Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Zunächst kann
Aconitum
(bei traumatischem Schock) oder
Arnica
(ganz akut wegen der Blutung etc. oder wenn nach
Hypericum
noch starker Bluterguss und Zerschlagenheitsgefühl bestehen) gegeben werden. Das bewährteste Mittel ist aber
Hypericum
(unerträgliche Schmerzen; v.a. bei Verletzungen der Hände, des Gesichtes oder der Wirbelsäule bzw. bei Nervenbeteiligung; Schmerz strahlt im Nervenverlauf aus). Bei geringerer Nervenbeteiligung ist
Symphytum
(Splitterbrüche) das primäre Mittel. Auch
Ruta
,
Ledum
oder
Calendula
(auch bei Muskel- und Sehnenrissen; heftige Schmerzen, evtl. mit Zerschlagenheitsgefühl; Neigung zu Eiterung; kalte Luft agg.) sowie
Carbolicum acidum
(kleine, gesplitterte Frakturen; evtl. mit Eiterung; Gefühl der Erwärmung in den Knochen) kommen bei entsprechender Symptomatik infrage.
Alte Frakturen mit langsamer Heilung: Hier empfiehlt sich eine Auswahl der Mittel unter konstitutionellen Gesichtspunkten. Ein großes, infrage kommendes Konstitutionsmittel ist
Calcarea carbonica
(Verrenkungsneigung; macht ungern Sport; phlegmatisch; Zahnen und Laufen lernen verzögert; frostig). Als weitere Kalziummittel haben
Calcium phosphoricum
(Wachstumsschmerzen; schmerzhafte Frakturnähte; asthenische oder abgemagerte Patienten, v.a. bei Kindern; Zahnen und Laufenlernen verzögert) und
Calcium fluoricum
(bei Kindern; Neigung zu Fistelbildung) besonderen Bezug zu Frakturen. Ansonsten sollten v.a.
Phosphoricum acidum
(langsame Kallusbildung; Gefühl, als würde mit einem scharfen Messer die Knochenhaut entlanggefahren),
Ruta
(s.o. einfache Frakturen),
Silicea
(Knochen- und Knochenhautentzündung; große Berührungs- und Druckempfindlichkeit; Eiterungsneigung; Wunde stößt abgestorbene Knochenfragmente ab bzw. Sequesterbildung) und
Symphytum
(bei komplizierten Brüchen mit starken Schmerzen; Erschütterung agg.) beachtet werden.
33.1.5 Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen
Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Traumata und Wirbelsäulenverletzungen müssen sofort mit dem Notarzt ins Krankenhaus eingewiesen werden (vorsichtiger Transport, insbesondere Abknicken der HWS vermeiden).
Commotio cerebri (Gehirnerschütterung): Bewusstlosigkeit < 5 Min., Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Amnesie. Rückbildung aller Symptome innerhalb von 5 Tagen.
Schädelprellung mit/ohne Platzwunde: nach Sturz oder Schlag auf den Kopf; Ausschluss einer Schädelfraktur (Röntgen oder CT); Wundversorgung, Verlaufsbeobachtung!
HWS-Distorsion: sog. Schleudertrauma; Nackenschmerzen, evtl. mit Ausstrahlung in die Arme, Bewegungseinschränkung, Kopfschmerzen, evtl. Parästhesien an Händen und Armen; Muskelhartspann; bei stärkeren Beschwerden radiologische Diagnostik zum Frakturausschluss; Therapie: Analgesie, Krankengymnastik, evtl. Halskrawatte für wenige Tage.
Therapeutische Strategie
Am wichtigsten ist zunächst die akute Notfallversorgung inkl. der entsprechenden Diagnostik. Im weiteren Verlauf ist es wichtig, den Patienten bezüglich einer eventuellen Verschlechterung des Allgemeinzustandes zu beobachten. Die homöopathische Behandlung kommt als Akuttherapie, als begleitende Behandlung oder auch bei persistierenden Beschwerden nach lange zurückliegenden Traumata in Betracht.
Homöopathische Behandlung
Mit der homöopathischen Therapie kann man v.a. persistierenden Beschwerden bei einer HWS-Distorsion oder einer Commotio vorbeugen, außerdem lassen sich Schmerzen lindern. Bei Schädelprellung kann zumeist als erstes Mittel
Arnica
gegeben werden. Beim Schleudertrauma sind
Hypericum
und
Rhus toxicodendron
die Mittel der Wahl. Bei einer Commotio sollte man die Mittel nach der jeweils vorliegenden Symptomatik differenzieren.
Wahl der Symptome
Als Symptomatik entscheiden die akut durch das Trauma hervorgerufenen Symptome. Dabei ist insb. auf Bewusstseinsveränderungen, die vegetative Symptomatik und die Gemütsverfassung zu achten.
Miasmatische Zuordnung
Eine Kopfverletzung ist eine akute Situation. Wie alle Traumata kann eine Kopfverletzung den Übergang eines Miasmas aus der Latenzphase in das nächste Stadium begünstigen ( Kap. 3.4 ).
Repertorium
Die Mittel bei Kopfverletzungen lassen sich am besten unter Kopf – Verletzungen des Kopfes – nach (21 AM) finden, die der Wirbelsäulenverletzungen unter Rücken – Verletzungen der Wirbelsäule (16 AM). Zur Differenzierung dienen hier nur wenige Unterrubriken. Hilfreich sind diverse Gemütsrubriken (wie z.B. „Gemüt – Stumpfheit – Kopfverletzungen,
Weitere Kostenlose Bücher