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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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war. In diesem Augenblick wusste ich, was los war. Verstehen Sie?«
    Kaiser nickte unmerklich. An seinen Augen sah sie, dass er selbst auch schon ähnliche intuitive Momente erlebt hatte.
    »Ich wusste, dass Noel Traver und Eldon Tarver ein und dieselbe Person sind, ich wusste, dass Tarver flüchten wollte und mich aus einem bestimmten Grund so nah an sich hatte herankommen lassen.«
    »Sie haben Tarver vor Ort gesehen?«
    »Nein, aber ich habe ihn gespürt. Er wollte mich ausschalten – mitsamt den Beweisen, die sich in diesem Gebäude befanden, wie immer sie aussahen.«
    Ihre Antwort schien Kaiser zu entmutigen.
    »Haben Sie den Durchsuchungsbeschluss für das Haus?«, fragte sie. »Oder stellt Tyler sich immer noch quer und will keine eingehende Untersuchung?«
    Kaiser seufzte schwer. »Nicht ganz. Wir haben den Beschluss für Tarvers Wohnung. Derzeit ist ein Team dort.«
    Alex hob die Augenbrauen.
    »Bis jetzt haben sie nichts Belastendes gefunden. Rein gar nichts.«
    »Nichts, das ihn mit Rusk in Verbindung bringt?«
    Kaiser schüttelte den Kopf. »Aber diese Geschichte über das Virus Cancer Project, die Sie herausgefunden haben, ist atemberaubend. Das und die Explosion in der Hundezucht haben SAC Tyler bewegt, den Richter um einen Durchsuchungsbeschluss zu bitten. Wir müssen nur noch ein paar Beweise für Straftaten finden, die weniger als dreißig Jahre zurückliegen.«
    »Was ist mit Rusk? Sie sollten sein Büro und sein Haus ebenfalls durchsuchen.«
    »Tyler sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen. Er sagt, es gäbe keinerlei Veranlassung, gegen Rusk zu ermitteln, geschweige denn sein Haus und seine Kanzlei zu durchsuchen. Rein technisch betrachtet hat er sogar recht damit.«
    »Kommen Sie, John! Tyler ist nur …«
    »Der Leitende Spezialagent. Vergessen Sie das nicht, Alex. Er hat die Befehlsgewalt über jeden Agenten im Bundesstaat Mississippi. Keine Sorge, Rusk sitzt im Augenblick in seinem Haus fest. Ich habe sechs Leute, die ihn rund um die Uhr überwachen.«
    »Keine Idee, wo Tarver sein könnte?«
    »Keine.«
    »Thora Shepard?«
    Kaiser blickte verlegen drein. »Sie war heute Nachmittag bei Rusk in der Kanzlei, aber irgendwie ist sie nach draußen geschlüpft, ohne dass unsere Jungs es bemerkt hätten.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Alex und wollte erneut von ihrer Untersuchungsliege hoch.
    »Es ist ein großes Gebäude, Alex, in dem eine Menge Leute arbeiten. Vier Agenten haben einfach nicht gereicht.«
    »Was ist mit Chris?«
    Kaiser drückte sie auf die Liege zurück. »Dr. Shepard ist hier im Hospital.«
    Angst durchzuckte sie wie ein Stich.
    »Er ist bei Bewusstsein, und es geht ihm ein wenig besser. Er hat hohes Fieber und ist stark dehydriert. Er hat vom Hotel aus einen Notruf abgesetzt. Als er hier eingeliefert wurde, fragte er nach einem alten Studienkollegen, Dr. Clarke.«
    »Dem Onkologen meiner Mutter?«
    »Genau. Dr. Clarke und Dr. Cage haben Chris in die onkologische Abteilung verlegt, nur ein paar Türen weiter als Ihre Mutter, und sie haben einen Spezialisten vom Sloan-Kettering hinzugezogen.«
    Alex konnte Kaisers Ausführungen kaum folgen. Sie fühlte sich, als wäre sie nach einer Operation aus der Vollnarkose erwacht. »Was ist mit Chris’ Sohn, Ben Shepard? Er ist erst neun Jahre alt, und er ist zurzeit bei einer älteren Frau in Natchez. Hat jemand nach ihm gesehen?«
    »Dr. Shepard war im Fieberwahn, als er eingeliefert wurde, aber er hat immer wieder nach dem Jungen gefragt – und übrigens auch nach Ihnen. Schließlich fand er genügend Kraft, um einen Anruf zu machen. Ben scheint es soweit gut zu gehen, und Dr. Cage hat versprochen, nach ihm zu sehen.«
    Alex versuchte, die Situation durch den Nebel in ihrem Kopf hindurch von allen Seiten zu durchleuchten. »Thora könnte eine Bedrohung für Ben sein«, dachte sie laut. »Sie muss außer sich sein vor Angst. Außerdem ist sie eine Bedrohung für Andrew Rusk und seinen Komplizen. Was ist, wenn sie dieses Gebäude nie verlassen hat, John? Wenn sie sich in Rucks Kanzlei versteckt?«
    Kaiser dachte über diese Möglichkeit nach.
    Alex packte seinen Arm. »Oder wenn Rusk sie dort oben getötet hat …?«
    »Rusk hat bis jetzt noch niemanden getötet, oder?«
    »Ich weiß es nicht. Aber … verdammt, John, vielleicht war Tarver heute oben in Rusks Büro. Können Sie das mit Bestimmtheit ausschließen?«
    »Nein. Es wäre möglich. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass die beiden so schnell gegen Thora

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