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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Streß bedeutet. Das Biest mit seiner Flucht ins Wasser hat mich darauf gebracht, nach so etwas zu suchen. Ich weiß zwar nicht, warum und wie sehr das Wasser ihm hilft, auch nicht, ob es uns helfen würde, aber wir sind ja Menschen und haben andere Methoden. Ich glaube, der Medicom kann uns helfen. Bevor ich aber sage wie, muß ich noch etwas von Mira wissen. Was meinst du - wird die Frequenz der Resonan- zen bei Tag und Nacht gleich sein?«
    »Wie kommst du.«, wollte Mira fragen, unterbrach sich aber selbst. »Ach so, ich verstehe. Der Planet bewegt sich im Randfeld um seine Sonne, und die Oberfläche rotiert, bewegt sich also zu verschiedenen Tageszeiten mit verschiedener Geschwindigkeit relativ zum Randfeld. Nämlich dann, wenn das unabhängig vom Planeten sein sollte. Ich weiß es nicht. Es kann ebensogut sein, daß die Resonanz gar keine direkte Eigenschaft des Randfeldes ist, sondern bereits eine Reaktion der Planetenmasse. Interessant. Das müßte sich messen lassen.«
    »Tu das bitte«, sagte Gemma mit ungewohnter Bestimmtheit, die wohl aber hauptsächlich daher rührte, daß sie selbst inzwischen mit ihren Gedanken schon weiter voraus war. »Mit Hilfe von elektrischen Potentialen, zur geeigneten Zeit an die geeignete Stelle gegeben, können wir unsere Gehirnströme wieder desynchronisieren und damit die Wirkung des Randfeldes aufheben. Wenigstens die unmittelbar spürbare.« Sie schwieg.
    »Aber du hast noch Bedenken?« fragte Toliman.
    »Bedenken und Schwierigkeiten«, antwortete Gemma. »Bedenken, weil ich kein Hirnspezialist bin und weil unser Medicom auf solche Aufgaben nicht spezialisiert ist. Ich kann keine Garantie geben gegen Spät- und Nebenwirkungen. Deshalb werde ich wenigstens noch einen länger dauernden Eigenversuch unternehmen.«
    Alle schwiegen. Jeder wollte eigentlich protestieren, sah aber dann ein, daß er - oder sie - an Gemmas Stelle genauso handeln würde.
    »Und die Schwierigkeiten?« fragte Toliman schließlich.
    »Die Schwierigkeiten bestehen darin, daß der Medicom nur für eine Person ausgelegt ist. Elektroden als Potentialgeber haben wir zwar ausreichend, und wenn die Frequenz gleichbliebe, könnten wir ein festes Programm dafür ausarbeiten. Und selbst wenn sie sich ändert, kann man ein adaptives Programm mit dem Resonanzdetektor koppeln. Aber.«
    »Aber?«
    »Wir haben dann keine Kontrolle durch das EEG. Geringfügige Änderungen können die Wirkungen zum Gegenteil verschieben, und wir merken es erst, wenn sie spürbar werden. Und ich weiß nicht, ob das nicht ganz plötzlich sein könnte. Denn die Desynchronisation durch Einwirkung von außen ist natürlich auch Streß.« Plötzlich fielen ihr Rigels Gelüste wieder ein. »Und wir müßten uns sowieso«, setzte sie hinzu, »aller emotionalen Beanspruchungen enthalten, sowohl unangenehmer als auch«, sie blickte Rigel an, »als auch angenehmer. Und erst recht der entsprechenden Betätigungen.«
    »Verstanden«, sagte Rigel, »brauchst dich nicht so gewunden auszudrücken.«
    »Ja, ist klar«, sagte auch Mira, und Toliman nickte.
    »Wie lange würdest du einen Dauerversuch ansetzen?« fragte Toliman.
    »Vierundzwanzig Stunden«, antwortete Gemma prompt. »Mit einem festen Programm, aber mit Überwachung durch den Medicom. Ich muß aber auch schlafen, nicht meinetwegen, das gehört zum Versuch, und da müßt ihr abwechselnd am Medicom bleiben. Ich weise euch vorher noch ein, worauf zu achten ist.«
    »Dann fang gleich an«, sagte Toliman, »ich denke mit Sehnsucht daran zurück, wie wohl ich mich unter deiner Haube gefühlt habe. Kann man übrigens dabei arbeiten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Gemma, »wenn du dich bei der Arbeit nicht aufregst. Was meinst du, was ich heute noch zu tun habe. Ich brauche auch Rigel, wir müssen eine ganze Menge Elektronik zusammenknüppern.«
    Am nächsten Tag, nach Ablauf der vierundzwanzig Stunden, war Gemma die einzige, die noch einigermaßen frisch und bei Kräften war. Zwar hatte der Selbstversuch nicht alle ihre Bedenken zerstreut, sie war nicht frei von Beschwerden, und der Medicom gab nicht etwa nur positive Auskünfte über die Wirkung auf ihren Organismus. Aber das Bild, das die andern boten, überzeugte mehr als ihr eigenes relatives Wohlbefinden: Matt und zerschlagen standen sie auf von unruhigem, immer wieder durch Schmerzen unterbrochenem Schlaf. Toliman hatte Kopfschmerzen, Mira fühlte sich hochgradig nervös, und Rigel entdeckte zu seinem Entsetzen, daß seine Hände

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