Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Herzfrequenz oder der Regelmäßigkeit des Herzschlags. Können beim Gesunden vorkommen oder Krankheitswert haben.
Symptome
Bradykardie (Frequenz < 60/Min.): meist asymptomatisch; Schwindel, Synkopen, Herzinsuffizienz bei Bradykardie < 40/Min.
Tachykardie (Frequenz > 100/Min.): schlagartiges Einsetzen von Herzrasen, das Min. bis d dauern kann; Hypotonie, Schwindel, Synkopen, Angst.
Wichtig: Bei Verdacht auf Herzrhythmusstörungen immer schulmedizinische Abklärung durch EKG (Ruhe-, Langzeit-, Belastungs-EKG) erforderlich.
Therapeutische Strategie
In den unterschiedlichen medizinischen Traditionen existieren zum Teil erheblich differierende Vorstellungen von dem, was Krankheit bedeutet. Die Homöopathie geht primär von geklagten und beobachtbaren Symptomen aus, gerade in der Blütezeit der Homöopathie (im vorletzten Jahrhundert) waren die Möglichkeiten, Krankheit detailliert zu beobachten (z.B. durch apparative Untersuchungen) aber sehr begrenzt. Dies führt letztlich zu der Tatsache, dass Herzrhythmusstörungen im neueren, schulmedizinischen Sinne in der Homöopathie und anderen traditionellen Schulen nicht differenziert werden, da das EKG erst eine spätere Erfindung ist. Die klinische Untersuchung ging früher nur bis zum Fühlen des Pulses, das aber zurhohen Kunst entwickelt wurde. In TCM und Ayurveda wird ggf. die ganze Pathographie nur aus dem Puls erhoben. Die alte Kunst des Pulsfühlens spiegelt sich in sehr differenzierten Pulsbeschreibungen wieder, die sich mit vielen Arzneimitteln in den Repertorien und Arzneimittellehren wiederfindet.
Vor der homöopathischen Behandlung muss anhand des EKG geklärt werden, ob die Herzrhythmusstörungen vital bedrohlich sind und ob sie anderer Behandlung bedürfen. Meist sind jedoch keine Antiarrythmika indiziert, und die Kardiologie beschränkt sich aufs Beobachten, was den Patienten oft nicht ausreicht. Dann bietet sich eine homöopathische Konstitutionsbehandlung an.
Homöopathische Behandlung
Herzrhythmusstörungen, die der Patient selbst nicht spürt, lassen sich nur über eine allgemeine Konstitutionsbehandlung angehen, wobei die Herzrhythmusstörungen bei der Arzneimittelwahl meist nur als unregelmäßiger Puls berücksichtigt werden, wenn keine genaueren Spezifizierungen vorliegen, für die sich in der homöopathischen Arzneimittellehre Entsprechungen finden lassen.
Praktisch relevanter ist, dass die subjektiven, kardialen Missempfindungen des Patienten detailliert umgesetzt werden können. Diese sind aber unabhängig von relevanten Herzrhythmusstörungen und können letztlich z.B. auch ein nervöses Begleitsymptom vieler anderer Störungen sein. Auch bei anderen Erkrankungen (z.B. Hyperthyreose oder Panikstörungen) können subjektive oder objektivierbare Herzrhythmusstörungen vorkommen.
Eine konstitutionelle Behandlung klinisch relevanter Herzrhythmusstörungen ist schwierig und oft langwierig. Sie wird zunächst begleitend zur kardiologischen Betreuung eingesetzt.
Wahl der Symptome
Die kardiologischen Symptome sind nur dann von Bedeutung, wenn sie sehr auffällig sind.
Pulsqualität (z.B. zweigipflig, intermittierend, unregelmäßig langsam oder schnell, sofern differenzierbar).
Herzklopfen (Beschreibungen des Patienten sind oft der Schlüssel zum Heilmittel, z.B. Herz schlägt in Wasser, gegen Widerstand, hängt an einem Faden usw.).
Modalitäten können ausschlaggebend sein, sind aber nicht herzspezifisch, z.B. Einfluss durch Körperstellungen, Bewegung, Schlaf, Wetter usw.
Auslöser (z.B. Schreck, Sturz etc.).
Begleitsymptome, die sich nicht am Herz manifestieren, sind meist wichtiger als die Herzsymptome. Auch der Gesamtzustand des Patienten ist besonders ins Auge zu fassen.
Miasmatische Zuordnung
Die meisten Herzrhythmusstörungen sind psorischer Natur, v.a. wenn Ängstlichkeit mit den Beschwerden einhergeht. Herzrhythmusstörungen bei Wetterwechsel können ein Hinweis auf Sykosis sein. Maligne, chaotische und sehr unregelmäßige Rhythmusstörungen können auch syphilitischer Natur sein.
Repertorium
Die passenden Rubriken im Repertorium finden sich im K apitel Allgemeines – Puls (mit den jeweiligen Unterrubriken) z.B.
Allgemeines
Puls – doppelschlägig , Dikrotie
Puls – hörbar
Puls – intermittierend, aussetzend
Puls – langsam, Bradykardie – langsamer als der Herzschlag
Puls – schnell, beschleunigt, jagend, unzählbar – schneller als der Herzschlag
Puls – ruckend
Puls – unregelmäßig
Puls –
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