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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dann würden sich - vielleicht
    - Unterschiede zeigen. Dabei konnte es freilich auch geschehen, daß die Wirkung des Randfeldes unkontrolliert verstärkt würde, das war das eine Risiko. Das andere bestand darin, daß diese Gegenpotentiale, harmlos unter normalen Bedingungen, in der Verflechtung mit dem Randfeld nicht nur Verstärkung, sondern auch ganz andere, nicht vorhersehbare Effekte hervorrufen konnten.
    Rigel stand etwas ratlos neben ihr und sah zu, was sie trieb. Er hatte keine Vorstellung von dem, was Gemma da mit sich selbst versuchte, und die Kurven- und Farbspiele auf dem Schirmbild sagten ihm nichts. Aber ihr munterer Ton hatte ihn nicht täuschen können. Er ahnte, daß das kreuzgefährliche Dinge waren. Sein erster Impuls war gewesen, sie davor zurückzuhalten, aber er hatte sich nicht getraut. Sie hatte bestimmt gerade ihn in ihr Vorhaben eingeweiht, weil sie den Protest der anderen nicht herausfordern wollte, und er sollte nun ihre Initiative einschränken? So stand er da und sah ihr ins Gesicht, um den kritischen Moment nicht zu verpassen, in der stillen Hoffnung, daß er gar nicht eintreten möchte.
    Ein paarmal war er nahe daran, die Apparatur auszuschalten, das erste Mal, als Gemma die Augen schloß und schwer atmete, dann, als sich plötzlich ihr Gesicht krampfhaft verzerr- te, aber jedesmal löste einen Augenblick später Gemmas zuversichtliches Lächeln die Spannung wieder auf. Und endlich kam ihm der rettende Gedanke, er hätte sich ohrfeigen mögen, daß er nicht gleich darauf gekommen war.
    »Du, Gemma!« sagte er, aber sie unterbrach ihn. »Ja, gleich«, sagte sie, »warte noch einen Moment.«
    Wieder schwankte er, diesmal zwischen Sprechen und Schweigen, aber da sie jetzt ganz normal und gelöst aussah, siegte ihr Wunsch über seine Sorge.
    »Ja?« sagte sie plötzlich und lehnte sich lächelnd zurück.
    »Willst du nicht lieber mich als Versuchskarnickel nehmen?« schlug er vor.
    »Du kommst auch gleich dran«, erwiderte sie fröhlich, und Rigel begriff, daß er mit seinem Vorschlag zu spät gekommen war. Aber das machte ihm nichts aus, nun, da offenbar das Schwerste überstanden war.
    Er tauschte mit Gemma den Platz, ließ sich den Kontakthelm aufsetzen und blickte verständnislos auf das, was Gemma tat und was sich auf dem Schirm abzeichnete.
    »Wie ich’s mir gedacht habe!« sagte Gemma mit leichtem Triumph in der Stimme, aber doch mehr zu sich selber, so daß Rigel sie nicht mit der Bitte um Erklärung in ihren Überlegungen stören wollte - er wußte, daß es Zeit und Ausdauer forderte, wenn ihm jemand etwas Theoretisches auseinandersetzen sollte. Aber ganz und gar schweigen konnte er auch nicht mehr.
    »Und was passiert jetzt?« fragte er.
    »Das sollst du mir sagen!« antwortete Gemma.
    Rigel wunderte sich. Was konnte er denn dazu sagen? Was wollte Gemma von ihm? Sollte er sie auffordern, abzuschalten, wenn es ihm schlecht gehen sollte? Aber es ging ihm ja nicht schlecht, im Gegenteil, er fühlte sich sogar besser als vorhin, nein, er fühlte sich überhaupt besser. Der Druck im Kopf war verschwunden, und plötzlich wurde ihm klar, daß es wohl genau das war, was Gemma von ihm hören wollte. Aber dann durfte er jetzt nicht leichtfertig etwas behaupten, was vielleicht nicht stimmte; er mußte etwas tun, was für ihn ganz ungewohnt und gar nicht einfach war, nämlich auf sich selbst und sein wertes Befinden achten, er konnte das nur in dieser ironischen Formulierung denken, so fremd war ihm diese Aufmerksamkeit gegen sich selbst, und entsprechend unsicher war auch sein Urteil.
    »Ich glaube«, sagte er zögernd nach einer Weile.
    »Ja, was glaubst du?«
    »Ich glaube, ich fühle mich besser als die ganzen letzten Tage.«
    »Die Kopfschmerzen sind weg?«
    »Ja«, sagte Rigel erleichtert - nicht wegen der Kopfschmerzen, sondern weil er das Richtige getroffen hatte.
    »Irgendwelche sonderbaren Stimmungen und Gelüste in dir?«
    »Stimmungen keine« sagte er, und mit vorsichtigem Lächeln setzte er hinzu: »Und Gelüste wie immer.«
    Sie gab ihm einen Klaps. Dann schaltete sie ab und nahm ihm den Helm vom Kopf. »Schick mir mal Mira«, bat sie.
    Nachdem sie auch Mira und Toliman untersucht hatte, rief sie alle zusammen.
    »Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit entdeckt, wie wir uns vor dem Randfeld schützen können«, berichtete sie. »Die Resonanzen, die wir mit Rigels Detektor verfolgen können, lösen in unseren Gehirnen eine schädliche Synchronisation aus, die einen starken

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