Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
ohnehin alles von allen bemerkt, aber nicht darüber gesprochen wurde, schienen sich die gegenseitigen kameradschaftlichen Beziehungen zu festigen.
    Dann aber fiel der erste Regen, den sie hier erlebten. Es war ein heftiger Sturzregen. In kürzester Zeit schwoll das Bächlein zu einem respektablen Wildwasser an, das hier und dort über die Ufer trat. Auch die Anpflanzungen wurden in Mitleidenschaft gezogen, einige Kräuter wurden fortgespült, und wenn das auch, im ganzen gesehen, nicht gar so schlimm war, so erfüllte es doch alle mit Sorge.
    Am anderen Tag schienen wieder die Sonnen. Aber nun hatte Rigels Staudammprojekt noch zusätzlich Bedeutung gewonnen - es mußte helfen, die Anpflanzungen zu schützen. Damit war auch eine Entscheidung über den Standort gefallen: Der Staudamm mußte oberhalb des Schiffes liegen, also im nördlichen Teil des Tals. Rigel hatte ursprünglich, nach Betrachtung der Luftaufnahmen, das südliche Ende im Auge gehabt, wo das große Tal in die Schlucht überging. Aber er änderte seine Pläne leichten Herzens, zumal er mit dem Gedanken spielte, man könne ja, wenn die Methode sich bewährt habe, immer noch da unten einen zweiten Staudamm bauen.
    Eine Methode nämlich hatte Rigel schon ausgeknobelt, nur den geeigneten Platz mußte er noch finden, und er hatte seine Gründe, als er Gemma darum bat, ihn mit dem Biest zu begleiten; er wollte selbst sehen, wie sich das Biest so anstellte, weil er die Absicht hatte, es später für ein paar Transporte vom Raumschiff zum Bauplatz einzusetzen. Gemma wiederum war interessiert daran, ihren Einfluß auf das Biest in einer bisher ungewohnten Umgebung zu erproben. Und hinter der Biegung, die etwa achthundert Meter vom Schiff entfernt war, lagen ja weiter nördlich noch einige Kilometer Tal, die sie bisher nicht besichtigt hatten.
    Sie zogen nach dem Mittagessen los, Rigel voran, dann Gemma, die immer mal hier und da eine Pflanze aufnahm oder ein Grasbüschel betrachtete. Hinter ihr trottete das Biest, dem sie das Kommando »Komm mit!« gegeben hatte.
    Wie sie aus den Luftaufnahmen wußten, erstreckte sich hinter der Biegung das Tal etwa zwei Kilometer geradlinig nach Norden, und dann kam, kurz vor dem Massiv, an dem der Bach entsprang, noch einmal eine kleine Biegung. Viel mehr als die Luftaufnahme sagte freilich das Bild, das sich ihren Augen bot, auch nicht aus: auf der flachen, fast eben erscheinenden Talsohle gleichmäßig junger Graswuchs, die Wände rechts und links aus kahlem Stein, nur vereinzelt unterbrochen von einem winzigen Fleckchen Grün, dort, wo sich auf einem Vorsprung ein bißchen fruchtbarer Boden gesammelt haben mochte. Lediglich ganz am Ende des einzusehenden Teils war ein größerer grüner Fleck, der in halber Höhe der Felswand begann und sich bis nach oben zu erstrecken schien. Dieser Fleck vor allem erweckte Gemmas Interesse.
    Rigel sah diesen Abschnitt des Tals anders. Er versuchte, den Lauf des Bachs mit den Augen zu verfolgen, und erkannte schnell, daß es auf dieser Strecke keine Möglichkeit gab, einen Staudamm anzulegen, jedenfalls nicht unter den gegebenen Bedingungen und mit ihren sehr begrenzten Mitteln. Enttäuschend also; aber doch nicht ernstlich schlimm, denn dann mußte der Wirkungsmechanismus, der den Bach bei Regen so schnell anschwellen ließ, hinter jener Biegung in der Ferne liegen, und dort würde es wohl auch günstige Bedingungen für einen Damm geben.
    Beide hatten also keinen Grund, sich lange an Einzelheiten rechts und links ihres Weges aufzuhalten, und so schritten sie jetzt zielstrebig dem nördlichen Ende des Tals zu; nur das Biest blieb ab und zu stehen, weidete ein bißchen das junge Gras ab und galoppierte ihnen dann wieder nach, bis es sie eingeholt hatte.
    »Familie mit Hündchen macht einen Sonntagsspaziergang!« sagte Gemma plötzlich und prustete gleich darauf los.
    »Wenn unser Hündchen doch endlich mal einen Hasen aufstöbern würde«, sagte Rigel trocken, »dann hätten wir ein bißchen was zu den verdammten Bohnen.«
    »Und wie wolltest du den Hasen fangen?« fragte Gemma.
    Rigel war um eine Antwort nicht verlegen. In Gedanken hatte er schnell eine gut funktionierende Hasenfalle konstruiert, aber bevor er Gemma erzählen konnte, was er sich ausgedacht hatte, waren sie schon im letzten Drittel dieses Abschnitts, und plötzlich wurde erkennbar, was es mit dem grünen Fleck auf sich hatte: In halber Höhe war eine Lücke in der Wand, die sich zu einem winzigen Talkessel ausweitete, und

Weitere Kostenlose Bücher