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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verzweifelten Klienten zu verdienen. Wir haben sie, Will! Wir haben die Mistkerle!«
    »He, sieh nur!« Will packte ihr Handgelenk. »Ich werd verrückt!«
    Alex blickte auf. Der Lieferwagen und der Van waren beide verschwunden, und das große Aluminiumtor glitt langsam wieder nach unten.
    »Weißt du, was ich denke?«, sagte Alex.
    »Was?«
    »Dass Tarver dabei ist, sein Projekt abzubrechen. Ich war in seinem Büro und habe mich als Agentin des FBI zu erkennen gegeben. Ich war in seiner so genannten Praxis für Bedürftige. Ich habe ihm sogar eine Liste der Mordopfer gegeben, verflixt noch mal! Keiner auf dieser Liste schien ihn zu überraschen, verstehst du? Verdammt, ich habe ihn sogar nach dem Foto gefragt, auf dem ›VCP‹ zu erkennen ist. Er kann sich denken, dass ich irgendwann die Wahrheit aufdecke. Will, er bereitet seine Flucht vor.« Sie stellte ihren Computer auf den Rücksitz und streckte erneut die Hand nach dem Türgriff aus. »Ich gehe jetzt da rein.«
    »Warte!« Will hielt sie fest. »Wenn du ihn mit Indizien festnageln kannst, wäre es sinnlos, den Fall dadurch zu gefährden, dass du dir ohne Durchsuchungsbeschluss Zutritt verschaffst.«
    »Ich hatte nicht vor, in das Gebäude einzudringen.«
    »Ich meine es ernst, Alex«, sagte Will ernst.
    »Kommst du mit oder nicht?«
    Will seufzte; dann öffnete er das Handschuhfach und zog seine ‚357 Magnum hervor. »Okay.«
    Als sie aussteigen wollte, hielt Will sie zurück. »Warte. Das Tor ist offen. Wir fahren besser einfach zur Vordertür rein und erzählen ihnen, dass wir uns verfahren haben, anstatt mit Kanonen im Hosenbund auf dem Gelände herumzuschleichen.«
    Alex grinste und setzte sich wieder. »Ich wusste, dass ich dich aus einem bestimmten Grund mitgenommen habe.«
    Will ließ den Motor an, überquerte die Straße und steuerte den Wagen zum Tor der alten Bäckerei. Während er die Fahrt verlangsamte, um wie der Lieferwagen vor ihm das Tor aufzuschubsen und zu durchfahren, wählte Alex die Nummer von John Kaisers Handy.
    »Ja?«, sagte Kaiser. »Was gibt’s?«
    »Ich hab’s, John! Ich hab den Fall gelöst, den ganzen Fall! Sie müssen eine Forschungsvorhaben namens Virus Cancer Project überprüfen. Es war ein großes Projekt in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern. Es ging um Viren, Krebs und biologische Waffen. Tarver hat damals mitgearbeitet.«
    »Biologische Waffen?«
    »Ja. Es gibt ein Foto von Tarver in seinem Büro in der Uniklinik. Er trägt einen Laborkittel mit den Buchstaben ›VCP‹, und auf dem Gebäude hinter ihm steht das gleiche Akronym.«
    »Wie haben Sie herausgefunden, wofür die Abkürzung steht?«
    »Google, ob Sie’s glauben oder nicht. Es war das Bild in seinem Büro, das mich auf die richtige Spur gebracht hat. Ohne das Foto hätte ich im Leben nicht gewusst, wonach ich suchen muss. Aber Tarver hat mich belogen, was die Bedeutung des Akronyms angeht. Er hat versucht, dieses Projekt als etwas Nobles darzustellen.«
    »Ich mache mich gleich an die Arbeit. SAC Tyler sperrt sich immer noch gegen einen Durchsuchungsbefehl für Tarvers Haus. Vielleicht ändert er jetzt seine Meinung, nachdem er von dieser neuen Erkenntnis erfahren hat.«
    »Nicht einmal Tyler kann so etwas ignorieren! Rufen Sie mich an, sobald Sie den Beschluss haben, okay?«
    Kaiser legte auf.
    Der Explorer war nur noch zwanzig Meter von der alten Bäckerei entfernt.
    »Wohin willst du?«, fragte Will.
    »Zu den Flügelfenstern auf der Vorderseite«, sagte sie.
    »Sie sind aber geschwärzt.«
    »Nicht alle. Sieh dir das auf der rechten Seite an. Ein paar sind durch klare Scheiben ersetzt worden.«
    Will kurbelte das Steuer herum, und der Explorer kam vor einem der Klarglasfenster zum Stehen.
    »Steig aus und behalte die Hand auf der Pistole«, sagte Alex.
    »Glaubst du, sie könnten was versuchen?«
    »Oh ja. Wir haben es hier mit einer gestörten Persönlichkeit zu tun.«
    Sie stieg aus und ging zu den Fenstern. Jedes Paneel war zwanzig mal zwanzig Zentimeter groß, doch die nicht geschwärzten waren zu hoch, um hindurchzusehen.
    »Kannst du mir eine Trittleiter machen?«
    Will ging zu ihr, schob seine Pistole in die Hose, verschränkte die Hände vor dem Bauch und ging ein wenig in die Knie. Alex stieg in die verschränkten Hände und fühlte sich wie damals, als sie ein kleines Mädchen gewesen war und Grace sie auf diese Weise hinaufkatapultiert hatte zum untersten Ast des Popcorn-Baums in ihrem Garten. Die Erinnerung durchbohrte ihr Herz,

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