Leitfaden Homöopathie (German Edition)
deshalb im Behandlungsverlauf immer auch auf die tiefer liegenden Gesundheitsstörungen des Patienten geachtet werden. Zu Beginn der Therapie kommen meist Medikamente zum Einsatz, die im Sinne einer Akuterkrankung nach den vorliegenden Akutsymptomen verordnet werden ( Kap. 4.2 ). Im weiteren Behandlungsverlauf ist mit Medikamentenwechseln zu rechnen, die unter Berücksichtigung der Gesamtkonstitution des Patienten verordnet werden müssen (z.B. um Rezidiven vorzubeugen).
Bei Osteomyelitiden mit Abszedierung, Empyembildung oder Fistelentstehung sollte auch über eine chirurgische Wundreinigung nachgedacht werden. Insgesamt ist die homöopathische Behandlung der Osteomyelitis schwierig und sollte dem Spezialisten vorbehalten bleiben.
Wahl der Symptome
In der akuten Situation lässt sich anhand des Lokalbefundes und weniger Modalitäten bereits recht sicher verordnen.
Symptome der akuten Osteomyelitis
Lokalbefund des betroffenen Knochens: Aussehen, Verfärbung, Effloreszenzen, Geruch (z.B. faulig), Fistelung, Eiterbildung, Lokalisation, Ausdehnung (z.B. Erstreckung nach distal), Lateralität usw. geben gute Hinweise.
Schmerzcharakter, -erstreckung, Verlauf können hilfreich sein.
Modalitäten des Schmerzes oder der Bewegungseinschränkung wie „besser“ oder „schlechter“ durch Bewegungen, durch bestimmte Lagen, durch Temperatur, zu bestimmten Tageszeiten etc.
Auslöser, sofern vorhanden, sind unbedingt zu berücksichtigen (z.B. Verletzung, Überanstrengung).
Alle Allgemeinsymptome der akuten Osteomyelitis wie Fieber, Frost, Schweiß, Verlangen oder Abneigung bezüglich Getränke oder Speisen sind für die Arzneiwahl hochwertig.
Verändertes Schlafverhalten sowie Auswirkungen der Erkrankung auf die Stimmung sollten ggf. erfragt werden, um das Bild zu vervollständigen.
Miasmatische Zuordnung
Die Osteomyelitis wird dem syphilitischen Miasma zugeordnet. Syphilitische Zeichen wie Auftreibungen der langen Röhrenknochen (Oberarm, Oberschenkel, Schienbein) und Eiterungsprozesse ohne Fistelbildung sind jedoch oft auch psorischer Natur.
Repertorium
Im Repertorium finden sich zu allen diagnosebezogenen Lokalsymptomen der Osteomyelitis (Entzündung der Knochen, Knochenkaries, Fistelbildung, Abszedierung, Empyembildung) Rubriken sowohl im Abschnitt „Allgemeines“, z.B.
Allgemeines
Entzündung – Knochen – Knochenmarks, des (Osteomyelitis)
Karies – Knochen – septische Osteomyelitis
Abszesse – Eiterungen – Knochen, der – Periost
Abszesse – Eiterungen – Knochen, der – bloßgelegt durch Eiterung
als auch in den Kapiteln „Gesicht“, „Extremitäten“ und „Rücken“. Da sich in der speziellen Art und Weise der jeweiligen Pathologie ein individuelles Bild zeigt, sind Rubriken wie die folgenden durchaus wertvoll für die Verschreibung:
Gesicht
Entzündung – Knochen, der
Extremitäten
Fistelmund – Hüfte, der
Entzündung – Knochen, der
Rücken
Fisteln etc.
Dosierung
Hohe C-Potenzen: C30, ggf. auch höher (200, 1000, 10 000), je nachdem wie bedrohlich der Krankheitszustand ist (je geringer die Vitalität, desto vorsichtiger (= niedriger) sollte die Einstiegspotenz gewählt werden). In der Akutsituation können auch Hochpotenzen öfter wiederholt werden (z.B. in verklepperter Form), ggf. sogar am selben Tag. Bei chronischen Verläufen sollten die Mindestwirkzeiten der hohen C-Potenzen beachtet werden.
Niedrige C- und D-Potenzen: Bei organotroper Verordnung können auch niedrige Potenzen zum Einsatz kommen (z.B. bei Akutverläufen), wenn sie schneller greifbar sind. Chronische Osteomyelitiden sollten nicht mit niedrigen Potenzen behandelt werden.
Q-Potenzen sind vor allem bei akuten Osteomyelitiden eine Alternative zur häufigen Einnahme von C-Potenzen. Bei chronischen Osteomyelitiden können sie zu Behandlungsbeginn gebraucht werden.
Verlaufsbeurteilung
Bei akuten Osteomyelitiden ist je nach Situation eine engmaschige Überwachung erforderlich, dabei ggf. auch Dosisanpassung oder neue Verordnung innerhalb von Stunden bis Tagen. Ausschlaggebend bei der Verlaufsbeurteilung ist die frischeste und erheblichste Beeinträchtigung, also in der Regel der Lokalbefund. Fieber, Exsudation usw. sind häufig als Heilreaktionen zu sehen, und man sollte beobachten und zuwarten, solange sich der Lokalbefund und das Allgemeinbefinden bessern. Dabei sollte wegen der Bedrohlichkeit des Krankheitsbildes aber nicht zu lange mit einer Neuverordnung gezögert werden.
Bei
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