar Stunden so häufig gesucht, dass das Bild vor ihren Augen verschwamm, als sie erneut die Google-Seite aufrief.
    »Ich habe irgendwas übersehen«, sagte sie.
    Will grunzte nur.
    Sie überprüfte den MSN Messenger, doch Jamie war nicht eingeloggt.
    »Was hat Kaiser dir erzählt?«, fragte Will.
    »Nicht viel.« Sie dachte an die kurze Biographie von Eldon Tarver. »Er sagt, es gibt eine Lücke in der Zeit, in der Tarver am College oder auf der Universität war. In der Zeit des Vietnamkrieges, denke ich. Wann war der Vietnamkrieg zu Ende?«
    »Der letzte Hubschrauber ist 1975 vom Dach der Botschaft aufgestiegen, aber die eigentliche Show war schon 1973 vorbei.«
    Vietnam …
    »Gegen

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