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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Stone auf der Stelle umbringen können. »Das spielt doch keine Rolle, Baby. Sobald die Lage sich ein wenig beruhigt hat, legen wir uns andere Namen zu und ziehen nach Costa Rica. Und Costa Rica ist ein Paradies.«
    »Aber ich mag meinen Namen!«
    Rusk drückte ihre Hand. »Versuch es mal so zu sehen: Mit deinem jetzigen Namen bist du vielleicht fünf Millionen Mäuse wert. Mit einem neuen Namen wärst du zwanzig Millionen schwer. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    Damit gewann er ihre Aufmerksamkeit. »Zwanzig Millionen Dollar?«
    Er nickte mit der Ernsthaftigkeit, die eine solche Summe verlangte. Er konnte sehen, wie es hinten in ihrem Kopf arbeitete. Trotz der hämmernden Schmerzen an der Schädelbasis brachte er ein Lächeln zustande. »Das ist eine Menge Kohle, Honey.«
    »Aber warum können wir nicht gleich nach Costa Rica gehen?«, fragte sie mit störrischer Kleinmädchenstimme.
    Er seufzte. »Weil es nicht sicher wäre. Wir müssen warten, bis das FBI Costa Rica überprüft und nichts gefunden hat. Anschließend können wir dorthin.«
    »Was hast du denn angestellt, Andy? Du hast gesagt, es wäre eine Steuergeschichte.«
    Was ich angestellt habe? Ich habe eine Frau umgebracht, die dir sehr ähnlich gesehen hat, nur noch ein ganzes Stück besser. Und wenn du so weitermachst, mache ich dich vielleicht auch noch kalt. Er blickte besorgt zu den dunklen Fenstern. »Du verstehst nichts von diesen Dingen, Lisa. Die Wahrheit ist schlicht und einfach, dass wir keine andere Wahl haben.«
    Sie bedachte ihn mit einem langen Blick, dessen Kälte ihn überraschte. »Vielleicht hast du keine andere Wahl. Aber ich habe nichts getan. Ich kann hierbleiben, bis es in Costa Rica sicher ist. Danach komme ich zu dir.«
    Rusk starrte sie ungläubig an. Sie klang genauso wie Thora Shepard. »Du würdest ohne mich hierbleiben wollen?«
    »Ich will nicht. Aber ich bin nicht diejenige, die weg will, Andy. Das bist du!«
    Sie hatte recht. Kuba war ihm als unglaubliche coole Idee erschienen, als Tarver vor fünf Jahren den Vorschlag gemacht hatte. Es war einer der letzten mysteriösen Orte auf Erden, der letzte Außenposten der Kommunisten, abgesehen von China. Und Kuba erstrahlte in diesem Hemingway-Glamour. Welchen besseren Zufluchtsort konnte es für einen Macho geben? Auf Kuba war der verfluchte Kalte Krieg immer noch in vollem Gange! Andererseits war Castro inzwischen krank geworden, und niemand wusste, was wirklich in diesem Land los war. Und achtundvierzig Stunden nach dem Durchtrennen der Nabelschnur zu Dr. Tarver erschien Andrew die Aussicht alles andere als verlockend, in einem postkommunistischen Chaos auf Kuba leben zu müssen. Lisa für ihren Teil hatte nicht die geringste Lust dazu. Vielleicht war sie am Ende doch nicht so dumm, wie er immer geglaubt hatte.
    »Ich kann nicht nach Kuba, Andy. Ich kann einfach nicht«, sagte sie mit unerwartetem Nachdruck. »Ich verspreche, dass ich nach Costa Rica komme, sobald du dort bist. Aber ich will nicht meine Mom und meine Freundinnen zurücklassen, um nach Kuba zu gehen.«
    »Baby … wenn wir erst dort sind, wirst du schon sehen, wie großartig das Land ist. Jetzt geh nach oben und pack das Nötigste, um die Staaten zu verlassen. Ein Koffer, okay? Mehr nicht.«
    Anstatt zu gehorchen, schob Lisa den Unterkiefer vor und starrte ihn trotzig an. »Ich sagte, ich komme nicht mit! Du kannst mich nicht zwingen. Wenn du es versuchst, reiche ich die Scheidung ein.«
    Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag war Rusk sprachlos vor Überraschung. Lisa bluffte nur, es konnte gar nicht anders sein. Er hatte einen wasserdichten Ehevertrag aufgesetzt. Wenn sie sich von ihm scheiden ließ, bekam sie fast nichts. Nun ja … das entsprach nicht mehr ganz den Tatsachen. Im Verlauf der letzten drei Jahre hatte er aus steuerlichen Gründen einige beträchtliche Werte auf sie übertragen. Zum damaligen Zeitpunkt war es ihm vernünftig erschienen. Doch jetzt … jetzt war er angeschmiert, genauso angeschmiert wie einer seiner vielen jammernden Mandanten.
    Ehe er wusste, was er tat, lag seine rechte Hand an ihrer Kehle.
    »Noch einen Zentimeter, und ich schreie!«, sagte sie tonlos. »Und wenn diese Typen vom FBI ins Haus platzen, erzähle ich ihnen von jedem Steuerschwindel, von dem ich weiß.«
    Rusk wich vor seiner Frau zurück. Wer zur Hölle war diese Person? Und warum hatte er sie geheiratet?
    Es spielt keine Rolle, sagte er sich. Soll sie hingehen, wo der Pfeffer wächst. Solange ich aus dem Land

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