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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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und leckte sich mit der Zunge die Maulpartie. Gemma sah oben zwischen den Bäumen Insekten schwärmen, aber nach hier unten waren sie ihnen nicht gefolgt, und auch das Biest schien frei davon zu sein.
    Aufatmend öffnete Gemma ihr Visier wieder. Rigel folgte ihr auch darin und fragte: »Glaubst du, daß die gefährlich sind?«
    »Sie könnten es in doppelter Hinsicht sein«, meinte Gemma. »Erstens könnte ihr Gift für unsere Körper nicht so harmlos sein wie Bienengift, sondern vielleicht so wie Schlangengift auf der Erde, und zweitens könnten sie Mikroben übertragen. Falls sie stechen. Und falls sie nicht einen ganz anderen Abwehrmechanismus verwenden, von dem wir überhaupt keine Ahnung haben.«
    »Sie tun doch aber so wie Bienen oder Mücken!«
    »Woher willst du das wissen?« tadelte Gemma ihren Gefährten. »Was weißt du denn über ihr Zusammenleben? Ihre Ernährung? Ihre Arbeitsteilung, falls sie eine haben? Ihre Brutpflege? Bloß weil sie schwärmen? Das kann auch einfach dazu dienen, die Wirkung ihrer großen Zahl zu entfalten.«
    »Gut, gut«, wehrte Rigel lächelnd ab, »du hast ja recht. Aber komm, jetzt bin ich gespannt, was wir hinter der Biegung finden.«
    »Die Leine laß ich hier hängen, wir werden ja noch öfter.«, sagte Gemma, aber Rigel winkte ihr ungeduldig, so daß sie den Satz nicht vollendete.
    Hinter einer Biegung fanden sie nun endlich, was Rigel so lange gesucht hatte. Der Boden stieg an, und zahlreiche, jetzt trockene Rinnen, die von allen Seiten zum Bach liefen, zeigten deutlich, daß hier bei Regen die Wasser der umliegenden Massive zusammenflossen, vor allem auch von dem das Tal nach Norden abschließenden Massiv, aus dem der Bach selbst entsprang. Vielleicht gab es hier sogar in den Felsen Wasserreservoire, aber das war jetzt nicht so wichtig. Viel bedeutsamer war, daß sich auch eine Stelle fand, an der die Abriegelung des Bachs mit ziemlich kleinem Aufwand möglich sein würde. Aufgeregt schritt Rigel die verschiedenen Entfernungen ab, legte sich auf den Boden, um die Niveauunterschiede zu prüfen, stellte sich schließlich in Positur und sagte fast feierlich: »Hier werden wir den Staudamm bauen!«
    Der Bau des Staudamms, an dem alle beteiligt waren, wenn auch in unterschiedlichem Maße, half ihnen drei Tage lang über Hunger und Unbequemlichkeit hinweg. Denn zu der Nahrungsmittelknappheit war nun, bei häufigem Regen, noch die unangenehme Tatsache gekommen, daß sie die ohnehin nicht sehr wohlschmeckenden Bohnen und Kräuter manchmal roh verzehren mußten. Da wirkte sich die Rationierung des Trinkwassers doppelt aus.
    Aber die Hoffnung, daß der Damm ihr Leben erleichtern würde, ließ alle emsig arbeiten. Sie freuten sich, daß sie hier mit wirklich primitiven Mitteln, sozusagen mit einer Behelfstechnologie, ein solches Werk zustande brachten.
    Rigel hatte primitivste und modernste Technik mit Schwung kombiniert, Holz wurde für den Damm verwendet, Holz und Steine aus dem Kessel und der Umgebung, aber auch Quellstoff, Fallschirmleinen und Folie aus dem Schiff, und so unglaublich es schien, der nächste Regen bestätigte es: Der Damm hielt.
    Zur Energiegewinnung diente eine kleine Turbine, an die ein Stromgenerator angeschlossen war - alles Teile, die aus dem Arsenal des Schiffs stammten, deren eigentliche Bestimmung freilich ganz anders war: Sie sollten bei planetaren Landungen zur Montage geeigneter Landefahrzeuge oder Boote dienen. Und zur Umwandlung des Stroms in Aktivkomponente wurden die Strahlwaffen benutzt, sie konnten nämlich mit elektrischem Strom aufgeladen werden, speicherten aber die Energie so, daß man sie direkt in den Kommutator ableiten konnte, der sie in Aktivkomponente verwandelte. Das Aufladen dauerte ungefähr einen Tag, dann mußten die vollen Magazine entnommen und gegen leere ausgetauscht werden.
    Einen Teil des Holzes hatte Rigel zum Schiff transportiert und dort, zerkleinert, zu einem Stapel aufgebaut - der Himmel mochte wissen, wo er das mal gesehen hatte und woher er das konnte. Mehr als Staudamm und Minikraftwerk verdeutlichte dieser Stapel die körperlichen Anstrengungen, die sie alle hinter sich gebracht hatten. Toliman, der als Leiter und Organisator alle wichtigen Abläufe nicht nur von ihrem Ziel her betrachtete, sondern auch auf die dabei angewandten Methoden hin, stellte nach einer Überschlagsrechnung fest, daß sie auf der Erde mit ihrer etwas größeren Schwerkraft solche körperlichen Leistungen wahrscheinlich nicht vollbracht hätten

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