Leitfaden Homöopathie (German Edition)
möglich zu erhalten, ist dies unbedingt zu respektieren.
Dem Patienten helfen , die Schädigungen zu überwinden , die psychische Erkrankungen sowohl im Hinblick auf das Selbstwertgefühl als auch im Freundes- und Bekanntenkreis sowie hinsichtlich der sozialen Stellung des Patienten mit sich bringen können.
Zurückhaltung bei der Analyse psychotischer und depressiver Themen: Den Autoren sind, außer aus der Literatur, keine Fälle bekannt, in denen die analysierende Deutung psychotischer Inhalte (analog zur Traumdeutung) dem Patienten nennenswert weitergeholfen hätte. Allerdings sind psychotische Inhalte oder „depressive Themen“ oft wertvolle Hinweise für die Wahl des homöopathischen Arzneimittels.
Phase weitgehender psychischer Stabilität
Dem Patienten bei der Reintegration in sein soziales Umfeld behilflich sein.
Hilfe bei der Lösung oder Beilegung psychischer Konflikte im Umfeld geben, um den Patienten sekundär destabilisierende Faktoren so weit wie möglich zu reduzieren.
14.8 Zusätzliche Maßnahmen
Die homöopathische Behandlung wird in der Regel ambulant durchgeführt. Deshalb müssen die Patienten beschäftigt werden, um der Neigung entgegenzuwirken, sich mit den Symptomen der Erkrankung auf die für sie typische, grüblerisch eingeengte, unproduktive, ja sogar oft im Sinne einer Symptomverstärkung wirkenden Art auseinanderzusetzen. Dabei haben sich scheinbar banale Maßnahmen wie verstärkte körperliche Aktivität bewährt. Ein unmittelbarer antidepressiver Effekt z.B. von sportlicher Betätigung ist erwiesen. Bei langen Erschöpfungszuständen können zusätzliche Verfahren wie Akupressur oder Akupunkturmassagen empfohlen werden.
Hahnemann beschreibt ausführlich, wie man sich psychisch Erkrankten gegenüber verhalten soll: „Dem wüthenden Wahnsinn muß man stille Unerschrockenheit und kaltblütigen, festen Willen, – dem peinlich klagenden Jammer, stummes Bedauernin Mienen und Gebehrden, – dem unsinnigen Geschwätz, nicht ganz unaufmerksames Stillschweigen, – einem ekelhaften und gräuelvollen Benehmen und ähnlichem Gerede, völlige Unaufmerksamkeit entgegensetzen“ (Organon, § 228, vgl. auch § 229). Dem ist nichts hinzuzufügen.
14.9 „Endomorphe Reaktion“
Ein besonderes Problem, das hier nur angerissen werden kann, ist die Behandlung der so genannten endomorphen Reaktion. Nach jeweils nahezu zwanzigjähriger klinisch-psychiatrischer Tätigkeit haben die Autoren bei psychotischen Patienten folgendes Phänomen beobachtet: Patienten beginnen massiv unter einer wieder auftretenden psychotischen Symptomatik zu leiden. Allerdings unterscheidet sich die Symptomatik des Rezidivs von der Symptomatik einer akuten Psychose bei Ersterkrankung in feinen Nuancen.
Obwohl massive Störungen des formalen Denkens vorliegen, scheint der Patient in der Lage zu sein, insbesondere im Umgang mit Mitpatienten, sich leidlich angepasst auf dem kommunikativen Feld zu verhalten.
Obwohl der Patient über massive Halluzinationen klagt – möglicherweise auch in Form imperativer Stimmen –, ist er in der Lage, sich beispielsweise bei Ausgängen, hinreichend geordnet zu verhalten.
Obwohl eine massive Beeinträchtigung durch einen Wahn geklagt wird, erscheint es psychodynamisch nachvollziehbar, welche Personen in den Wahn einbezogen werden und welche nicht.
Klinisch fällt auf, dass die produktiv-psychotische Symptomatik auch durch hohe Dosierungen entsprechender Psychopharmaka oft nicht gut beherrscht werden kann.
Weiterhin fällt bei scharfer Beobachtung gelegentlich eine eigenartige situative Gebundenheit der Symptomatik auf, wobei der Eindruck entsteht, dass die Symptomatik in einen kommunikativen Kontext eingebettet ist und oft recht klare Botschaften zu vermitteln scheint.
Auch in der älteren psychiatrischen Literatur sind derartige Beobachtungen schon geschildert und unter den Begriff der „doppelten Buchführung“ von chronisch psychiatrisch erkrankten Patienten gefasst worden (Bleuler 1983, Jaspers 1973).
Ein Denkmodell mag helfen, das beschriebene Phänomen besser zu verstehen: Möglicherweise kommt es bei Menschen, die im Sinne einer körperlichen Erkrankung an einer Psychose erkrankt sind ( Kap. 14.4.2 ), zu dem Effekt, dass das erkrankte Gehirn Erlebnisweisen „lernt“ , die dem Gehirn eines gesunden Menschen nicht zur Verfügung stehen (ähnlich dem „Kindling“ im Falle der Epilepsie). Dies wäre vorstellbar etwa im Sinne einer Bahnung von primär nicht vorhandenen
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